Kaiserslautern Wenn Bilder auf Musik treffen

Den Synergieeffekt aus bildender Kunst, Instrumental- und textgebundener Vokalmusik nutzte die organisatorische Kombination aus Ausstellung und Liederabend am Sonntag im Haus des Bürgers Ramstein, um in Kindheitserinnerungen nostalgisch zu schwelgen. Passend zur Ausstellung „Kinderwelten“ der freischaffenden Künstlerin Gabi Schlimmer mit Kunstatelier in Hochspeyer, stellte das Künstlerduo Daniela Schick (Sopran) und Heribert Molitor (Klavier) Kunstlieder aus Klassik bis Spätromantik zum sinngemäßen Leitthema „Kinderstube“ vor.

Die verschieden dimensionierten und selbst gerahmten Bilder der Hochspeyerer Künstlerin entstanden hauptsächlich im vergangenen Jahr und setzen sich mit dem Thema „Kinderwelten“ unterschiedlich auseinander: Als Mutter zweier Kinder ließ die Malerin einerseits deren Ängste, aber auch Gefühlswelten Revue passieren. Eine wertvolle Hilfe war, dass Tochter und Sohn selbst vieles zu Papier brachten, was sie als stoffliche Anregung aufgriff und weiter verarbeitete. Durch kindliche Visionen und irrationale Ängste und deren sublimierte Verarbeitung entstanden stofflich auch Mischwesen, eine Art Fabelwesen mit menschlichen Zügen. So etwa eine Art Paradiesvogel, der das Ausbrechen aus einer realen Welt nahelegt. Der Rückblick in die eigene Kinderseele führte aber auch zu idyllisierten Bildern wie etwa das besonders ansprechende eines Schmetterlings. Zum Thema kam die Hochspeyrerin aber auch durch das Bejahen des Kindes in sich selbst. Schließlich erzählen die Bilder aber auch Geschichten, etwa die der Kinder im Regenbogenland. Auffällig ist bei vielen Bildern, dass vom Rahmen und Passepartout bis zur tiefenwirksamen Perspektive eine räumliche Wirkung suggeriert wird und 3D-Effekte mit verschiedenen Schichten diesen Aspekt noch verstärken. Gabi Schlimmer verwendet Acrylfarbe in Tuschekombination: Die frühere technische Zeichnerin hat eine besondere Affinität zu dünnen Stiften, wie eine Feder geführt und mit feinsten Nuancen der Liniengebung. Zuvor sorgte sie 2014 mit der Ausstellung „Rhythm & Art“ zusammen mit dem Gitarristen Martin Haberer für Aufsehen, als sie eine Gitarre mit gebrochenem Hals in einer Fotomontage in 3-D-Dimension kreierte. Dass sich diese Künste wechselseitig inspirieren, zeigte sich deutlich beim begleitenden Liederabend: So wie die bildende Künstlerin eine Vorliebe für feinste Schattierungen zeigte, griffen auch die Ausführenden des konzertanten Teils dies mit der Feinheit melodischer Linien auf. Wenn auch Mozarts Liedtitel „Das Kinderspiel“ zu Missverständnissen führen könnte – die Vortragsfolge war alles andere als ein Kinderspiel. Die Lieder von Schubert, Schumann, Brahms, Wolf, Reger und Mussorgski (aus dem Zyklus „Kinderstube“) verlangen deutliche und nuancierte Charakterisierung, um ihren inhaltlichen Gehalt auszudeuten. Ob Wiegen- oder Tanzlied, Lieder vom Klapperstorch oder bis zum musikalischen Abendgebet: Alle waren auch eine klingende Kultur- und Sozialgeschichte. So verdingt sich bei Schumann ein Knabe als Hirte, zeigen aber auch Lieder wie jenes vom Mond (der am Himmel wohne) auch ein zeittypisches Weltbild. Parallelen zur Ausstellung mit deren Mischwesen zeigen sich musikalisch beim Elfenlied. Anstelle opernhafter Drastik setzte Schick auf dezente, verinnerlichte Darstellung und interpretierte spürbar vom Text und seiner Prosodie ausgehend. So gelangen ihr klare Diktion, prägnante Deklamation, und es entstanden Klanggemälde poetischer Empfindungen. Die Vorträge fanden in der einfühlsamen Klavierbegleitung mit ebenfalls feinsten klanglichen Schattierungen und einem Hauch belebender Agogik ideale klangliche Einbettung. Beide Interpreten lüfteten alle Geheimnisse einer romantisierenden, schier entrückten und beseelten Vortragsweise. Infos... ... zur Künstlerin Gabi Schlimmer unter www.schlimmer-art.de.

x