Kaiserslautern Von Spenden und Affären

Die am Wochenende im Live-Theater in der Spinnerei Lampertsmühle in Erfenbach aufgeführte Wellnesskomödie „Aufguss“ war für das Team um Motor und Initiator Achim Schicketanz wieder ein ganz großer Wurf: Die Boulevardkomödie von René Heinersdorff stiftet ein heilloses Durcheinander; entfacht ein kunterbuntes und turbulentes Ränkespiel mit Irrungen, Wirrungen sowie Verwechslungen und Verstrickungen.

Der Schein trügt, könnte man die verwickelte Handlung klassifizieren. Denn: Fast jede(r) führt eigentlich bislang ein Doppelleben, ist – zumindest bei amourösen Abenteuern – nach allen Seiten offen und somit auch nicht ganz dicht. Dieter, ein erfolgreicher Waschmittelhersteller (Achim Schicketanz) möchte seiner langjährigen Lebenspartnerin Marie (ohne Trauschein) den bislang vergeblichen Kinderwunsch erfüllen und hat für einen gemeinsamen Wochenendurlaub im Wellnesshotel einen Samenspender engagiert. Dazu erfüllt als gut aussehender Fitnesstrainer und Akademiker ein gewisser Alain (verkörpert von Marc Klußmeier) ideale genetische Voraussetzungen. Alain soll also Dieters Partnerin Marie (Monika Cappel) „beglücken“. Da gleichzeitig im Hotel auch noch Lothar (gespielt von Tobias Bühler), Chefarzt einer florierenden Kinderklinik, auf der Suche nach (Geld-) Spendern für seine neue Station ist, nimmt das unheilschwangere Spiel mit Missverständnissen, Zweideutigkeiten beim Thema „Spenden“ und mit komplizierten Dreiecksbeziehungen seinen verhängnisvollen Verlauf. Um die ohnehin prekäre und pekuniäre Lage auf die sprichwörtliche Spitze zu treiben, hat Lothars Sekretärin Emily (Carola Kuhn) ein Verhältnis mit dem Fabrikanten Dieter, das zu verbergen ist. Und Dieter, am Ende der Komödie genervt von so viel Beziehungsstress, nimmt eine Auszeit – bis eine weitere Schöne aus dem Hintergrund verheißungsvoll winkt ... Achim Schicketanz verkörpert diesen Schwerenöter mit Unschuldsblick, der alles nur gut meint und auf Anhieb Zugang zu diesem komplizierten Doppelspiel zwischen Familienvater und Schwerenöter findet und diese Rolle auf der Bühne genüsslich auslebt. Dieter ist auch als langjähriger Geldspender für soziale Projekte ein begehrtes Objekt kommerzieller Begierde. Sozusagen zwischen Bieder- und Lebemann, mal reumütig zerknirscht, dann wieder auf Beutejagd und wieder mit sozialem Gewissen. Eine Paraderolle für Schicketanz, der gleichzeitig auf verschiedenen Hochzeiten tanzt und diesen Spagat einer zerrissenen Persönlichkeit genial auslebt. Während Schicketanz mit seiner Gestik und Mimik und hohem schauspielerischen Können sofort in Bann zieht, brauchen andere etwas länger, um ihre Stärken auszuspielen. Allerdings ist Cappel alias Marie ja auch erst mal in der Schockstarre, als sie von den dubiosen Plänen ihres Partners Dieter im Wellnesshotel erfährt. Muss sich erst mal sortieren, um dann im zweiten Teil mit eigenen Überraschungen aufzuwarten ... Und dem verkrampft und unsicher wirkenden Lothar als Leiter einer Kinderklinik dämmert es schließlich, dass Kinderkriegen nicht nur ein medizinisches und finanzielles Problem ist. Er bekommt diesbezüglich ebenfalls weibliche Avancen gemacht und lässt sich aus der Reserve locken. Diese Wandlung spielt Bühler wirklich gut. Wie so oft bei solchen Komödien, nimmt diese nach der vorgestellten Konstellation zwischenmenschlicher und hier geschäftlicher Beziehungen rasant Fahrt auf, gewinnt gegen Ende erheblich an Spannung, Dynamik und Situationskomik: bis nichts mehr ist, wie es anfangs schien. Passend zum Rahmen können die Akteure mächtig Dampf ablassen oder im Kühlbecken nach der Sauna ihr Mütchen kühlen. Lange Ovationen am Samstag! Info Weitere Spieltermine: 15., 16. und 23. Februar sowie im März am 1., 2., 8., 15., 22., sowie 29. und 30. Beginn jeweils um 19.30 Uhr. Karten unter 06301/ 719671.