Kaiserslautern Kampfschreie und Schwerter

Sieht einfach aus, ist es aber nicht: Jeder Schritt, jeder Stoß nach vorn folgt genauen Regeln. Wer in der Rüstung steckt, hat l
Sieht einfach aus, ist es aber nicht: Jeder Schritt, jeder Stoß nach vorn folgt genauen Regeln. Wer in der Rüstung steckt, hat lange dafür geübt.

Über 40 Schwertkämpfer aus dem Südwestdeutschen Raum versuchen beim Hanami-Kendo-Cup in Otterberg zu punkten. Fast 20 Meister und Richter weisen den Weg, der für jeden Kendo-Sportler das alleinige Ziel ist. Sagt jedenfalls Hans Ernst, der Vorsitzende des ausrichtenden Kendo-Vereins Kaiserslautern, am Rande des Geschehens.

Gerade waren alle vertraut, gemeinsam beim Aufwärmen, die weiten Hosen flatterten taktfreundlich beim Lauf. Vorbei! Clemens Klein, Vizepräsident des Südwestdeutschen Kendoverbandes, hat nach lobenden Worten Richtung Engagement des Kendo-Vereins Kaiserslautern den Wettkampf auf den beiden Kampfflächen freigegeben. Die Fans auf der Tribüne der großen Sporthalle der Integrierten Gesamtschule in Otterberg schweigen. Noch. Jeder Schwertzug, jede Attacke des eigenen Kämpfers, drängt die anfängliche Stille ins Aus, formt mehr Anfeuerung. Die Kämpfer leisten das Ihre, setzen Gelerntes um – mit Schreien und aufklatschenden Schwertern. Die sind aus Bambus. Blut fließt keins, und Verletzungen gibt es bei allem Einsatz auch nicht. Dafür reichlich gegenseitigen Respekt. Der nächste Kampf! Die Bambus-Schwerter, die Shinai, touchieren sich an der Spitze. Mann oder Frau, gut oder blutiger Anfänger, ist nicht zu sehen. Beide tragen dunkle Jacken, weite Hosen, Kopftuch, Handschuhe, Brustpanzer, Schurz und eine Kopfmaske, die sich ausladend über die Schultern schwingt. Einer der beiden ist Martin Paetz, ein Lauterer Kendoka. Steht zumindest auf der Starterliste. Beim Abnehmen der Maske zeigt sich, er ist es. Da hat er schon ordentlich gepunktet, hat seine ersten Kämpfe entschieden. Hat abgewartet, bis sein Kontrahent in Bewegung war, die Lücke erkannt und sein Schwert platziert. Fürs pure Treffen geben die Richter noch keinen Punkt. So geht Kendo nicht! Kendo hat nichts mit Draufhauen oder purem Angriff zu tun. Nur wenn ein zulässiges Ziel – Kopf, Hand, Seite – in exakter Technik mit dem vorderen Shinai-Drittel getroffen wird, gibt’s Punkte. Gleichzeitig muss der Kämpfer aufrecht und im Gleichgewicht sein, zusammen mit dem Hieb oder dem Stich mit dem vorderen Fuß auftreten und, ganz wesentlich, er oder natürlich sie, muss den Kampfschrei hören lassen und dabei ausdrücken, wo er zuschlägt. Das ist die hohe Kunst. „Kendo ist mehr als körperliche Stärke und Größe, da geht es um Schnelligkeit und um Intuition“, erklärt Stefan Ernst, Trainer im Kendo-Verein Kaiserslautern, worauf es ankommt und warum Frauen und Männer sich locker gegenüberstehen. So ganz locker ist die 25-jährige Stefanie Heimsott vom Kendoverein Kaiserslautern allerdings nicht. Es ist ihr erstes Turnier, und da kommt doch Aufregung hoch. „Der Schwertkampf macht einfach Spaß, und ich habe im Verein und bei Lehrgängen ganz viele Freunde gefunden“, umschreibt sie, was für sie hinter dem Sport steht. „Kendo ist kein Sport mit großer Außenwirkung. Es ist ein Sport, der mehr ins Innere geht“, verdeutlicht Hans Ernst, selbst Dan-Träger, um was es wirklich geht. „Wir haben nur drei Trefferpunkte, können aber 1000 Dinge falsch machen. Nur wenn der Angriff aus der Körpermitte kommt, der Kämpfer erdverbunden ist und gleichzeitig der Kopf zum Himmel ragt, dann fließt es“, sagt der Vorsitzende. Am Rande der Tribüne freut sich ein junger Mainzer Teilnehmer, dass er „nur“ einen Dreierpool hat. Er schätzt seine Chance auf die nächste Runde so besser ein als im Viererpool. Der Mainzer nimmt es sportlich, will gewinnen. Der Sieg zählt, egal, ob was fließt. Sein Vereinskollege sieht es anders. „Im Viererpool und den anstehenden drei Kämpfen habe ich die Chance, dreimal was dazuzulernen“, sagt er, dreht sich langsam um, zieht die Maske auf und lässt in den Kämpfen die anderen lernen, wie es sich anfühlt zu verlieren. Kontakt Bei Interesse an Kendo oder auch an Iaido, der Schwertmeditation, gibt es weitere Informationen unter der Internetadresse www.kendo-kaiserslautern-ev.de. Training ist freitags, 20 bis 22 Uhr (Kendo), und montags, 20.30 bis 22 Uhr (Iaido), in der Sporthalle der IGS in Otterberg.

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