Kreis Kaiserslautern Kaiserslautern: Engpässe bei Grippe-Impfmitteln

Dass jeder, der den vor der Grippe schützenden Piks haben will, diesen auch bekommt, ist nicht gesichert.
Dass jeder, der den vor der Grippe schützenden Piks haben will, diesen auch bekommt, ist nicht gesichert.

Wer vorhatte, sich dieses Jahr noch gegen Grippe impfen zu lassen, sollte sich genau informieren. Denn manche Ärzte und Apotheker melden aktuell, keinen Impfstoff mehr zur Verfügung zu haben. Die regionalen Lieferengpässe kommen durch die erhöhte Impfbereitschaft der Bevölkerung, aber auch durch diverse Unklarheiten zwischen Herstellern, Krankenkassen und Ärzten zustande.

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) im hessischen Langen ist das deutsche Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel. Diese Behörde hatte bundesweit rund 15,3 Millionen Impfdosen freigegeben. Doch bereits jetzt melden sich Apotheker, denen die Medikamente zum Impfen fehlen. Obwohl die Nachfrage in diesem Jahr deutlich höher ist als 2017, kann mit Nachschub nicht gerechnet werden: Die Hersteller haben die Produktion bereits abgeschlossen. Was können Patienten nun tun? Kann es wirklich dazu kommen, dass ich mich gegen Grippe impfen lassen will und der Arzt mich wieder wegschickt?

Zwischen 60 und 70 Impfungen mehr

Tanja Ruby von der Gemeinschaftspraxis Rolf Dietzel und Kollegen in Enkenbach-Alsenborn sieht mit Sicherheit „ein großes Problem“. „Ich habe letzten Freitag die letzten 50 Impfampullen von unserer Apotheke in Mehlingen mit dem Vermerk gekriegt, dass nicht gesichert ist, dass es dieses Jahr überhaupt noch einmal Impfstoff gibt.“ Im Vergleich zum Vorjahr hätten sich dieses Jahr im gleichen Zeitraum zwischen 60 und 70 Leute mehr in der Praxis impfen lassen. Die Nachfrage sei also deutlich größer als 2017 Jahr. „Es sind einige dabei, die sich noch nie haben impfen lassen oder zwischendrin ausgesetzt haben und dieses Jahr wieder mit dabei sind. Die Apotheke meinte, wir sollten lieber vorbestellen, denn sie wüssten nicht, wann es wieder Nachschub geben könnte. Die 50 Ampullen, die wir jetzt haben, sind bereits zum größten Teil verplant. Alles andere bleibt abzuwarten.“ Eva Vitor dos Santos im Medizinischen Versorgungszentrum Am Hang in Otterbach berichtet, dass „schon zwei Wochen lang gar kein Impfstoff mehr da war. Momentan geht es aber wieder“. Die Nachfrage sei auch hier größer als im Vorjahr. In der hausärztlichen Gemeinschaftspraxis von Arne Böcher und Sabine Leidner-Flohr in Trippstadt verzeichnet Arzthelferin Gesa Kiefer „definitiv“ eine größere Nachfrage nach Influenzaimpfstoff als 2017. „Bei der zweiten Nachbestellung mussten wir ein bisschen warten, bis die Lieferung kam. Da war es kritisch, ob wir überhaupt etwas kriegen. Dann haben wir doch die Menge bekommen, die wir haben wollten. Jetzt muss ich wieder bestellen. Da bin ich mal gespannt“.

Impfsaison noch im November

In der Landstuhler Gemeinschaftspraxis von Johannes und Anja Thum zeichnet Arzthelferin Jutta Wagner ein fast identisches Bild. Sie beschreibt eine deutlich höhere Nachfrage und Engpässe bei Nachbestellungen im Vergleich zum Vorjahr. Impfen kann man nur mit den Impfstoffen gegen die echte Virusgrippe. Es gibt dieses Jahr vier tetravalente Impfstoffe – das bedeutet, sie richten sich gegen alle vier Virusstämme der Grippeviren, gegen die eine Impfung von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen werde. Drei davon werden durch Spritzen verabreicht, beim vierten handelt es sich um ein Nasenspray mit abgeschwächtem Lebendimpfstoff. Er ist nur für Menschen zwischen zwei und 17 Jahren zugelassen, jedoch nicht für Personen mit einem geschwächten Immunsystem. Zudem gibt es noch einen Impfstoff, der sich – wie in früheren Jahren – nur gegen drei dieser Stämme richtet. Der ist allerdings nur für Menschen über 65 zugelassen und enthält einen Wirkverstärker. Die empfohlene Impfsaison geht noch über den gesamten November. Gründe für die Lieferengpässe gibt es viele. Unter anderem wurde erst im April klar, dass eine Umstellung vom trivalenten auf den tetravalenten Impfstoff erfolgt. Das bedeutet, dass nun auch die Impfung gegen vier Stämme der Grippeviren – statt wie bisher drei – von den Krankenkassen bezahlt wird. Den Herstellern blieb deshalb für die langwierige Produktion nur wenig Vorlauf. Zudem zögerten manche Ärzte und Apotheker lange mit der Vorbestellung, weil über die Preis- und Anbietervorgaben Unklarheit herrschte. Bei der echten Grippe, auch Influenza genannt, handelt es sich – im Gegensatz zu einer Erkältung – um eine ernste Krankheit, die in schweren Fällen zum Tod führen kann. Laut Robert-Koch-Institut beginnt die jährliche Grippewelle meist im Januar. Eine Impfung sollte in den Monaten Oktober und November erfolgen, da erst nach 14 Tagen ein ausreichender Schutz aufgebaut ist. Vor allem für medizinisches Personal, Menschen über 60, chronisch Kranke sowie Schwangere ist der Schutz aufgrund des hohen Infektrisikos ratsam.

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