Grünstadt Viel Raum für Neugestaltung

Nach ihren Besuchen in Alsenbrück-Langmeil und Oberwiesen schaute sich die sechsköpfige Fachjury des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ unter Leitung von Karlheinz Weiß am Mittwoch Wattenheim an. Die Ortsgemeinde hat den Sprung unter die zwölf Orte in der Hauptklasse geschafft und hofft nun im Gebietsentscheid zu gewinnen, um dann auf Landesebene zu punkten.

„Nehmen Sie sich Zeit, ihr Dorf zu entwickeln, sonst holt Sie der demografische Wandel ein“, riet Weiß. Bevor die kleine Gruppe aus Juroren, Ratsmitgliedern und interessierten Bürgern bei hochsommerlichen Temperaturen aufbrach, stellte Bürgermeister Andreas Werle den Ort in der Festhalle vor. Knapp 1600 Menschen haben in Wattenheim ihren Erstwohnsitz, fast 19 Prozent seien unter 20 Jahre alt, nur 440 Personen über 60. 607 Bürger pendelten zur Arbeit aus, aber immerhin 73 auch ein, wies Werle auf die Dienstleistungs- und Handwerksbetriebe im Dorf hin, das mit 711 Hektar Forst die größte Waldgemeinde im Revier Jerusalemsberg ist. Die Breitbandversorgung sei gut, das bürgerschaftliche Engagement hervorragend, die Grundversorgung schlecht. Doch bemühe man sich gerade, einen Dorfladen in dem ehemaligen Haus der RV Bank Rhein-Haardt einzurichten. Beim Rundgang zeigte Werle historische, zum Teil in Eigenleistung instand gesetzte Gebäude, zwischen denen so manche Freifläche auf Nutzung wartet. „Leider sind wir nicht in das Förderprogramm ,Ländliche Zentren′ aufgenommen worden, worum wir uns mit Carlsberg und Hettenleidelheim beworben haben“, gab der Bürgermeister eine ganz frische Information weiter. Zwei geplante Neubaugebiete seien an notwendigen Lärmschutz- und Entwässerungsmaßnahmen gescheitert, derzeit sei man dran, ein drittes „Am Bild“ umzusetzen. „Es ist gut, dass die beiden Baugebiete nicht realisiert worden sind“, meinte Juror Rüdiger Schenkel mit Blick auf die zahlreichen Baulücken. In der Hauptstraße sieht er viel Entwicklungspotenzial, rät aber dazu, ein für alle gültiges Regelwerk zur Gestaltung zu erarbeiten. Sein Kollege Jochen Schael empfahl ein städtebauliches Sanierungskonzept. „Das stark veraltete Dorferneuerungskonzept sollte mit Hilfe eines Planungsbüros fortgeschrieben werden.“ Die Idee mit dem Dorfladen lobte Schael ausdrücklich. „Beim Friedhof haben Sie riesige Flächen, die in den nächsten Jahrzehnten nicht benötigt werden. Da könnte ein Mehrgenerationenplatz angelegt werden“, regte er an. Den Platz an der Festhalle würde die Jury aufwerten. Dort waren am Mittwoch die Kerweborsch dabei, das Kirchweihfest vorzubereiten. Kommissionsmitglied Ute Balz lobte das große ehrenamtliche Engagement in der Gemeinde: „Es ist schon erstaunlich, dass es der Musikverein mit nur 29 Mitgliedern schafft, das Haus Fernekeß zu sanieren.“ Diplom-Ingenieurin Birgit Deutschmann wiederum plädierte für den Erhalt des alten Baumbestandes. Den Bereich vor dem künftigen Dorfladen könne man in ein Areal zum Verweilen mitten im Straßenraum umwandeln. Juror Peter Busch ergänzte: „Die außergewöhnlich exponierte topografische Lage von Wattenheim könnte man nach außen besser darstellen.“ Weiß riet zur Teilnahme an einer Dorfmoderation - ein externer geschulter Blick sei hilfreich. Ab 13. Juli sei auf der Internetseite der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) zu erfahren, welche vier der zwölf Ortsgemeinden in der Hauptklasse es in den Landeswettbewerb geschafft haben. (abf)

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