Grünstadt Unterirdische Schätze erhalten

„Bei zuständigen Behörden und Hausbesitzern muss endlich das Bewusstsein für die Vergangenheit der Stadt geschaffen werden.“ Das hat die Speyerer Kunsthistorikerin Ute Rasp gefordert. Sie eröffnete jetzt die Vortragsreihe der Bezirksgruppe Speyer des Historischen Verein der Pfalz in der Villa Ecarius.

Es gelte, die vielen tiefen Keller aus der Zeit vor der Stadtzerstörung vor über 300 Jahren zu dokumentieren und zu erhalten. Das seien „unterirdische Schätze“, die in anderen Städten mit großer Vergangenheit längst dokumentarisch erfasst seien, sagte sie und erhielt viel Beifall für die Forderung, die sie am Ende ihrer Betrachtungen „Der Wiederaufbau von Speyer nach 1689 – bauhistorische Untersuchungen“ formulierte. Die Archivarin des Landesarchivs wünscht sich mehr Aufmerksamkeit und Schutz für die mittelalterlichen Kellergewölbe der Innenstadt. Dafür müssten alle Besitzer der nach 1689 an der Maximilianstraße und in der Umgebung gebauten Häuser gewonnen werden. „Speyer ist eine Stadt, die in ihrer Geschichte sehr viel Glück gehabt hat und auch im letzten Krieg nur marginale Zerstörungen zu verkraften hatte. Das traumatischste und bis heute nachhallende Ereignis war die Zerstörung der Stadt in den Wirren des Pfälzischen Erbfolgekrieges 1689“, sagte Rasp. Die Referentin stellte fünf von ihr aufgesuchte Kelleranlagen vor. Sie bilden die „Tiefgeschosse“ des von einem Gässchen unterbrochenen Giebelhäuser-Ensembles 23-27, das ist von der Einhorn-Apotheke bis zum Anwesen Christmann. Letzteres sei das mit dem größten Kellerraum. Wie andere auch, waren diese dreistöckigen Gebäude nach 1689 anstelle zerstörter Häuser errichtet worden. Ihre mit großen Pfeilern versehenen, bis heute erhaltenen Gewölbekeller reichten zum Teil bis unter die Maximilianstraße und hatten offenbar eigene überdachte Eingänge. Ein „Kellernetz“, eine Verbindung zu anderen Häusern wie zum Beispiel in Oppenheim, gab es indes nicht. Über die Speyerer „Unterwelt“ von 1689 schwärmte der französische Kriegsberichterstatter Jean DuMont: „Ich glaube nicht, dass irgendwo anders in der Welt so schöne Keller und dazu noch in solcher Zahl anzutreffen sind ... Wer hinabgestiegen war, konnte den Eindruck gewinnen, als befände er sich in einem unterirdischen Tempel, der dem Gott Bacchus geweiht sei.“ (wk)

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