Grünstadt Straftatenserie reißt nicht ab

Einbrüche im Wochentakt, Autos auf Backsteinen, Brandstiftungen – die Kirchheimer fühlen sich in ihrem Dorf nicht mehr sicher und wollen den Taten ihrerseits Taten folgen lassen. Auf der Ratssitzung am Dienstag im Friederich-Diffiné-Haus wurde einstimmig beschlossen, einen Arbeitskreis aus Vertretern aller Fraktionen zu bilden, der gemeinsam mit Polizei und Verbandsgemeinde ein Konzept zur Verbesserung der Lage erstellt.

„Der nächste Herbst kommt bestimmt“, erklärte Ortsbürgermeister Robert Brunner (CDU), weshalb man sich nun fachmännischen Rat holen wolle. Laut dem zur Sitzung eingeladenen Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Grünstadt, Sigfried Doll, konzentrieren sich die Straftaten aber weder ausschließlich auf September bis Dezember noch ist Kirchheim auffällig oft betroffen. „Das eine ist die Statistik, das andere die persönliche Betroffenheit“, meinte Walter Wörner (CDU). „Mir wird schlecht, wenn ich das erste Vierteljahr 2014 hochrechne“, so Brunner. Von den 2462 Straftaten, die 2013 bei der PI Grünstadt zu bearbeiten waren, betrafen 160 Kirchheim. 71 der 160 Fälle ereigneten sich auf dem Maxi-Autohof, darunter auch Delikte wie Tankbetrug. Neun Mal sei auf dem Rasthof eingebrochen worden und zehn Mal im Ort selbst – nicht nur in Wohnhäuser. Viele dieser Taten – auch die 17 Sachbeschädigungen wie abgebrochene Autospiegel und Graffiti – fanden im Herbst statt. Wie berichtet, sind für einen Großteil der Vergehen sechs Jugendliche aus Weidenthal verantwortlich, die festgenommen werden konnten. Auch in Nachbardörfern haben sie ihr Unwesen getrieben – wohl aus Gruppenzwang und schwer nachvollziehbarer Zerstörungswut. Sie haben unter anderem Anhänger quer auf die Fahrbahn gestellt und Autos aufgebrochen, relativ wertlose Dinge wie Landkarten und Brillen gestohlen und Frostschutzmittel im Wageninneren ausgeleert. Rund 50 Delikte gehen auf deren Konto. Auf die Frage eines Bürgers erklärte Doll, dass die Schäden vermutlich über die Haftpflichtversicherung der Eltern gedeckt sind. Ein erworbener Titel auf Schadensersatz habe 30 Jahre Bestand, also weit in die Zeit hinein, in der die Täter voraussichtlich einem Beruf nachgehen und Einkommen erzielen. Er riet dazu, im Prozess gegen die Jugendlichen Nebenklage zu beantragen. Doch auch nach der Verhaftung rissen die Straftaten in Kirchheim nicht ab. Allein im ersten Quartal 2014 zählt die Polizei bereits 51 Delikte. 20 davon wurden im Rosengartenweg verübt, wo der Autohof und ein Schnellrestaurant angesiedelt sind. Die Hälfte der Delikte (26 von 51) waren Einbrüche, darunter zweimal in die Grundschule und einmal in die Kirche. Letzteres sei ein außerordentliches Ereignis. „Vandalismus in Gotteshäusern ist kein Trend“, beruhigte Doll. Aufgefallen sei bei den Zerstörungen in der Kirche und vor kurzem im Sportlerheim, dass die Täter keine Profis sind. „Sie wollen Aufmerksamkeit“, interpretierte der Dienststellenleiter. Generell sei Kirchheim kein Schwerpunkt. Einbrüche konzentrierten sich viel stärker in Grünstadt und Dirmstein, Bissersheim und Großkarlbach. Allerdings liege Kirchheim sozusagen „auf dem Weg“ und durch die Autobahnnähe aus Sicht von Kriminellen günstig. Die von Brunner vorgeschlagene Installation von Kameras an wichtigen Anwesen hätte laut Doll nur einen Verdrängungseffekt (das heißt: Die Verbrecher suchen sich nicht überwachte Objekte). Viel sinnvoller sei es, Gebäude durch Schließ- und Alarmanlagen zu schützen. „Je schwerer man es den Tätern macht, desto eher nehmen sie Abstand“, so seine Erfahrung. Der Rat beschloss einstimmig, ein Gremium zu bilden, das gemeinsam mit den Ordnungsbehörden eine Strategie ersinnt, die die Zahl der Straftaten reduzieren soll. (abf)

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