Grünstadt Starke Fraktionen für Esel oder Wein

Wie soll der Sausenheimer Kreisel gestaltet werden? Diese Frage beschäftigt die Menschen im südlichen Grünstadter Ortsteil und in der Umgebung bereits seit Jahren. Richtig Schwung kam in die Debatte, als ein eigenwilliges Kunstwerk von Robert Schad vorgeschlagen wurde. 15 Ideen von Bürgern, wie das Rondell sonst noch „aufgehübscht“ werden könnte, sind am Freitag bei der öffentlichen Ortsbeiratssitzung im Dorfgemeinschaftshaus vorgestellt worden.

Das Interesse war relativ groß. Sicherlich hätte sich mancher im Publikum auch einen Austausch über das Präsentierte gewünscht, aber Ortsvorsteher Gerd Walther machte eingangs unmissverständlich klar, dass weder eine Diskussion noch bewertende Aussagen über jeweils andere Vorschläge zulässig seien. „Nach der Fasnachtskampagne werden wir in einer Sitzung beraten und dann ein Rundschreiben an alle Haushalte herausgeben, auf dem jeder seinen Favoriten ankreuzen kann“, kündigte er an. Erst nach den Rückmeldungen mache man sich ernsthafte Gedanken zur Umsetzung. „Am Ende entscheiden aber die Bürger“, betonte Walther. Außer dem Kunstwerk von Robert Schad, mit dem eine Verbindung zu „sausen“ hergestellt werden soll, und einer Gestaltungsidee mit vier Mandelbäumen, die der ehemalige Kunsterzieher am Leininger-Gymnasium, Horst Schipull, und der einstige Chefarzt der Chirurgie am Kreiskrankenhaus Grünstadt, Günter Herrmann, eingereicht haben, stellen alle Vorschläge den Bezug zu Wein oder Esel her. Was die Grautiere mit den Sausenheimern zu tun haben, ist laut Walther von dem historisch bewanderten Albert Kohl erklärt worden: Als früher die Reichsstraße Kaiserslautern – Worms an dem Dorf vorbeiführte, besaßen viele Einwohner Esel und boten sie als Lastträger für Ware an, die hinauf nach Neuleiningen gebracht werden sollte. Für Horst-Joachim Rahn, der gern ein Pärchen der Vierbeiner auf dem Kreisel sehen würde, stehen Esel für gute Eigenschaften wie Belastbarkeit und Gutmütigkeit. „Von Schäfern wurde der Esel früher sogar als Herdenschutztier eingesetzt“, schreibt er an den Ortsvorsteher Walther. Ein Papst habe gesagt: „Wo die Pferde versagen, schaffen es die Esel.“ Reinhold Herrmann würde einen großen Metallesel am Entree platzieren und nannte in der Sitzung entsprechende Beispiele aus der Region: die Enkenbacher, die Elefanten, begrüßten Besucher mit einem Rüsseltier und die Bobenheimer täten dies mit einem Frosch. „Lieber im Streichelzoo“ als auf der Visitenkarte am Ortseingang sieht Heribert Laumen den Vierbeiner mit den langen Ohren. Er verweist darauf, dass das Tier im Volksmund mit den Attributen dumm und stur belegt ist und befürchtet, dass aus dem Esel auf dem Kreisverkehrsplatz eine Spottnummer werden könnte. Der Grünstadter hat gleich vier Vorschläge für die Verschönerung des Rondells unterbreitet, die allesamt Rebensaftprodukte in den Mittelpunkt stellen. „Unser Weindorf wurde bekannt durch seine erfahrenen und kreativen Winzer“, sagte er in der Sitzung. Die Bürger sollten stolz auf diese Berufsgruppe sein, die auch die Landschaft gestalte. Eine entsprechende Würdigung am Sausenheimer Eingangstor „sind wir ihnen schuldig“, meinte er. Es liege in der Hand des Ortsbeirates, ob er sich für Beliebigkeit oder Nachhaltigkeit entscheide, plädierte Wolfgang Thomeczek für ein richtiges Kunstwerk. Der Tiefenthaler, der auf Anregung der Stadtspitze Robert Schad gebeten hatte, einen Entwurf anzufertigen, betonte, dass Künstler einen Bildungsauftrag hätten, der auch in 100 Jahren noch Bestand habe. Insgesamt seien, so Walther, von den Bürgern, die sich an der Ideenfindung beteiligten, fünf Künstler genannt worden, die man eventuell für die Umsetzung beauftragen könnte: Bettina C. Morio (Deidesheim), Mathias Nikolaus (Bad Dürkheim), Robert Schad (Larians, Frankreich), Heinrich A. Schilling (Grünstadt) und Martin Schöneich (Vorderweidenthal). Letztendlich müsse aber auch jemand da sein, der die künstlerische Gestaltung finanziert, so der Ortsvorsteher, der abschließend meinte: „Egal, was nachher auf dem Kreisel steht – es wird ganz sicher nicht allen gefallen.“

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