Luftbildrätsel Neuhof: Tausende Bewohner leben in der „Pampa“

Mit markantem, inzwischen aber unbenutzten Silo: der Neuhof zwischen Hertlingshausen und Altleiningen.
Mit markantem, inzwischen aber unbenutzten Silo: der Neuhof zwischen Hertlingshausen und Altleiningen.

Ja, auch der Rätselmacher – und selbst die versiertesten Heimatkundler – können noch einiges von unserer Luftbildrätsel-Serie lernen. Unsere 35. Folge ist das beste Beispiel dafür: der Neuhof. Oder haben sie schon mal Hühnerherden-Hütehunde gesehen?!

Erste Überraschung: die Anzahl der richtigen Lösungen, die die Redaktion erreichten. Die mit Abstand kleinste Ansiedlung, die wir bislang in der Reihe „Unsere Heimat von oben“ gesucht haben, ist von insgesamt 63 RHEINPFALZ-Lesern erkannt worden. Das sind mehr als bei so manchem aus der Vogelperspektive fotografierten Dorf, das es in den vergangenen Jahren zu erraten galt. Die hohe Quote ist auch deshalb höchst erstaunlich, weil der zwischen Carlsberg und Altleiningen gelegene Neuhof keine Durchfahrtsgemeinde – wie etwa Boßweiler oder der Kleehof – ist. Oder wie es RHEINPFALZ-Leserin Vera Stumpf aus Carlsberg passend ausdrückt: „Der Neuhof liegt mitten in der Pampa.“

Einzig möglicher – ungewollter – Berührungspunkt für „Nicht-Höfer“ mit der kleinen Ansiedlung: Der Rad- und Wanderweg Leininger Klosterweg führt mitten durchs Gehöft. Ansonsten kommen zum Neuhof nur Menschen, die auch zum Neuhof wollen. Nur zum Neuhof. Und das sind gar nicht wenige, wie wir im Laufe der Rätselauflösung feststellen mussten. Und schon sind wir bei der nächsten großen Überraschung.

Weit über 3000 Bewohner

Der Neuhof hat weit über 3000 Bewohner. Zugegeben: Gerade mal 16 davon sind Menschen – zu den 14 aus drei Generationen der Großfamilie Goyert kommen noch zwei im Hof wohnende Landwirtschafts-Azubis. Die restlichen Bewohner sind Legehennen, Schweine, Rinder, Gänse, Katzen und Hunde. Sie bilden den tierischen Teil der drei eigenständigen Betriebe, die aktuell auf dem Neuhof angesiedelt sind.

Jeden Samstag auf dem Grünstadter Wochenmarkt: Johannes Goyert, Chef von einem der drei Bio-Betriebe auf dem Neuhof.
Jeden Samstag auf dem Grünstadter Wochenmarkt: Johannes Goyert, Chef von einem der drei Bio-Betriebe auf dem Neuhof.

Neben der Land- und Viehwirtschaft von Markus Goyert verkauft Bruder Johannes hochwertige Bio-Produkte im Hofladen und auf Wochenmärkten, Schwester Annette hat eine Gärtnerei mit nachhaltig produziertem Gemüse und verkauft das unter anderem auf dem Mannheimer Wochenmarkt. Alle drei Betriebe erfüllen die Kriterien für Demeter-Qualität, eine über das EU-Bio-Siegel hinausgehende biologisch-dynamische Produktionsweise. So dürfen beispielsweise die Tiere nur mit Biofutter, das im Durchschnitt mindestens zu 70 Prozent aus eigenem Anbau stammt, gefüttert werden. Beim Anbau von Gemüse sind weder Hybridsaatgut noch das Einpacken in Plastik erlaubt.

Gut 85 Hektar werden bewirtschaftet

Aktuell werden auf dem Hof der Familie Goyert gut 85 Hektar Fläche nach diesem Nachhaltigkeitsprinzip bewirtschaftet. Den schon seit den 30er-Jahren auf dem Neuhof praktizierten biodynamischen Anbau hatte Gotthilf Goyert bald nach der Übernahme im Jahr 1966 in Richtung Demeterqualität weiterentwickelt; von Sohn Georg-Markus mit Ehefrau Michaela wurde dies erfolgreich fortgeführt. Inzwischen haben ihre Kinder Annette (mit Gärtnerei), Johannes (Hofladen und Marktverkauf) und Markus (Vieh- und Landwirtschaft) drei eigenständige Demeter-Betriebe daraus entwickelt.

Artgerechte Tierhaltung mit zufriedenen Schweinen im Kuschelmodus im Stall.
Artgerechte Tierhaltung mit zufriedenen Schweinen im Kuschelmodus im Stall.

Zu den Neuhöfern gehören – neben den Goyerts und ihren Azubis – etwa 80 Rinder (davon 35 Mutterkühe, ein Zuchtbulle, der Rest Jungrinder und Kälber), etwa 25 Mastschweine, 100 Gänse, an die zehn Katzen und drei Hunde sowie die größte Bevölkerungsgruppe: die 3000 in Freilandgehegen lebenden Legehennen. Produktion und Vermarktung der Eier seien inzwischen eine ganz wichtige Komponente für seinen Betrieb geworden, erzählt Markus Goyert im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Und an der eingezäunten Hühnerweide hat er noch einige Überraschungen parat.

Hühnerherden-Hütehunde

Nicht nur, dass der auf Kufen gebaute Hühnerstall vom Traktor gezogen alle zwei Wochen mitsamt dem Elektrozaun auf der Wiese mitwandert. Die Qualität des Bodens leidet nämlich immens unter dem Kot der Hühner. Nein, besonders ins Auge fällt der Border Collie, der zwischen den etwa 500 Hühnern und zehn Hähnen auf dem saftigen Grün liegt. Vollkommen entspannt beobachtet er seine gefiederten Mitbewohner, ohne in ihnen auch nur entfernt ein halbes Hähnchen zu erkennen.

„Wir haben in unseren Freiland-Herden wechselweise – je nach Gefahrenlage – von morgens bis abends je einen Hund“, erklärt Goyert: „Das ist die effektivste und einfachste Art, um Füchse, insbesondere aber gefräßige Habichte fernzuhalten, bis die Hühner über Nacht wieder in ihren sicheren Stall kommen.“ Spätestens da wird wieder klar: Wir sind mit dem Luftbildrätsel dieses Mal mitten in der „Pampa“ gelandet. Und da scheinen Hühnerherden-Hütehunde keine besondere Überraschung zu sein.

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