Grünstadt Neuer Büttenstar ausgeschlüpft

Augenschmaus mit Krähe: die VfR-Gymnastik-Frauen mit ihrem „Landliebe“-Tanz.
Augenschmaus mit Krähe: die VfR-Gymnastik-Frauen mit ihrem »Landliebe«-Tanz.

Ganz im Zeichen der Verbandsgemeindefusion und VG-Bürgermeisterwahl stand der politische Teil der wie gewohnt hervorragend gemachten VfR-Rosenmontagssitzung in der Hettenleidelheimer Narhalla. Erneut glänzten die bewährten Programmpunkte. Es gab aber auch eine Überraschung: Zum ersten Mal ging der junge Harry Müller, Sproß einer Fasnachter-Familie, in die Bütt. Er machte seine Sache perfekt, besser als mancher Alte.

Unter der wie üblich umsichtigen Sitzungsleitung des Feuerio-Präsidenten Stefan Frey und seines Vizes Reinhard Herbst spielte sich ein rundum unterhaltsames närrisches Spektakel ab, das sich zeitweise in eine Art weihrauchschwenkendes Hochamt wandelte: Zum Beispiel, als Johannes Peter Schwalb als Roter Tunkas das Zustandekommen der „VG Leila“ glossierte und dabei den Triumph des neuen VG-Bürgermeisters über den eigentlichen Favoriten der Wahl, Reinhold Niederhöfer, genüsslich darstellte. Frank Rüttger habe den Bürger persönlich zur Wahl aufgerufen, das habe Niederhöfer versäumt. Schwalb ließ Rüttger sogar in schmuckem Grafenkostüm auf die Bühne kommen, heftete ihm das „Bürgermeister-Siegerkreuz mit Stichwahl-Spange“ an und ließ ihn eine Proklamation an sein Volk verlesen: „Ohne Eich wär’s annerscht kumme.“ Das alles war hübsch erfunden und gereimt, kam aber eben aus dem Munde eines der engagiertesten Wahlkämpfer Rüttgers. Da scheint der Schwarze Johannes etwas mit dem Roten Tunkas durchgegangen zu sein ... Die nächste Bütt: Knapp, pointiert, typisch, auswendig ohne Spickzettel souverän und wie im Moment erfunden vorgetragen: Harry Müller, selbst im Schüler-Alter, mit „Die Jugend von heit“. „Mama hat gesagt: Punkt 22 Uhr stehst du auf der Matte! Da hab ich die Matte halt mitgenommen und mich Punkt zehn draufgestellt ...“ Das klassische VfR-Zwiegespräch: Thomas Andel und Bernd Lange als Karl Auer & Jean Bernack. Da hagelte es wieder, absolut gut getimed, Pointe um Pointe aus dem Leben gestresster Ehemänner und Irlandfahrer, und auch der VfR-Prominenz wurde manches Groteske in die Schuhe geschoben. Das Vergnügen war allgemein. Dazwischen tanzt der Feuerio: virtuos Tanzmariechen Katharina Roth, poetisch Tanzpaar Alia Michel und Christoph Hochmuth, prächtig die Garde. Die VfR-Turnerinnen präsentieren unter dem Motto „Bauer sucht Frau“ in hübschen Kostümen einen „Landliebe“-Tanz, und dann müssen Karl-Heinz Hofrath und Peter Müller einen ganzen Abend lang an der Garderobenstange hängen. Ihre Gattinnen haben sie einfach mitsamt ihren eigen Mänteln dort abgegeben. Eine hinreißend groteske Nummer. Nach der Pause lässt Stimmungssänger Michael Menke stimmlich gekonnt die Hettrumer Fasnacht hochleben, die „Handwerker“ der Diamonds, die die Sitzung als Band ganz exzellent begleiten, zaubern wieder schmissige Rhythmen mit ihren Werkzeugkästen, dann bauen die „Old Bones“-Fußballer kleine Trampoline mit einer Art Lenkstange auf und absolvieren darauf höchst präzis einen gymnastischen Tanz. Wolfgang Becker tritt in die Bütt, als in die Jahre gekommenes „Funkenmariechen reloaded“: „Ich bin e alt Mädche, werd langsam schon grau“ ist sein Kehrvers. Nicht jedermanns Geschmack: wie sehr Becker sich darin gefällt, allerlei Verdauungs- und Ausscheidungsproblematiken detailliert darzulegen. Ungetrübtes Vergnügen herrschte dagegen im Landratsamt zu Zeiten mechanischer Schreibmaschinen: Bäuerin Karl-Heinz Hofrath bringt den Beamten Peter Müller, im Bestreben, den Bulldog anzumelden, ganz schön in die Bredouille. Einfach nur hinreißend und wunderbar anzusehen: der hochakrobatische Solotanz von Tim Dommermuth, seit Jahren ein Glanzlicht der Sitzung – wie natürlich auch die von Michael Menke erdachten Couplets der Sumpflerchen, die diesmal die Renovierung der Alten Schule mit Exil der Vereine und natürlich die VG Leila unter dem Gesichtspunkt der erfolgreichen Verhinderung der Übernahme durch die VG Grünstadt-Land und Reinhold Niederhöfer betrachteten: Aus Helene Fischers „Atemlos“ wurde da höchst pfiffig ein trotziges „Nicht mit uns!“ mit dem Fazit: „Wer uns ärgert, ist blamiert!“.

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