Eisenberg Neue Tour: „Was von Römern, Erdgräbern und Schamotten übriggeblieben ist“

Bodo Peisch hatte viel zu berichten, im Hintergund. Links das ehemalige Bürogebäude der Fa. Schiffer & Kircher (heute Moschee),
Bodo Peisch hatte viel zu berichten, im Hintergund. Links das ehemalige Bürogebäude der Fa. Schiffer & Kircher (heute Moschee),

Auf den Spuren der Geschichte wandeln, begreifen, wie das Leben früher war. Erkennen, fühlen, sehen – was von damals übriggeblieben ist. Bodo Peisch liebt diese Entdeckungstouren. Jetzt hat der Gästeführer eine neue im Programm.

Seit 2022 ist Bodo Peisch als Fremdenführer in der Verbandsgemeinde Eisenberg und auch in Ebertsheim tätig. Viel hat er in den vergangenen eineinhalb Jahren schon gezeigt. Was von Nonnen, Grafen und Königen im Kloster Rosenthal übriggeblieben ist. Wie die Natur sich wieder nimmt, was ihr gehört und so die Renaturierung des Eisbachs bei Ebertsheim voranschreitet. Was Friedhöfe erzählen und was es in der Erdekaut alles zu entdecken gibt.

Nun hat er eine neue Tour im Programm und brach zu dieser erstmals mit kleiner Gruppe in Eisenberg auf. Zu entdecken gab es diesmal „Was von Römern, Erdgräbern und Schamotten übriggeblieben ist. Die Geschichten des Eisenberger Südens.“ „Das macht die Verbandsgemeinde so liebens- und lebenswert für mich“, sagt Peisch, der sich dabei nicht nur auf die schöne Lage am Rande des Pfälzerwaldes bezieht – sondern auch auf die Geschichte anspielt. Mit Brotstempel und Ausgrabungsstätte ist die dem gemeinen Betrachter zugänglich. Infotafeln liefern, was sie versprechen.

Start am Janusbrunnen

Was Peisch aber wirklich reizt, das sind die Geschichten und Anekdoten, die mit den Fundstücken verknüpft sind und die Aufschluss über das damalige Leben geben. Die neue Führung ist ihm daher eine „Herzensangelegenheit“ wie er sagt. Los geht es am Eisenberger Rathaus, am Janusbrunnen. Janus ist eine der ältesten römischen Gottheiten. Er ist der Gott der Tore, des Ein- und Ausgangs, im übertragenen Sinne jeglicher Art von Anfang. Janus hat zwei Gesichter und kann daher sowohl nach vorne als auch nach hinten blicken.

Mit dem Hinweisschild „Klebsand-Schamotte-Tone-Eisen“ wird hier an die Materialgewinnung erinnert. „In der Entstehung des Eisenberger Beckens liegen die Grundlagen für die Entwicklung einer zeitweise sehr intensiven Nutzung der vorhandenen Bodenschätze und ihrer industriellen Verwertung“, erklärt der Führer. Neben den hochwertigen Ton- und Klebsandvorkommen hätten auch Erze vom Donnersberg und Pfälzerwald eine wichtige Rolle gespielt.

Auf einem Rundweg nimmt Peisch seine Zuhörer mit durch das Städtchen. Weiter geht es zur Graf’schen Mühle, dann den alten Friedhofsweg weiter hoch zum Friedhof. Die Teilnehmer lernen, was es hier mit dem Mühlengraben auf sich hat. Dabei handele es sich um einen Kanal, der extra für den Betrieb der Wassermühle angelegt wurde. Unterteilt werde in Ober- und Untergraben.

Das letzte Aufwachen

„Schon damals gab es Schutz vor Überschwemmung und Zerstörung durch Hochwasser des Flusses“, so der Redner. Den Mühlenbetrieb habe bis 1900 Valentin Graf geleitet. Danach wurde die Immobilie an die Firma von Jakob Schiffer und Friedrich Kircher aus Grünstadt verkauft – und zu der hat Peisch eine persönliche Verbindung. Denn sein Großvater sei dort 40 Jahre lang Pförtner gewesen. Den alten Friedhofsweg musste er früher immer laufen. Und er ist heute noch wie damals: holprig und unbequem. Doch mit dem Weg sind auch andere Geschichten verknüpft: „Die Toten wurden hier mit der Kutsche zum Friedhof gebracht und hatten durch das Holpern ein letztes Mal die Möglichkeit aufzuwachen“, erklärt Peisch augenzwinkernd.

Wer sich ihm zu dieser Tour anschließt, der wird bei schönem Wetter auch zum Tagebau Doris und in die Erdekaut geführt. Viele Geschichten gibt es zu hören. Über Karl Fliesen, den Pionier und Gründer der pfälzischen und somit auch der Eisenberger Schamottenindustrie. Über seine Konkurrenzen Schiffer und Kircher. Wie sich beide Unternehmen zusammenschlossen. Und wie in den 50er und 60er Jahren an die Didier-Werke AG verkauft wurden. Die Teilnehmer sehen, welche Einflüsse die Industrie auf die Landschaft genommen hat. Wie wichtig die Bahngleise waren. Und was überhaupt eine Schamotte, also gebrannter, fester Ton ist. Sie wurde für die Herstellung von Ziegel und Rohre für Kamine verwendet. Bilder hat Peisch dabei. Die er in die Landschaft hält und so vor Augen führt, wie es früher war.

Ein Schild am Janusbrunnen mit der Aufschrift „Klebsand-Schamotte-Ton-Eisen“.
Ein Schild am Janusbrunnen mit der Aufschrift »Klebsand-Schamotte-Ton-Eisen«.
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