Grünstadt Närrisches Spektakel mit Überraschungen

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In den Orient hat die Siedlergemeinschaft Grünstadt (SGG) am Samstag das Publikum im ausverkauften Weinstraßencenter entführt. Das Motto wurde ausgezeichnet umgesetzt, insbesondere auch durch die Tanzdarbietungen, die dank farbenfroher Kostüme und grandioser Choreografien ein tolles Erlebnis waren. Wie gewohnt war das Fünf-Stunden-Programm abwechslungsreich, niveauvoll und gut organisiert. Das närrische Volk im Saal war begeistert.

Die überwiegend verkleideten Premieren-Zuschauer gerieten bei der Prunksitzung, die von der TSG-Blaskapelle eröffnet wurde, wiederholt komplett aus dem Häuschen. Nahezu jede Vorführung hatte eine Rakete verdient (und bekam sie dann auch). Für eine Überraschung sorgte „De Matzeberjer“: Zwar kam Paul Conrad wie immer mit großer bunter Fliege am Hemdkragen und als Clown geschminkt daher, auch fehlte sein Markenzeichen („Also, ich tät sage...“) nicht. Doch zum Lachen hat er das Publikum mit seinem Vortrag nicht gebracht. Seine Kritik an der Politik konzentrierte er auf die Feststellung, dass sich in den vergangenen Jahrzehnten an der Welt nichts zum Positiven verändert hat. Conrad belegte das, indem er Texte von Udo-Jürgens-Liedern rezitierte – was äußerst nachdenklich stimmte. Zu hören war beispielsweise „Lieb Vaterland“ (1970), „Humtata und Tätärä“ (1995), „Ihr von morgen“ (1985) und „Fünf vor zwölf“ (1982). Die anderen fünf Büttenreden des Abends erfüllten eher die Erwartungen der Narrenschar. Mit einer Ausnahme: „Prinz Haerdschd“, alias Oliver Betzer vom Fasnachtsclub Felsenland, kam ohne seinen überdimensionalen Stuhl, auf dem er sonst – Beine baumelnd und verlegen an den Hosenträgern zerrend – seinen Vortrag zu halten pflegt. Der Comedian mit 30-jähriger Bühnenerfahrung überzeugte mit ausgefeilter Mimik und Gestik, die ihres Gleichen sucht. Sein Thema war vor allem „das Holz vor der Hütte“, während Stefan Nadge auf die Zonen unterhalb der Gürtellinie blickte. Der Sitzungspräsident der Altleininger Gogeljodler, bekannt dafür, in weibliche Rollen zu schlüpfen und kein Blatt vor den Mund zu nehmen, war einfach klasse. Allein der Anblick seines Kostüms brachte den Saal zum Toben: Nadge kam als Klofraa fun de Stadthall (versteckt hinter dem Titel „Miss Orient“), inklusive Toilettenpapierrolle im Häkelmantel auf der „Hutablage“ und Pümpel an pikanter Stelle. Mit grauer Perücke war Manuel Walther in die Rolle von Dieter Thomas Heck geschlüpft und moderierte die ZDF-Hitparade. Sein Vortrag war intelligent verknüpft mit einzelnen Textzeilen von Schlagern, die dann jeweils kurz eingespielt wurden und das Publikum zum Mitsingen animierten – mehr als dem jungen Mann in der Bütt lieb war. Der Autor dieser Rede, Gerhard Laubersheimer, sonnte sich als überglücklicher Lottogewinner im Rampenlicht. Als Aladin und Jasmin präsentierten Helga und Larissa Iriohn einen Geschlechterdisput. Alexander Pogoreltsev, Trainer der TSG-Bundesliga-Kunstturner, versuchte sich als Schlangenbeschwörer im Café Oriental. Dabei verlangte er seinen Spitzensportlern beeindruckend geschmeidige Bewegungsabläufe ab, die auf Sekunde und Zentimeter genau aufeinander abgestimmt waren. Ebenso wenig an Perfektion zu überbieten war der Beitrag der Gemischten Garde des TSV Landau: Alles lief absolut synchron ab, bis hin zu hohen Sprüngen, aus denen die jungen Leute kollektiv im Spagat landeten, was vom Publikum mit erstauntem Raunen quittiert wurde. Der artistischen Darbietung der mehrfachen Deutschen Meister folgte tosender Applaus. Großartig war auch die Tanz-Kunstturn-Mischung „1002 Nacht“ der Crazy Jumpers aus Eisenberg, die erstmals über die Siedler-Bühne fegten. Akrobatisches vom Feinsten zeigte ebenfalls das SGG-Tanzmariechen Regina Kindler, die laut Elferratspräsident, Sultan Gerd Walther, selbst bei schwierigsten Küren stets lächelt. Weshalb sie seit langem das Aushängeschild für Unterhaltung auf höchstem Niveau bei der Siedlergemeinschaft sind, belegten erneut die Showtanzgruppe und die Formation New Generation aus dem Tanzstudio von Claudia Dauth. In wunderschönen Kostümen schwebten sie nach ausgefeilten Choreografien über das Parkett – grazil, mit Ballett-Elementen war jeder der vier Auftritte eine Augenweide. Fantastisch war auch der „Ägyptische Liebestanz“ der Ranzengarde des TuS Sausenheim: Eine optisch äußerst ansprechende Vorführung, die Oberhexe Andrea Hoffmann-Schulz mit den Männern einstudiert hatte. Abgerundet wurde der Karneval im Café Oriental von der SGG-Kindertanzgarde, den Dubbeglas-Kehlcher, der „Hexamorgana“ der Sausrumer Hexe und der Ein-Mann-Show von Heinz Schößler, dem musikalischen Leiter der Veranstaltung, dessen enormes künstlerisches Spektrum fasziniert. Das I-Tüpfelchen zum Schluss setzte wieder der Siedlerchor mit live gesungenen Soli und vielen putzigen Details. Die von Günter Dudenhöffer auf bekannte Melodien gedichteten Liedtexte hatte Gerd Walther erneut zu einer lustigen Geschichte zusammengefügt. Weitere Fotos in der App

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