Grünstadt „Meine Bücher enden nicht immer mit der Verhaftung der Täter“

Tobias Busch signiert sein Buch „alkhayin – Der Verräter“ für Heidrun und Harald Lorenz.
Tobias Busch signiert sein Buch »alkhayin – Der Verräter« für Heidrun und Harald Lorenz.

Zwei Männer werden in Frankenthal erschossen aufgefunden, im Keller des Hauses findet die Polizei ein Labor mit Chemikalien zum Bombenbau. Sie planten offensichtlich ein Attentat. Wer war ihr Mörder? Das ist im Groben die Geschichte des Buches „alkhayin – Der Verräter“, dessen Autor Tobias Busch am Freitag in der Stadtbücherei las.

Auf Einladung des Migrationsbeirates war der Schriftsteller, der als Jurist in Frankenthal arbeitet, nach Grünstadt gekommen. Bayram Türkoğlu, der Vorsitzende des Migrationsbeirates betonte gleich zu Anfang, dass man die Vorfälle in Chemnitz scharf verurteile und immer weiter daran gearbeitet werden müsse, Vorurteile abzubauen und sich gegenseitig anzunähern. „Die Vielfalt der Kulturen sollte ein Reichtum sein und uns nicht spalten“, erklärte er. Der Migrationsbeirat hatte bewusst Tobias Busch als Gastleser ausgesucht, da sich sein neues Buch mit Migration befasse. Die beiden Ermordeten kommen aus Syrien und dem Irak. „Die Inspiration kam durch den NSU-Prozess und die Rolle der Geheimdienste dabei“, sagt der Autor. Außerdem sei Terrorismus mittlerweile auf jedem Kontinent zu finden und auch die neuen Entwicklungen im Fall Anis Amri zeigten, wie aktuell er mit seiner fiktiven Geschichte sei. Das Buch beginnt mit einem Prolog: Ein Flüchtlingsboot mit Syrern an Bord ist unterwegs Richtung Rhodos. Am Strand angekommen, entfernt sich ein Mann von den restlichen Flüchtlingen. Er scheint sich auszukennen, geht nicht in das Flüchtlingslager, sondern zu einem Friedhof. Dort spaziert an den Gräbern vorbei, bis er eines von einem Landsmann findet: Nour Alawi aus Mossul, 37 Jahre alt – „Das bin jetzt ich“, denkt er und setzt seinen Weg fort. Hochspannung, und das gleich zu Anfang. Und so geht es weiter: Zwei Terroristen werden getötet, zwei Kommissare ermitteln, versuchen herauszufinden, wie die Radikalisierung der beiden Männer stattgefunden haben könnte. Dann ein Schauplatzwechsel: Eine Rechtsanwaltskanzlei. Einer der Polizisten, die am Tatort waren, hatte dort verbotenerweise seine Bodycam eingeschaltet und hat Merkwürdiges aufgenommen. Spielt der Verfassungsschutz ein doppeltes Spiel? Parallel dazu erzählt Busch die Geschichte von Sama, der Schwester eines der getöteten Terroristen, die zunächst nach Syrien ausgereist war, um dort im Dschihad zu kämpfen, dann jedoch nach Frankenthal zurückkommt, weil sie ihren Bruder für einen Verräter hält und ihn töten will. Gibt es für sie einen Weg zurück aus der Radikalisierung? Werden die Mörder der beiden Terroristen gefasst? „Meine Bücher enden nicht immer mit der Verhaftung der Täter“, verrät Busch, der im Urlaub gerne Leute beobachtet, die etwas Besonderes machen oder einen Tick haben. „Dann denke ich manchmal, über so jemanden könnte ich auch mal schreiben“, meint er. In seinen Büchern versuche er, aktuelle Themen zu verarbeiten, etwa den Nah-Ost-Konflikt, fernöstliche Medizin und Menschenhandel. Manchmal packe er aber auch historische Themen an. „Zu dick dürfen meine Bücher allerdings nicht sein – ich habe mir die Aussage meiner Tochter Klara zu Herzen genommen, die sagt, wenn’s dicker ist als 250 Seiten, dann liest sie es nicht“, erzählt er schmunzelnd. Elisabeth Boldt aus Frankenthal liest das Buch bereits. „Es ist gut, spannend und sehr unterhaltsam“, sagt sie. Harald und Heidrun Lorenz aus Grünstadt sind öfter Gäste bei Lesungen in der Stadtbücherei. „Ich lese gerne Kriminalromane und werde mir das Buch kaufen und heute signieren lassen“, so Lorenz.

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