Grünstadt Leiningerland: Was der neue Bürgermeister vorhat

Freut sich, dass es mit der Verbandsgemeinde Leiningerland jetzt los geht: Frank Rüttger (CDU), der Bürgermeister der neuen Verb
Freut sich, dass es mit der Verbandsgemeinde Leiningerland jetzt los geht: Frank Rüttger (CDU), der Bürgermeister der neuen Verbandsgemeinde, will die Fusion zusammen mit den VG-Mitarbeitern und politischen Gruppierungen jetzt mit Leben füllen.

Seit Montag existiert die neue Verbandsgemeinde Leiningerland. Ein Interview mit Bürgermeister Frank Rüttger (CDU) über die drängendsten Themen.

„Akribisch und gewissenhaft“: So hat Sie Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld zum Abschied aus dem Amt des Kreisbeigeordneten beschrieben. Es sind Eigenschaften, die einen fleißigen Verwaltungsmitarbeiter charakterisieren. In Ihrem neuen Job als Verbandsbürgermeister reicht es nicht mehr zu verwalten. Sie sollen gestalten. Fällt Ihnen die Umstellung schwer?

Nein, meine bisherige Tätigkeit als Kreisbeigeordneter und davor als Abteilungsleiter sowie als Büroleiter einer Verbandsgemeinde hatte ja auch weniger mit Verwalten als Gestalten zu tun. Natürlich ist es auch wichtig, das Fachwissen zu haben. Jetzt gilt es, mehr zu delegieren. Können Sie delegieren? Ja. Worauf freuen Sie sich? Darauf, dass es jetzt losgeht. Haben Sie Angst vor der Aufgabe? Ich bin Verwaltungsmann genug, um zu wissen, wie man das angeht. Angst habe ich keine, Respekt schon. Was soll in den ersten drei bis sechs Monaten passieren? Es gilt jetzt, die Fusion mit Leben zu erfüllen. Gemeinsam mit den politischen Gruppierungen sollen die Weichen dafür gestellt werden, wie die zukünftige Verbandsgemeinde aussieht. Was kommt jetzt konkret auf die Verwaltungsmitarbeiter zu? Die Mitarbeiter kommen aus unterschiedlichen Verwaltungstypen. Sie denken und arbeiten zum Teil anders. So gibt es vieles, was in den früheren Verbandsgemeinden unterschiedlich geregelt war, zum Beispiel der Sitzungsdienst. In einigen Gemeinden haben sich die Ratsmitglieder selbst ums Protokoll gekümmert. Ab jetzt wird immer ein Mitarbeiter der Verbandsgemeinde mitschreiben. Unterschiedliche Regelungen gab es auch bei den Feuerwehren, wenn es um die Beschaffung von Material ging. Wer was bis zu welcher Wertgrenze beschaffen darf, soll zukünftig auch einheitlich geregelt werden. Wie weit sind die Verwaltungen, was die Umstellung der EDV angeht? Im Zuge der Fusion haben wir auf Windows 10 umgestellt. In der zweiten Januarwoche werden die Haushaltsdaten der beiden ehemaligen Verbandsgemeinden zusammengeführt, danach können wir an die Planung des Haushalts der neuen Verbandsgemeinde Leiningerland gehen. Die Büros werden entsprechend eingerichtet. Der Umzug erfolgt ab dem 15. Januar. Die Zentrale der Verwaltung ist dann in Grünstadt unter der bekannten Telefonnummer 8001 plus einer jetzt vierstelligen Durchwahlnummer zu erreichen. Eine Liste mit den Namen, Zuständigkeiten und Nummern der Mitarbeiter wird auf der neuen Homepage der Verbandsgemeinde Leiningerland und im Amtsblatt veröffentlicht. Wohin soll sich die Verbandsgemeinde Leiningerland entwickeln? Wie wird es künftig um die Versorgung der Menschen stehen, etwa was Ärzte oder Lebensmittelmärkte angeht? Der demografische Wandel stellt uns vor Herausforderungen. Angedacht ist, alle Ärzte, die darüber nachdenken, in den Ruhestand zu gehen, an einen Tisch zu holen und auszuloten, wie die Praxen fortgeführt werden könnten. Eine Kooperation mit dem Kreiskrankenhaus Grünstadt ist eine Möglichkeit, eine andere, Medizinern, die sich hier ansiedeln wollen, Räume für ihre Praxen zur Verfügung zu stellen. Was die Nahversorgung angeht, sind Bürgerbusse eine Möglichkeit, die Mobilität der Einwohner zu gewährleisten. Was soll nach acht Jahren Amtszeit in Ihrem Zeugnis stehen? Es soll rauskommen, dass ich die anstehenden Themen aufgegriffen habe. Was sind die drängendsten Themen? Was schnell anzugehen ist, sind die Schulsanierungen im Bereich der bisherigen VG Grünstadt-Land. Das Aufgabengebiet Tourismus soll professioneller aufgestellt werden, eventuell mit einer Fachkraft. Ergänzt durch die Vernetzung mit der Stadt Grünstadt und dem Verein „Leiningerland – Das Tor zur Pfalz“ sowie anderen Regionen. Das Leiningerland ist ein Erholungsgebiet, dessen Angebote wir besser präsentieren sollten. Wie überrascht waren Sie, als sie im Mai die Stichwahl gewonnen haben? Wenn man kandidiert, will man ja gewinnen und rechnet auch damit, aber trotzdem: Ich war schon sehr überrascht. Wenn man bedenkt, dass es einige SPD-Hochburgen hier gibt, hätte es für Reinhold Niederhöfer eigentlich reichen müssen. Im ersten Wahlgang lag Herr Niederhöfer ja noch vorne. Wie haben Sie den Dreh gekriegt? Wir haben uns die Ergebnisse des ersten Wahlgangs angesehen und dann gezielt Haustürwahlkampf gemacht. Der direkte Kontakt mit den Menschen hat viel gebracht und auch, dass Parteileute aus dem jeweiligen Ort quasi als Türöffner dabei waren. Trotzdem weiß man natürlich nie, ob die Menschen, die an der Haustür gerade so nett zu einem waren, einen auch wählen. Sie und Herr Niederhöfer hatten ziemlich große Meinungsverschiedenheiten über Ihre Einbindung in die Vorbereitungen. Ist es besser geworden in den letzten Monaten? Wir hatten mitunter eine andere Auffassung davon, was meine Einbindung betrifft. Aber ja, es ist besser geworden, auf jeden Fall. Dafür bedanke ich mich bei der Runde aus Reinhold Niederhöfer, Karl Meister und den beiden Büroleitern Reinhold Pfuhl und Dominic Jonas. Es gab ja viele Zuständigkeiten in der neuen Verwaltung zu klären, die mir als neuer Bürgermeister vorbehalten sind. Sie werden künftig Chef Ihrer Schwester, die bisher in der Verbandsgemeindeverwaltung in Hettenleidelheim gearbeitet hat. Außerdem ist der Sohn des Beigeordneten Karl Meister in der Verwaltung beschäftigt. Wie geht man damit um? Man weiß ja genau, dass man beäugt wird. Deswegen halte ich mich so neutral wie möglich. Da achtet man schon drauf. Sie werden keinesfalls bevorzugt. Entscheidungen, die meine Schwester betreffen, werden nicht von mir getroffen. Wie reagieren die Mitarbeiter von Grünstadt-Land auf Sie? Spüren Sie da ein Unbehagen? Für die Mitarbeiter der beiden Verwaltungen ist dies eine ganz neue Situation. Ich habe viele Gespräche geführt. Noch nicht mit allen Mitarbeitern, aber mit den Fachbereichsleitern, ihren Stellvertretern und dem Personalrat. Daneben gab es zwei Personalversammlungen, bei denen die Mitarbeiter Gelegenheit hatten, Fragen zu stellen. Auch in diesem Bereich kann ich meine langjährige Erfahrung als Führungskraft einbringen.

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