Grünstadt In der fahrbaren Werkstatt des Scherenschleifers

Der Scherenschleifer Georg Weiß bei der Arbeit – hier wird eine Gartenschere geschliffen.
Der Scherenschleifer Georg Weiß bei der Arbeit – hier wird eine Gartenschere geschliffen.

Scherenschleifer – ein seltener, aber keineswegs ausgestorbener Beruf. Derzeit ist Scherenschleifer Georg Weiß mit seiner Frau Hilde in Grünstadt anzutreffen und schleift Messer und Scheren aller Art. Die RHEINPFALZ hat ihn besucht.

Ein grauer Citroën Jumper – mit der Aufschrift „Schleifexpress Weiß“ und dem Bild eines Scherenschleifers mit Schleifstein – hat derzeit auf dem Parkplatz der Wiva-Frischprodukte in der Obersülzer Straße in Grünstadt Position bezogen. Das mobile Reich von Georg Weiß aus Ruppertsberg. Weiß ist Scherenschleifer – und das aus Leidenschaft. Schon sein Vater ging dem Beruf nach. „Als Kind bin ich mit meinem Bruder oft mitgefahren, wenn mein Vater unterwegs war und habe so das Handwerk von der Pike auf gelernt“, erzählt der 52-Jährige. Immer im Februar habe die Saison begonnen, in der sein Vater oft bis zu 200 Kilometer im Umkreis von Ruppertsberg (Kreis Bad Dürkheim) verschiedene Orte anfuhr, um dort sein Handwerk anzubieten. „Wir Kinder sind auch häufig in den Ortschaften, in denen mein Vater gearbeitet hat, zur Schule gegangen“, erinnert er sich. Oft habe er dem Vater bei der Arbeit zugesehen und so jeden Handgriff von ihm gelernt.

Mit 14 Jahren verließ Georg Weiß die Schule und stieg in das Scherenschleifergeschäft ein. Mit 18 Jahren heiratete er seine damals 17-jährige Frau, mit der er vier Kinder zeugte. „Als ich gerade 20 Jahre alt war, starb mein Vater im Auto neben mir an einem Herzschlag, alles sehr tragisch damals – sein erster Enkel war gerade mal 16 Tage alt“, bedauert er.

Plötzlich alleine im Scherenschleifergeschäft, habe ihn seine Mutter in der ersten Zeit noch unterstützt, bevor er das Geschäft alleine weiterführte. „Durch einen Onkel, der auch selbstständig war, habe ich viel in Sachen Zielstrebigkeit und Geradlinigkeit gelernt und mit dem handwerklichen Geschick, das ich mir über Jahre angeeignet und durch meinen Vater gelernt hatte, klappte der Schritt in die Selbstständigkeit“, so Weiß.

Von Ort zu Ort, von Stadt zu Stadt

Als seine Kinder noch klein waren, sei seine Frau mit ihnen häufig bei seinen Geschäftsreisen im Umkreis von bis zu 500 Kilometern dabei gewesen, ab dem Schulalter der Kinder sei sie aber zu Hause geblieben, damit ein regelmäßiger Schulbesuch vor Ort möglich war. „Meine Vorfahren waren noch mit dem manuell betriebenen Schleifstein unterwegs, mein Vater hatte allerdings schon auf elektrisch umgestellt“, sagt er. In seinem Wagen befindet sich eine richtige fahrbare Werkstatt mit großer Schleifmaschine mit verschiedenen Schleifsteinen, die gewechselt werden können, je nachdem, was geschliffen werden soll. „Für den Strom habe ich einen Umformer im Auto oder ich bekomme, wie hier in Grünstadt, Strom vom Geschäftsinhaber unseres Standortes“, so Weiß.

Schleifen kann er beispielsweise Fleischmesser aller Art, auch solche mit Wellenschliff in Cromargan, Besteckmesser, diverse Gartengeräte, wie zum Beispiel manuelle oder elektrische Heckenscheren, Rasenmäher, Garten- und Rosenscheren, ja sogar kosmetische Scheren, Haarschneidescheren und herkömmliche Messer und Scheren in allen Größen. Lediglich Tierschneidemaschinen könne er nicht schleifen.

„Ich möchte mich in Zukunft auf einen Umkreis von 30 bis 50 Kilometer beschränken, fahre aber innerhalb dieser Strecke von Ort zu Ort, von Stadt zu Stadt“, sagt Weiß. Bei Wiva sei er auch schon zum zweiten Mal. Weiß: „Leider sind auch Betrüger unterwegs, die sich mit unserem Namen ausgeben, durch die Straßen laufen und ihre Dienste anbieten – zu erkennen ist der echte Scherenschleifer Weiß immer an unserem Bus.“

Inzwischen sei sein Schwiegersohn mit ins Geschäft eingestiegen, sei aber separat unterwegs. „Auch ein Sohn von uns hat Interesse am Scherenschleifergeschäft, will aber zunächst seine Ausbildung zum Mechatroniker beenden und dann überlegen, in welche Richtung er weiter geht“, erzählt Hilde Weiß. Übrigens: Auch die sieben Enkel des Paares schauten immer gerne und bewundernd zu, wenn der Opa schleift.

Termin

Scherenschleif-Express Georg Weiß bis 29. Juli auf dem Wiva-Parkplatz, Obersülzer Straße 35 A. Sonst in Ruppertsberg, Löwengasse 3, Telefon 0176 76411269.

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