Grünstadt Im Schlemmer-Paradies

Im Schlemmer-Paradies haben sich am Freitag die Besucher der biblisch-kulinarischen Weinprobe im evangelischen Gemeindehaus Carlsberg wiedergefunden. Anlässlich des 150. Jubiläums der protestantischen Kirche war zu einem fantastischen (Abend-)Mahl mit unterhaltsamen Geschichten aus Altem und Neuem Testament, untermalt von jazziger Gitarrenmusik, geladen worden. Ein nahezu endloses Vergnügen von viereinhalb Stunden!

So hat man das modern-sachliche Gemeindehaus noch nicht gesehen: Dank liebevoll eingedeckter langer Tafeln strahlt es eine gemütliche Atmosphäre aus. Auffallend: sehr viele Weingläser. Acht Proben hat Pfarrer Hans Gaul angekündigt, dazu noch ein Secco vorneweg und ein Schnäpschen hinterher. Alle Produkte stammen aus dem Asselheimer Weingut Kneisel. „Mein Bruder Uli kennt den Pfarrerssohn Thomas Gaul vom Leininger-Gymnasium“, erläutert Jungwinzer Stephan Kneisel. Ronja Bernd und Jana Tesch-Veil schenken trockenen Rosé ein – laut Kneisel ein Cuveé aus vier Rebsorten. Dieser 2012er „Phänomen“ sei sein erster Versuch. Gut gelungen und den Namen trägt der untypische Rosé zu Recht. Dazu wird eine Komposition aus Selleriemousse und Couscous mit Chili-Fäden serviert. Gezaubert wurde sie – wie alle Leckereien des Abends, wofür es auch kräftigen Applaus gibt – von Volker Anspach, Koch im Bistro Lebensreich der Lebenshilfe Grünstadt-Eisenberg. Gaul steuert die Erzählung „Hochzeit zu Kana“ aus dem Johannesevangelium bei. Wie jemand über sein Lieblingsessen betrogen wird, zeigt der Pfarrer anhand der Wildbret-Geschichte von Isaak, Esau und Jakob auf. Danach gibt es weder Hirsch noch Hase, sondern Riesengarnelen auf einem Gemüsebett und Salat in einem knusprigen Parmesankörbchen. Eine reichliche Portion! Der Genuss wird nicht von Musik begleitet, da die beiden Gitarristen, Uli Kneisel und Tobias Bachert, sich selbst den Gaumenfreuden widmen dürfen – einschließlich frischer Chardonnay-Spätlese und ungewöhnlich trockenem Gewürztraminer. Zum „Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg“ sagt Gaul mit Blick auf den Integrationsbetrieb der Lebenshilfe, dass auch nicht so leistungsfähige Menschen ein Anrecht auf ein Auskommen haben, das ihnen ein angenehmes Dasein sichert. Vor den knapp 30 Gästen – die ursprünglich 40 geplanten Plätze wurden zugunsten des Ambientes reduziert – dampft jetzt eine köstlich duftende Schaumsuppe von getrüffelten Schwarzwurzeln mit Kalbsbäckchen. In den Stielgläsern: ein Grauburgunder und ein klassischer Riesling. Letzterer ist einer der beiden Jubiläumsweine, die in diesem Jahr zugunsten des Erhalts des Kirchengebäudes verkauft werden. „300 Flaschen Roter und Weißer sind schon weg; wir haben nachordern müssen“, bilanziert Presbyter Volker Büger. Der zweite Jubiläumswein, ein St. Laurent, wird neben einem im Barrique gereiften Dornfelder zu zarten Hähnchenbrust-Rouladen gereicht. Humorvoll garniert wird das Essen, das – schaut man in die zufriedenen Gesichter – offensichtlich gut ankommt, von Klaus Dinges mit einem Beitrag zur Erfindung des Buchdrucks, die dafür gesorgt hat, dass Luthers Gedanken nicht mehr ausschließlich mündlich überliefert werden müssen. Auf der Zunge zergehen lassen sich die Besucher zum krönenden Abschluss ein Dessert mit Beeren und Creme Brulee, wozu die lieblichen 2011er Spätburgunder und Scheurebe fantastisch passen. Da geht das gemeinsame Lied „Bleib bei mir, Herr“ ganz leicht von den Lippen

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