Grünstadt Große (Film-)Welt in der Kleinstadt

Vor vier Jahren saßen Oliver Lebert und Alexander Cyron, die beiden Geschäftsführer der CLC Kinobetriebe GmbH, erstmals mit Bürgermeister Klaus Wagner beisammen, um ihre Vision von einem neuen Lichtspielhaus zu besprechen. Jetzt wird die Filmwelt Grünstadt Realität: mit dem symbolischen Spatenstich am Donnerstag auf einem 8000 Quadratmeter großen Areal auf dem ehemaligen Didiergelände im Von-Ketteler-Ring. Für ihn sei das Aufstellen des Bauzauns am Vorabend das untrügliche Zeichen gewesen, dass es losgeht, so Lebert am Rand der kleinen Feier, die auf großes Interesse stieß. Auch Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld wollte den Startschuss für das 4,7 Millionen Euro teure Vorhaben erleben. Am Montag werden die Maschinen und ein Kran anrollen, am Dienstag beginnen die Erdarbeiten. „Als wir im Mai 2003 im Kino in der Jakobstraße unseren Traum von der Selbstständigkeit verwirklichten, haben wir nie zu träumen gewagt, dass wir einst hier stehen“, meinte Cyron. Schon 2005 hätten er und sein Kompagnon im Europakino einen weiteren Saal eingerichtet, und begonnen, über eine Vergrößerung des Foyers, einen Anbau und eine Sanierung des aus dem Jahr 1911 stammenden Gebäudes nachzudenken. „Wir merkten, dass das Potenzial da ist“, sagte Cyron, doch dann sei die Digitalisierung „dazwischengekommen“. 300.000 Euro haben die Lichtspielhausbetreiber in die Technik investiert, die sie in ihr neues Domizil mitnehmen können. Dazu, den Riesenschritt zu wagen, habe sie vor allem auch die Begeisterung des Publikums für ihre Veranstaltungen ermutigt, ob Kino Vino, vertonte Stummfilme oder anderes. Cyron zitierte Steven Spielberg: „Kino ist ein Vorwand, das eigene Leben mal für ein paar Stunden zu verlassen“ und erklärte: „Und hier schaffen wir diesen Ort zum Filmschauen und Verweilen.“ Als einen „Meilenstein für die Entwicklung der Stadt“ bezeichnete Bürgermeister Wagner die Entstehung der Filmwelt Grünstadt. Beim ersten Gespräch über das Projekt sei er noch skeptisch gewesen, inzwischen aber fest davon überzeugt, dass es ein Erfolg wird. Vor allem auch, weil die Betreiber mit Herzblut dabei seien und „Kino leben“. Wie berichtet, sollen vier Filmsäle mit jeweils eigenem Charakter für knapp 600 Besucher (fast doppelt so viele Menschen, wie in die drei Säle im Europakino passen) gebaut werden, darunter ein Multifunktionsraum mit Bühne. Ein Saal wird beispielsweise ganz klassisch eine rote Wandbespannung bekommen, wobei „Wallwasher“ Lichtstreifen in unterschiedlichen Farben zaubern können. Ein anderer Raum mit gold-braunen Streifen wird eher edel wirken. Einheitlich schwarze Sessel und Sitzreihen werden großzügiger und bequemer sein als bisher. 88 Gäste finden im Gastronomiebereich Platz. Er wird aus einer Bar mit Kamin und Hochtischen, einem Restaurant und einer Lounge bestehen. Das Design: zeitgeistig, aber dezent mit relativ leicht austauschbaren Stilelementen. „Wir haben monatelang verschiedene Einrichtungsgegenstände besichtigt und Angebote verglichen – vom Wasserhahn bis zur Fassade“, so Lebert und Cyron zur RHEINPFALZ. Besondere Mühe haben sich die beiden hinsichtlich der Lampen-Auswahl gegeben. Das habe alles sehr viel Zeit gekostet. Der Spatenstich konnte nicht wie beabsichtigt im Hochsommer erfolgen, weil die Baupläne noch einmal überarbeitet werden mussten und die Vertragsabstimmungen etwas aufwendiger waren. Zum Zuge kommen – soweit möglich – Fachfirmen aus der Region. Die Fertigstellung ist für Juli 2015 angepeilt. (abf)

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