Grünstadt Gremium im Dornröschenschlaf

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Die für den 13. März geplante Neuwahl des Seniorenbeirates Carlsberg ist auf einen unbestimmten Termin verschoben worden. Als Grund nannte Bürgermeister Werner Majunke eine „sehr geringe Beteiligung“. Wie Nachfragen ergeben haben, heißt das im Klartext: Nur die vier noch im Gremium verbliebenen Mitglieder hatten sich nach einem öffentlichen Aufruf bereiterklärt, zu kandidieren. Wie es jetzt weitergeht, weiß niemand.

Bereits im vergangenen April hatte die Interessenvertretung der Generation 60 plus ihre Aktivitäten auf Eis gelegt (wir berichteten). Die Resonanz auf die monatlich wechselnden Angebote wie Kino-Café, Vorträge, Bastelnachmittage und Ausflüge war kontinuierlich gesunken. Die vorerst letzte Veranstaltung des Beirates war ein Rollatortraining im Frühjahr 2015, zu dem außer dem Ortschef und dem Ehemann der Vorsitzenden, Roswitha Mayer-Karl, nur eine Altleiningerin kam. Die Zielgruppe fühle sich heute oft zu jung, um sich zu den „Alten“ zu gesellen, weiß der Beigeordnete Valentin Hoffmann, in dessen Geschäftsbereich die Seniorenarbeit fällt. Andererseits werde aber sofort gemotzt, wenn nichts gemacht wird. Die Ortsgemeinde habe die Organisation der Seniorenfahrt und der Seniorenweihnachtsfeier übernommen. Als Bewerber für die Neuwahl des Beirates hätten sich bei ihm lediglich die vier Leute gemeldet, auf die das Gremium zusammengeschrumpft ist: neben Mayer-Karl ihr Stellvertreter Johannes Ehard, Schriftführerin Birgitta Holatschek und Ursula Dörr. Allein habe das Kleeblatt aber nicht agieren wollen, so Hoffmann. Auf die Bitte im Amtsblatt, für den Beirat zu kandidieren, habe es keine Reaktion gegeben. Ebenfalls keine Rückmeldung erfolgte laut dem Leitenden Beamten der Verbandsgemeinde Hettenleidelheim, Dominic Jonas, auf die Briefe, welche vom Bürgerbüro an sämtliche Vereine im Doppelort Carlsberg/Hertlingshausen verschickt wurden. „Wir werden uns noch mal zusammensetzen und überlegen, ob wir einen erneuten Anlauf unternehmen“, sagt Mayer-Karl. Als sie am 20. Januar 2010 den Vorsitz übernahm, gehörten dem damals zehn Jahre alten Beirat neun Personen an. Jetzt verfällt er in einen Dornröschenschlaf, und man darf gespannt sein, ob er wieder erwacht. Wie Jonas auf Anfrage mitteilt, gibt es in der VG momentan nur eine Interessenvertretung der Menschen ab 60: mit einem achtköpfigen Team in Hettenleidelheim. Probleme, Kandidaten zu finden, gebe es dort nicht. In der Nachbar-VG Grünstadt-Land ist „die Attraktivität des Seniorenbeirates ungebrochen“, wie Büroleiter Reinhold Pfuhl versichert. Das 1997 gegründete Gremium sei sehr aktiv, bringe sich durchaus konstruktiv in die Kommunalpolitik ein und habe keinerlei Nachwuchsprobleme. „Aktuell liegt die Mitgliederzahl bei rund 700“, informiert Pfuhl. Der Beitritt ist kostenlos, wie auf der Homepage zu lesen ist. Der Beirat habe sich beispielsweise öffentlich zugängliche Gebäude in den einzelnen Dörfern angeschaut und Vorschläge für die Realisierung barrierefreier Zugänge gemacht (wir berichteten). Des Weiteren gebe er vierteljährlich die „Spätlese“ heraus, präsentiere sich auf dem Industriemarkt und biete ein umfangreiches Programm für Ältere an. „Darüber hinaus haben wir auf VG-Ebene noch Seniorenclubs und -kreise in Obrigheim, Kindenheim und Bockenheim, die eng mit dem Beirat kooperieren, aber selbst keine Beiräte gemäß Gemeindeordnung sind“, so Pfuhl. (abf)

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