Grünstadt Grünstadt: Geschäftsleute wollen mit Service punkten

Einkaufen in Grünstadt: Die Händler setzen im Wettbewerb mit dem Internet auf Beratung.
Einkaufen in Grünstadt: Die Händler setzen im Wettbewerb mit dem Internet auf Beratung.

Mehr als die Hälfte der Deutschen kauft mittlerweile im Internet ein. Die Grünstadter Geschäftsleute wollen mit Service, Beratung und Kommunikation dagegenhalten und nah an den Kunden sein.

„Das personalisierte Einkaufen“, beobachtet Peter Resing, Geschäftsleiter im Globus Grünstadt, „gestaltet unsere Zukunft. Der Kunde rückt mit seinen individuellen Bedürfnissen immer stärker in den Fokus.“ Und er will persönlich angesprochen werden, wie Ernst-Uwe Bernard, Geschäftsführer des Wirtschaftsforums Grünstadt, weiß: „Die Atmosphäre, das Persönliche kann das Internet nicht liefern.“ Etwa 185 Betriebe sind im Wirtschaftsforum zusammengeschlossen. Sie treten gemeinsam nach außen mit Werbung und Veranstaltungen auf – beispielsweise beim verkaufsoffenen Sonntag in einer Woche. „Wer sich ausruht, ist auf dem Weg, zu verlieren“, sagt Bernard. Die Unternehmer wollen, dass das öffentlich zugängliche, kostenfreie Internet-Angebot ausgebaut wird. „Die Chance, mal eben Preise zu vergleichen, oder während sie eine Kleinigkeit essen Termine zu checken oder eine E-Mail abzurufen, das werden die Kunden in Zukunft verstärkt nutzen wollen“, fasst Bernard die Wünsche zusammen. Freifunk sei hier vorstellbar, eine nichtkommerzielle Initiative für den Aufbau und Betrieb eines freien Funknetzes aus selbstverwalteten lokalen Computernetzwerken. Beim Möbelhaus Huthmacher setzt Mitinhaber Benjamin Rapp auf „Service, der seinen Namen verdient“. Ausmessen, vor Ort sein, beraten, das sei die Stärke des Unternehmens in der vierten Generation. Sicher, die Ware ist nicht so, dass sie per Postpaket verschickt werden kann. Benjamin Rapp sagt: „Wer ein Luxussofa kauft, will darauf auch zur Probe gesessen sein.“ Konkurrenz sei das Internet eher bei den kleinen Produkten wie Lampen oder Dekorationsartikel. Doch hier sei mit Importen aus anderen Kontinenten wie China der Druck schon immer groß gewesen. Auch Steffen Jost, geschäftsführender Gesellschafter des gleichnamigen Grünstadter Modehauses, betonte kürzlich im RHEINPFALZ-Interview, wie wichtig das Gespräch mit den Kunden ist: „Wir glauben, dass der beste Algorithmus nicht das persönliche Gespräch und die Beratung ersetzen kann.“ Dass es auf Kommunikation ankommt, hat auch Sibylle Albrecht beobachtet, die seit dem vergangenen Jahr mit ihrem Mann den Bioladen „Herrlisch“ in Grünstadts Fußgängerzone betreibt: „Was alle Kunden wollen, ist, dass man sich noch kurz mit ihnen unterhält. Das kann das anonyme Internet nicht bieten.“ Nicht im Internet, sondern am Telefon nimmt Albrecht Bestellungen an, die die Kunden dann abholen können oder die gegen Gebühr direkt ausgefahren werden: „Manche Kunden wollen sich mit dem Einkaufen nicht herumschlagen. Ihnen ist es am liebsten, wenn sie eine Bestellung telefonisch aufgeben.“ Wilhelm Reichenecker vom Tabak- und Weingeschäft „Chalet“ setzt außerdem auf Gemütlichkeit. „Die Leute können sich bei uns hinsetzen.“ Reichenecker verschickt Tabak mittlerweile auch und hofft, dass er den einen oder anderen Kunden „irgendwann auch persönlich begrüßen kann“. Im Moment bestehe bei kubanischen Zigarren ein Lieferengpass. Bei knapper Ware dennoch liefern zu können, das binde Kunden. Reichenecker sagt: „Zuverlässigkeit und Vertrauen sind heute das Wichtigste.“ Auch Bernard hat festgestellt, wie wichtig es ist, sich auf die Kundenwünsche zu fokussieren: „Vielen Kunden geht es nicht um das Geld, sondern darum, bei wem fühle ich mich am besten verstanden und am wohlsten.“

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