Grünstadt Geschätzt und doch misshandelt

Wir wissen nicht, was sich die Katholische Kirchenstiftung Laumersheim/Obersülzen sonst noch für das neue Jahr 2015 wünscht, eines aber auf jeden Fall: dass ihre Kapelle auf dem Laumersheimer Palmberg vor weiteren Diebstählen und Vandalismus verschont bleibt. Zuletzt haben um Weihnachten herum Unbekannte dort ein Feuer gemacht, wobei die Wände des achteckigen Kirchleins verdreckt wurden.

Arnold Ganter vom Verwaltungsrat der Pfarrei klingt eigentlich ganz tolerant und amüsiert, was die Besucherfrequenz an der in den 1720er-Jahren durch Freiherr Franz Caspar von Langen im Barockstil erbauten Wallfahrtskapelle betrifft. Seit es ihm gedenkt, erfreut sich der Palmberg südlich von Laumersheim und Gerolsheim großer Beliebtheit – nicht nur bei Spaziergängern. Bier- und Schnapsflaschen auf der Anhöhe legen das ganze Jahr über Zeugnis ab von der Attraktivität des Orts für Jugendliche. Aktuell beweist zudem ein auf die rußgeschwärzte Kapellenwand gemaltes Herz mit Frauennamen, dass sich auch Liebespaare auf den Palmberg zurückziehen. Und ist es für ein Schäferstündchen im Freien zu kalt, wird ein Feuer gemacht, wie Ganter wiederholt feststellt. Das dabei die Kapelle Schaden nimmt, geht dem Katholik aus Obersülzen dann aber doch zu weit. Die von Feuerstellen herrührenden Flecken an den Außenwänden stammen vermutlich von einer Art Gelage, das um Weihnachten herum dort stattgefunden haben muss. Jedenfalls hat die Kirchengemeinde am zweiten Feiertag eine E-Mail von einem besorgten Spaziergänger bekommen, der auf die Schäden aufmerksam gemacht hat. Und auf das geklaute Fallrohr der Regenrinne. Warum das jemand stehlen wollte, ist Ganter schleierhaft. „Das war bloß aus Kunststoff“, berichtet er. „Das Fallrohr aus Kupfer wurde nämlich am 10. April gestohlen, vermutlich wegen des Materialwerts.“ Deshalb habe die Pfarrei beschlossen, es durch ein Kunststoffrohr zu ersetzen. Zwei Schäden an der Kapelle in einem Jahr, dazu immer wieder die Zerstörung von Blumen, die Gläubige an dem Gotteshaus hinterlassen: Arnold Ganter appelliert an Passanten und nächtliche Gäste, das Gebäude doch in Ruhe zu lassen. Den aktuellen Schaden reparieren zu lassen, kostet nach Schätzung des Obersülzers ein paar Hundert Euro. „Wir werden die Wand vorläufig aber nicht streichen lassen“, sagt er. Andererseits rührend findet das Mitglied des Verwaltungsrats der Pfarrei, dass die Kapelle so vielen Menschen ans Herz gewachsen ist. „Es werden Blumen an den Altar gestellt, und viele Spaziergänger rufen uns sofort an, wenn sie bemerkt haben, dass dort was passiert ist“, berichtet Ganter. Die Spuren heimlicher Trinkgelage tun offenbar vielen Einheimischen in der Seele weh. Stefan Bottlinger, der Kellermeister der benachbarten Winzergenossenschaft, der beim katholischen Palmbergfest an Pfingsten sehr engagiert ist, hat laut Ganter ein Auge auf die Kapelle, aber alles verhindern könne er nicht. „Und die Kapelle mit Stacheldraht einzäunen, wie es von Bürgern schon vorgeschlagen wurde, geht ja nun auch nicht.“ (ww)

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