Grünstadt „Er hat den Königssturz versucht“

R. Brunner
R. Brunner

Kirchheims Beigeordneter Kay Kronemayer wollte es wissen. Bei der Mitgliederversammlung des CDU-Ortsverbands Kirchheim-Bissersheim, dem er vorsteht, trat der 39-Jährige am Montagabend im Friederich-Diffiné-Haus bei der Nominierung des Bürgermeisterkandidaten für die Kommunalwahl 2019 gegen Amtsinhaber Robert Brunner (73) an. Der Herausforderer verlor mit 13:22 Stimmen. Jetzt scheint eine weitere Zusammenarbeit an der Gemeindespitze unwahrscheinlich.

Brunner sagte nach der Versammlung spontan zur RHEINPFALZ: „Er hat den Königssturz versucht.“ CDU-Vorsitzender Kronemayer dagegen will es sportlich sehen: „Wir hatten zwei Bewerber, andere Ortsverbände können keinen Kandidaten aufstellen.“ Als Beigeordneter habe er sich nicht ausreichend eingebunden gefühlt. „Ich möchte die Kommunalpolitik mitgestalten, aber vieles läuft einfach an mir vorbei“, klagte er gegenüber der RHEINPFALZ. Er wolle nicht behaupten, dass er alles besser machen würde als Brunner, „aber sicherlich anders“. Jetzt habe es die Chance zu einem Generationenwechsel gegeben. In der historisch gut besuchten Versammlung – von 45 Parteiangehörigen waren rund 40 anwesend –, fragte Walter Wörner den Herausforderer: „Bei Ihrer Vorstellung haben Sie betont, dass Sie mit den Menschen reden wollen und nicht über sie. Warum haben Sie mit Herrn Brunner nicht über Ihre Kandidatur gesprochen?“ Kay Kronemayer erläuterte: „Es gab eine klare Absprache. Über die Bewerber für das Bürgermeisteramt sollte im September geredet werden. Dann hat Herr Brunner aber schon im Juli verkündet, dass er wieder antreten will. In so einem Fall ist die Kommunikation schwierig.“ Die Gattin des Ortschefs, Gabriele Brunner, konterte: „Wie über Dritte zu hören war, haben Sie bereits lange vor dem Juli erklärt, dass Sie kandidieren wollen.“ Daraufhin sagte Kronemayer: „Wenn man mich fragte, habe ich es nicht dementiert und gesagt, dass ich es mir vorstellen könnte.“ Das war, so Bürgermeister Brunner zur RHEINPFALZ, der Grund, weshalb er sich entschlossen hatte, schon im Juli seinen Willen, noch einmal anzutreten, öffentlich zu bekunden. Er sieht das Verhalten Kronemayers als „klaren Vertrauensbruch“ und ist sicher: „Das tut der CDU nicht gut.“ Kronemayer kommentierte: „Die Pessimisten sprechen von Spaltung.“ Zu Beginn der Versammlung hatte er berichtet, dass es in den vergangenen Wochen gelungen sei, für den bis vor kurzem 33 Mitglieder starken Ortsverband zwölf neue Mitstreiter dazuzugewinnen. „Locker wäre ich heute als Sieger hervorgegangen“, meinte er und zeigte weitere 26 ausgefüllte Aufnahmeanträge. „Aber das hier sind alles Freunde von mir, die eigentlich kein Interesse an Kommunalpolitik im Allgemeinen und an der CDU im Besonderen haben und nur mir zuliebe eingetreten wären. Ich habe diese Anträge nicht eingereicht.“ Sie abzugeben, wäre nicht richtig gewesen, bekräftigte Frank Kohnle. Nachdem von den 35 Stimmberechtigten (einige Anwesende wohnen nicht in Kirchheim und durften deshalb nicht mitwählen) dem Amtsinhaber mehrheitlich das Vertrauen ausgesprochen wurde und Brunner als Kandidat für die Bürgermeisterwahl nominiert war, stellte Wörner den Antrag, die Aufstellung der Kandidatenliste für den Gemeinderat zu vertagen. Kohnle plädierte dafür, die Tagesordnung wie geplant abzuarbeiten. Nachdem Roland Werner erklärt hatte, dass die Liste erst am 8. April abgegeben werden müsse, sprach sich die Versammlung mit knapper Mehrheit (17 Ja-Stimmen, 16 mal Nein und zwei Enthaltungen) dafür aus, die Wahl der Kandidaten zu verschieben. Ortsverbandsvorsitzender Kronemayer hatte eine Vorschlagsliste erarbeitet. „Ich stehe da gar nicht drauf“, so Brunner. Der Herausforderer meinte dazu auf Nachfrage der RHEINPFALZ: „Ich stehe da auch nicht drauf. Der erste Platz ist noch leer – für den gewählten Bürgermeisterkandidaten.“

Im Kirchheimer Rathaus gibt es Zoff.
Im Kirchheimer Rathaus gibt es Zoff.
x