Grünstadt Emotionale Blockaden lösen

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OBERSÜLZEN. Mit einem schlechten Geist kann ein Fußballer kein gutes Spiel abliefern. Das ist die feste Überzeugung von Roberto Bonnet, der derzeit den Frauen des SV Obersülzen ein Mentaltraining verpasst. Drei bis vier Übungseinheiten will der Ludwigshafener Trainer mit den Spielerinnen von Sascha Gerber absolvieren. Eigentlich ist der 34-jährige beruflich als Personalentwickler hauptsächlich für Unternehmen tätig, ab und an kümmert er sich um Sportler, vor allem um Jugend- und Nachwuchsmannschaften. Gerber hat Bonnet gebeten, sich sein Team einmal vorzunehmen. Am Freitag war der Auftakt zur mentalen Aufbauarbeit.

„Es gibt Situationen im Fußball, die wiederholen sich. Das sind beispielsweise die Angstgegner, denen eine Mannschaft immer wieder gegenüber steht, oder die Probleme nach einer längeren Verletzung. Hier setze ich an“, erklärt Bonnet, worum es im Groben geht. In der ersten Einheit gibt es zunächst eine Befragung jeder einzelnen Spielerin, die einerseits ihre persönlichen Ziele definieren, andererseits aber das Gruppenziel benennen müssen. Wichtig sei dabei, dass ihm gesagt werde, wie diese Ziele erreicht werden sollen. „Aus den Antworten kann ich bereits die ersten Schwachstellen analysieren. Das ist eine klassische Bedarfsanalyse“, erklärt Bonnet die Grundlagen, die er am Freitagabend gelegt hat. „Das läuft alles relativ schnell ab, drei Fragen, knappe Antworten, dann beginnen schon die vorbereitenden Übungen. Ich stelle eine Aufgabe, die beide Gehirnhälften gleichermaßen beansprucht, es geht dann um eine Verknüpfung. Das läuft über Analogien. Die Spielerinnen müssen schnell wahrnehmen, die Situation verarbeiten und sich schnell anpassen. Beim Fußball ist das beispielsweise das schnelle Verschieben von einer Angriffs- auf eine Verteidigungssituation.“ Während es einerseits um Motivation und Kommunikation geht, vor allem auch um die interne, geht es auf der anderen Seite um das Abbauen von Blockaden, die aus erlebten Spielsituationen entstanden sind. „Viele stehen sich selbst im Weg, so etwas resultiert aus dem Abstiegskampf oder nach Verletzung. Diese emotionalen Hürden müssen raus aus dem Kopf“, betont Bonnet. Gerade bei Profis sei das Mentaltraining ganz wichtig - Oliver Kahn sei einer der ersten gewesen, der diese Form des Trainings in Anspruch genommen habe. „Ich habe seit langem erkannt, wie wichtig das ist, kann das aber kaum selbst ins Trainingsprogramm einbauen. Außerdem bin von der Arbeit von Roberto, die ich seit einiger Zeit kenne, überzeugt“, begründet Trainer Sascha Gerber, warum er jetzt zum Beginn der Saison den Mentaltrainer engagiert hat. In der kleinen Sporthalle unter dem Sülzer Tor geht es dann auch gleich rund. Die Spielerinnen sitzen in zwei Reihen vor Bonnet, der schnell auf die Mannschaft einspricht. Es dauert nicht lange bis die Übungen beginnen. Nach einer Zahlen-Buchstaben-Kombination sollen die Spielerinnen Arme und Beine bewegen. Was da aussieht wie ein Hampelmann zeigt schnell die Probleme auf. „Darauf werden wir in den Trainingseinheiten aufbauen“, so Bonnet.

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