Grünstadt Ein neuer Schnüffler

Das Cover
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In einer neuen Folge seiner „Crime Corner“-Kolumne beschäftigt sich Krimi-Experte Rainer Scheer mit Bernd Hesses „Rubel Rotlicht und Raketenwerfer“, das es vom E-Book zum gedruckten Buch geschafft hat.

Er ist ein private eye. Deutsch-Pole. Was praktisch ist für Ermittlungen im Grenzgebiet. Also auch dann, wenn ein Mandant in das Büro schneit und möchte, dass untersucht wird, wer im Oderbruch Biberbauten zerstört. Sven Rübel hat die Flasche Wodka auf Armlänge im Schreibtisch, die Auftragslage ist eher mies, seine Sekretärin zwar ansehnlich, aber talentlos. Also gut, dann wird halt in dieser Sache ermittelt, da auch noch zahlreiche unbezahlte Rechnungen drücken. Auch die Tochter eines verschwundenen Arbeitslosen beauftragt Sven Rübel, sie wünscht, dass er nach ihrem Vater sucht, einem Obdachlosen. Was zunächst lediglich nach Routine aussieht und nicht nach Gefahr, wird spätestens dann gefährlich, als die russische Mafia beobachtet, dass Rübel herumschnüffelt. Dass die sich noch die Ehre gibt, das ist bei einem Titel wie „Rubel Rotlicht und Raketenwerfer“ natürlich von Beginn an zu erwarten gewesen. Und so wird der Leser auch Zeuge der umtriebigen Russenmafia, die gezielt hinter der Grenze Fuß fassen will. Die Staatsgewalt im Buch heißt Frank Fechner, er ist Kriminalkommissar und hat von seinem Informanten Boris erfahren, dass Blomov etwas plant. Leider findet dieses Gespräch in einem etwas freizügig angelegten Etablissement statt, was schließlich sogar zu einer zwischenzeitlichen Suspendierung führt. Keine Frage, Autor Bernd Hesse versteht es geschickt, die Geschichte von mehreren vermeintlich losen Enden her aufzubauen. Was schließlich wie zusammenpasst, ergibt sich im Fortgang der Geschichte, die durch Humor und skurrile Situationen überzeugen kann. Doch formal wäre etwas mehr Sorgfalt schön gewesen. Der Roman hätte durchaus eine Straffung vertragen, jetzt, da das E-Book von 2015 als Buchausgabe klassischen Zuschnitts veröffentlicht worden ist. Auch wechselt der Autor die Erzählperspektiven, und der Leser hätte sicher mehr Freude an der Lektüre, wenn der Autor konsequent bei seiner Hauptfigur geblieben wäre. Denn dass mit einem Auge immer auf eine Art Marlowe-/Spade-Vorbild geschielt wird, ist nicht zu übersehen. Und dass der Verlag das Ganze dann auch noch für „Hardboiled vom Feinsten“ hält, ist vielleicht doch etwas übertrieben. Aber bitte nicht missverstehen: Bernd Hesse hat einen sehr unterhaltsamen Kriminalroman geschrieben. Und gerade die eigene Definition des private eye macht viel vom Reiz der Lektüre aus. Die Perspektivwechsel muss der Leser eben halt akzeptieren. Da darf der Krimiinteressierte wirklich gespannt sein, wie es wohl weiter gehen wird ... Lesezeichen Bernd Hesse: Kriminalroman Rubel Rotlicht und Raketenwerfer. Gmeiner 2018, TB, 348 Seiten, 12 Euro.

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