Grünstadt Ein Abend für die Gräfin

Sektempfang mit Aussicht: die 69. Weingräfin des Leiningerlandes, Julia Denig, mit der Pfälzischen Weinprinzessin Anna-Lena Müse
Sektempfang mit Aussicht: die 69. Weingräfin des Leiningerlandes, Julia Denig, mit der Pfälzischen Weinprinzessin Anna-Lena Müsel (rechts).

Als „einen Glücksgriff für unsere Region“ hat Battenbergs Bürgermeister Wolfgang Pahlke (parteilos) am Sonntagabend Julia Denig bezeichnet. Für die erste Weinhoheit aus dem kleinen Burgdorf hatte er eine kulinarische Weinprobe im Hofgut der Familie Schraut organisiert, bei der jeweils zwei Produkte der drei örtlichen Winzerbetriebe serviert wurden. Unterhaltsam umrahmt wurde die Veranstaltung vom Duo Mackefisch. Grünstadts Beigeordneter Hans Tisch (CDU) erinnerte daran, dass Julia am Krönungsabend ihrer Vorgängerin Laura Wessa aus Bockenheim im Juli 2017 ihr Interesse an dem Amt bekundet hatte. „Ich hoffe, es dauert nun nicht erneut 69 Jahre, bis wieder eine Weingräfin aus Battenberg kommt“, sagte er auf der Terrasse „Aussichtsreich“, wo die 80 Gäste mit einem Sektempfang willkommen geheißen wurden. Es sei großartig, lobte Johannes-Peter Schwalb (CDU), Beigeordneter der Verbandsgemeinde Leiningerland, dass junge Menschen ein Ehrenamt übernehmen. Wenn es nach der Pfälzischen Weinprinzessin Anna-Lena Müsel aus Obrigheim ginge, würde Julia auch noch Weinkönigin werden. Zusammen mit Laura schenkte sie ihr ein Fachbuch für die Vorbereitung. Bevor es im kürzlich sanierten Gewölbekeller unter der Terrasse eine Kartoffelsuppe mit Trauben als Vorspeise eines Drei-Gänge-Menüs gab, fütterte Wein- und Kulturbotschafter Erhard Schwalb die Besucher mit Wissenswertem über die Blitzröhren im Battenberger (und Neuleininger) Boden, die den Wein der darauf angebauten Reben zu etwas Einmaligem machten. Die Ursache für die geologische Besonderheit liege in einer Magma-Blase, die vor rund 150 Millionen Jahren die Erde über ihr nach oben gewölbt habe. An den Steilküsten des entstandenen Rheingrabens habe das Meer dann ockerfarbenem Sand abgelagert. Beim Kellerbau für das Weingut Denig sei man schon nach 60 Zentimetern auf dieses Gestein gestoßen. „Wir haben hier die weltweit einzige Blitzröhrenweingräfin“, verkündete Schwalb augenzwinkernd. Von der Musikkabarettistin Lucie Mackert war zu erfahren, dass der zur Suppe ausgeschenkte Sauvignon Blanc – Rebsorte des Jahres 2019 – am Geburtstag von Greta Garbo und Wolfgang Schäuble gelesen worden sei. Ob das von Bedeutung sei, solle jeder selbst schmecken. Der zweite Wein zur Vorspeise war ein trockener Grauburgunder vom Kleinkarlbacher Mönchsacker, der handverlesen und mit wenig Druck gepresst worden sei, wodurch er kaum Bitterstoffe enthalte. Bitter ist es jedoch, wenn die Angehimmelte die Zuneigung nicht erwidert. „Dann muss man Überzeugungsarbeit leisten und für die begehrte Person ein Lied schreiben“, leitete Pianist und Sänger Peter Fischer den witzigen Song „O Annegret“ ein, den er – wie einige andere Stücke – gemeinsam mit seiner Partnerin Lucie Mackert (Gitarre, Gesang) vortrug. Sie betonte, dass sie sich vorab schlau gemacht habe: „Es gab wohl noch keine Gräfin Annegret.“ Nicht fehlen durfte bei diesem Abend zu Julias Ehren die Legende um Gräfin Eva von Neuleiningen, die durch ihre Gastfreundschaft verhindern konnte, dass ihre Burg im Bauernkrieg 1525 zerstört wurde. Zum Saumagen von Donnersberger Wollschweinen mit Weinkraut konnten eine komplexe und mineralische Riesling-Spätlese vom Schlossacker verkostet werden sowie ein Portugieser aus 60 Jahre alten Reben. Die Ohren hatten derweil mit einem flott-lustigen „Rotkäppchen“- und einem ruhigen „Armbanduhr“-Lied zu tun, wonach vom Publikum eine Zugabe gefordert wurde. Diesem Wunsch kam das Duo gern nach. Krönender Abschluss für den Gaumen war ein Quarkmousse mit Rumzwetschgen, begleitet von einem Spätburgunder Weißherbst vom Höllenpfad mit Anklängen von Rote-Beeren-Aroma sowie dem Cuvée Julia, einer 60:40-Mischung aus Weißburgunder und halbtrockenem Chardonnay, den Lieblingssorten der Weingräfin. Diese dankte für die großartige Unterstützung, die sie aus ihrem Heimatort erfahre. Acht Monate mit bereits 75 Terminen liegen hinter der 20-Jährigen, aber gemäß dem Motto, das Glas sei noch zu einem Drittel voll, freue sie sich auf die noch kommenden vier Monate.

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