Leiningerland Ehrenamtliche helfen Senioren bei der Anmeldung für die Impfungen
2018 ist in Rheinland-Pfalz vom Sozialministerium das Projekt „Digitalbotschafter“ ins Leben gerufen worden. Dabei schulen Ehrenamtliche ältere Menschen im Umgang mit Smartphone, Tablet und PC und nehmen Berührungsängste, wenn es um die digitale Welt geht. Ziel des Netzwerks ist es, älteren Bürgern die an der Digitaltechnik zu ermöglichen. Inzwischen begleiten 200 Digital-Botschafter Ältere auf ihrem Weg in die digitale Welt. Das Ministerium arbeitet eng mit der Landesseniorenvertretung zusammen, zu dessen Vorstand Reinhard Fischer aus Ebertsheim gehört, der zudem Vorsitzender des Seniorenbeirats Leiningerland ist. Im Seniorenbeirat tätig ist auch Peter Dehio aus Battenberg. Der pensionierte Informationstechnik-Berater hat sich als Digitalbotschafter in Medienpädagogik ausbilden lassen. Er veranstaltet seitdem wöchentliche Treffs mit Senioren und unterstützt diese niederschwellig bei Problemen im Umgang mit ihren eigenen Smartphones, Computern, Tablets oder Laptops. Derzeit steht bei den Menschen allerdings die Impfproblematik im Vordergrund – hier vor allem die Anmeldung, um einen Impftermin zu bekommen.
Der Seniorenbeirat hat sich als Helfer in der Not als Unterstützung für die digitale Anmeldung zum Impfen angeboten. Was ist Ihr bisheriges Fazit?
Reinhard Fischer: Das Angebot, Senioren durch fachkundige Ehrenamtliche digital mit Computer, Smartphone und Laptop weiterzubilden, ist eine sehr gute Sache und wird grundsätzlich gut angenommen. Das eigentliche Programm „Digitalbotschafter“ ist allerdings Covid-19-bedingt etwas ins Stocken geraten. Die Hilfestellungen zu den Impfterminen und die Fragen, wie und wo man sich melden kann, wurde zum Jahreswechsel aktuell. Es war nicht einfach, einen Termin bei den Impfzentren über die Hotline 0800/5758-100 zu bekommen, weil diese Nummer oft schwer bis gar nicht erreichbar war. Zusätzlich stand und steht die Internet-Seite www.impftermin.rlp.de.zur Verfügung, die für ältere Mitbürger etwas kompliziert aufzurufen ist. Außerdem hat nicht jeder Impfberechtigte einen Internetanschluss. Deswegen haben wir im Amtsblatt der Verbandsgemeinde Leiningerland die Telefonnummer von Peter Dehio veröffentlichten.
Peter Dehio: Wöchentlich rufen unter meiner Telefonnummer 06359/6048 ältere Menschen aus der Verbandsgemeinde Leiningerland und der Stadt Grünstadt an und wollen über die weitere Vorgehensweise informiert werden. Etwa 10 bis 20 Leute sind es in der Woche, die um Rat fragen.
Ab wann standen bei den Digitalbotschaftern und beim Seniorenbeirat die Fragen rund ums Impfen ganz vorne?
Reinhard Fischer: Ende Dezember 2020 hat das Sozialministerium alle Digitalbotschafter und andere Stellen über den Start der Impfzentren informiert mit der Bitte um Unterstützung beim Anmelden impfberechtigter Seniorinnen und Senioren. Peter Dehio war sofort bereit, für unsere Region mitzuwirken. Ein weiteres Thema im Zusammenhang mit der Impfung war und ist die Mobilität unserer Senioren, denn oft wurde die Frage gestellt: „Wie komme ich dahin?“ Die Ehrenamtlichen des Bürgerbusteams in der Verbandsgemeinde unterstützen uns hier mit den beiden Bussen, die leider wegen des Lockdowns – außer den Impffahrten – in der Garage stehen.
Viele sprechen von einem Impfchaos. Wie sehen Sie das?
Reinhard Fischer: Das wird in erster Linie durch das Nichtvorhandensein von genügend Impfstoff hervorgerufen. Für diesen entscheidenden Mangel ist in erster Linie die Europäische Union verantwortlich. Aber auch das Bundesministerium, da es, wie man mittlerweile weiß, in Brüssel mit am Tisch saß. Bekanntlich gibt es einen Stufenplan für die Impfberechtigung, der nur funktionieren kann, wenn der Impfstoff vorhanden ist und zunächst alle Ü-80-Jährigen geimpft sind. Danach kommen die 70- bis 79-Jährigen an die Reihe, sie können sich seit gestern registrieren. Seit Kurzem sind auch chronisch Kranke und deren Betreuer sowie bestimmte Berufsgruppen impfberechtigt. Zum gegebenen Zeitpunkt wird die jeweilige Altersgruppe per Post zur Anmeldung beim Impfzentrum Bad Dürkheim aufgefordert. Damit wird die Registrierung, die zu einem Impftermin führt, in die Wege geleitet. Demnächst werden auch Impfungen durch Hausarztpraxen möglich sein, voraussichtlich Anfang April. Pilotprojekte gibt es derzeit in Koblenz, Mainz, Trier und Neustadt /Weinstraße.
Die Bürgerbusse der Verbandsgemeinde Leiningerland erwiesen sich bereits in der Vergangenheit als große mobile Unterstützung. Derzeit steuern sie ausschließlich das Impfzentrum in Bad Dürkheim an. Was raten Sie denjenigen, die eine Fahrt brauchen?
Reinhard Fischer: Zur Anmeldung für Fahrten nach Bad Dürkheim sollte man sich über das Amtsblatt informieren, wo wöchentlich Info-Anzeigen geschaltet sind. Nach Auskunft von Gaby Müller, die sämtliche Bürgerbuseinsätze koordiniert, wurden seit Mitte Januar über 100 Senioren nach Bad Dürkheim gefahren und zur Impfung begleitet. Eine absolute Spitzenzahl, die schwerlich zu toppen sein wird. Für diese ehrenamtlichen Einsätze sagen wir ein herzliches Dankeschön. Das Bürgerbusteam hat die Möglichkeit zur telefonischen Anmeldung in der VG-Verwaltung eingerichtet. Anrufe sind möglich montags bis freitags, 10 bis 11 Uhr, unter Telefon 06359/8001-7777. Die Busse fahren stets bei Bedarf für jene Menschen, die einen Impftermin haben. Zu anderen Zwecken fahren die Busse derzeit coronabedingt noch nicht. Wir im Vorstand des Seniorenbeirates im Leiningerland glauben, dass wir mit Blick auch auf eine sehr hohe Impfquote vieles anbieten, damit jeder seinen Beitrag dazu leisten kann, dass wir alle der Pandemie den notwendigen, den möglichen Widerstand entgegensetzen können.