Ebertsheim Dorf-Uzname: Wie aus „Stää-Knibbel“ die „Bachratte“ wurden

Fast ganz Ebertsheim von oben, im Gegensatz zum Rätselbild mit dem Erkennungsmerkmal Fabrikschornstein.
Fast ganz Ebertsheim von oben, im Gegensatz zum Rätselbild mit dem Erkennungsmerkmal Fabrikschornstein.

„Die Bachratte“ nannten die meisten der 70 Luftbildrätsler als Uznamen für die Ebertsheimer. Aber „Stää-Knibbel“? Selbst Alt-„Ewertsemmer“ hatten den Ausdruck nicht auf ihrem Lösungszettel. Dabei hätte der frühere Uzname mehr Aufmerksamkeit verdient.

Ja, einige RHEINPFALZ-Leser haben es richtig erkannt: Der für die Luftbildrätsel verantwortliche Redakteur ist selbst „en Ewertsemmer“. Er schreibt in der 30. Folge der Serie „Unsere Heimat von oben“ sozusagen außer Konkurrenz mit. Zum Glück für den früheren Uznamen „Stää-Knippel“: Denn diesen Ausdruck kennt der 59-jährige Redakteur noch aus Erzählungen verstorbener „Ur-Ebertsheimer“. Wie etwa von seinem „Unkel Ernscht“ (Gauch): Der war noch Steinmetz, als der in Ebertsheim jahrhundertelang das Leben dominierende Sandstein schon in der Bedeutungslosigkeit verschwunden war – und mit ihm der Uzname „Stää-Knibbel“.

Ein zweites „Knibbel“-Synonym

Pate für den früheren Uznamen war ein hammerartiges Werkzeug für die Steinbearbeitung, unter Bildhauern „Knüpfel“ genannt. Später soll „Stää-Knibbel“ auch das Synonym für die – durch die schwere Arbeit in Steinbrüchen gestählten – Ebertsheimer gewesen sein, die schnell dabei waren, wenn „jemand Knibbel gewollt“ hat. So zumindest berichteten dies Alteingesessene. Mit anderen Worten: Körperliche Auseinandersetzungen – gerade an Kerwefesten – haben die Ebertsheimer in früherer Zeit wohl nicht gescheut. Seriöser Kern des alten Uznamens ist jedoch die Sandsteinindustrie, insbesondere der Abbau in den Ebertsheimer, Richtung Tiefenthal gelegenen Gruben – inzwischen kümmert sich der Vogelschutzverein um die, vor über 70 Jahren stillgelegte, naturbelassene „Gruwe“. Insbesondere seitdem Mitte der 1970er-Jahre die zwischenzeitlich im „zweiten Steinbruch“ errichtete Mülldeponie ihre Türen endgültig geschlossen hat.

Sandstein ist allgegenwärtig

Obwohl schon seit den 1950er-Jahren kein Sandstein mehr in Ebertsheim abgebaut wurde, ist das rötliche Gestein in dem Dorf immer noch allgegenwärtig. So sind im „Unnerdorf“, dem alten Ortskern, inzwischen viele alte Gebäude vom Putz befreit und der Sandstein wieder freigelegt worden. Auch das Ebertsheimer Ortswappen weist mit zwei Spaten und einem Pickel auf die lange Geschichte des Tagebaus hin. Übrigens: Grundlage des 1926 genehmigten Wappens war ein Siegel aus dem Jahr 1724. Zudem steht seit zwei Jahren ein, vom aus Ebertsheim stammenden Bildhauer Bruno Weygand, in Sandstein gehauener Steinmetz auf dem Wilhelm-Ziegler-Platz. Dieser wurde auch zum Gedenken an die vielen Ebertsheimer aufgestellt, die über die Jahrhunderte hinweg in den Steinbrüchen starben. So waren allein im Jahr 1865 in den Gruben 18 Ebertsheimer ums Leben gekommen, wie in einem zeitgenössischen Zeitungsartikel nachzulesen ist.

Ratten an der Papiermühle

Nicht weit von diesem Gedenk-Sandstein „lauern“ am Ziegler-Brunnen zwei bronzene Bachratten. Sie weisen auf den heute geläufigen Uznamen der Ebertsheimer hin: Bachratten. Denn nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Ende des Tagebaus in Ebertsheim rückte der Eisbach mit seinen Mühlen zunehmend in den Mittelpunkt des dörflichen Lebens. Neben einer Getreidemühle (in der heutigen Wassergasse) war dies insbesondere die Papiermühle, aus der dann die Papierfabrik wurde. In früheren Zeiten sollen sich im Mühlenbereich gerne Bachratten aufgehalten haben – das hat den Ebertsheimern den Uznamen beschert. Durchaus verständlich, war doch die Papierfabrik – von den Arbeitern übrigens „die Quetsch“ genannt – mit über 100 Beschäftigten lange Zeit der Arbeitgeber des Dorfes. Nach ihrem Aus im Jahr 1982 war der wichtigste Arbeitgeber weggefallen. Schon drei Jahre später entstand neues „alternatives“ Leben in der alten Papierfabrik: mit Ökologie-, Kultur- und Bildungsinitiativen sowie neuen Gewerbebetrieben und einem selbst organisiertem Wohnprojekt.

Hier lebt auch Andreas Valentin, der im Auftrag der Ortsgemeinde vor wenigen Jahren die Renaturierung des Eisbachs geplant hat. Zum Schaden der „Bachratten“ ist der Naherholungsbereich sicher nicht ...

Was Luftbildrätslern (und einem Redakteur außer Konkurrenz) sonst noch zu Ebertsheim einfällt:

Alexandra Strickler: Das ist mein Heimatdorf, man sieht sogar das Haus, in dem ich aufgewachsen bin und eine wunderbare Kindheit verbracht habe. Spielen im Eisbach, der direkt am Haus entlang läuft oder Toben durch die vielen Weizenfelder am Ortsrand Richtung Eisenberg. Das Dorf hat einen wundervollen Charakter und hält alles für groß und Klein bereit. Kindergarten, Grundschule, Bäckerei, Metzgerei und damals sogar ein Sparmarkt waren/sind tolle Merkmale für eine gute Infrastruktur. Damals war gegenüber unseres Hauses auch der schönste Spielplatz in der ganzen Umgebung und Treffpunkt von Vielen. Trampolin, Seilbahn, Schaukeln etc. Da war allerhand dabei, um sich auszutoben. In den Sommermonaten gab es ganz früher auch ab und an mal Dorfvolleyballfeste. Schade, dass es diesen einzigartigen Spielplatz nicht mehr gibt. Es war ein Stück Kindheit, was „leider“ in Wohnfläche umgewandelt wurde, weshalb in unserer schönen Straße nun sehr viel mehr Verkehr ist. Ein kleiner Trost, ist die Investition in die Renaturierung des Eisbachs, was unser Dorf aufgewertet hat und zur Naherholung einlädt. Es ist auf jeden Fall interessant, wie ein Dorf sich im Laufe der Zeit verändern kann und würde mir wünschen, dass Ebertsheim seinen liebevollen Charakter beibehält und seine Traditionen pflegt. Kerwe, St. Martinsumzug, Konzerte in der Papierfabrik und ein aktives Vereinsleben bereichern unsere Gesellschaft. Danke, dass ich so schöne Erinnerungen an mein Dorf haben kann.

Bänkler“, Lotto-Linde, TSV ...

Caroline Fuchs, geborene Wahl: In Ebertsheim ist meine ganze Familiengeschichte geschrieben worden. Urgroßväter, Urgroßmütter, Großmütter, Großvater, Eltern , Onkel, Tanten , und, und, und: Alle waren gebürtige Ebertsheimer. Bis ins Jahr 2002 bin ich dort aufgewachsen und auch heute bin ich noch gerne dort. Das Wahrzeichen ist der Turm der alten Papierfabrik. Dort haben viele aus unserer Familie gearbeitet. Die Frauen haben mittags den Männern das Essen gebracht. Meine Oma hat sich gegen Abend immer mit noch ein paar Frauen getroffen und den Dorftratsch ausgetauscht – „die Bänkler“ war der Spitzname der Truppe. Der Kindergarten, zu dem ich von meinem Opa mit unserem Pony hingebracht und abgeholt wurde, die Grundschule, die Fassenacht, mehrere Jahre aktiv mitgemacht und dienstags durch die Straßen gezogen und „ Fassenacht die Panne kracht “ gesungen, der TSV ( mein Vater war leidenschaftlicher Fußballspieler und TSV'ler), die Kerwe, die Läden (es Macke, es „ Pretzers“, es Gessners, de Maurer, de Sprenger, es Lotto Linde, de Dorflaade, die Sparkass, de Schlamp). Die Gruwe, die Addeshütt, die Eisbach, die Gärten, es Ewwertzummer Lied, de Vogelschutz – man könnte noch so viel erzählen. Ebertsheim ist ein tolles Dorf und ich hatte eine tolle Kindheit dort. Tief verwurzelt und definitiv meine Heimat.

An Straßenkreuzung erkannt

Werner Janson, Ebertsheim: Ohne das Wahrzeichen „Fabrikschornstein“ und auch ohne die anderen markanten Punkte wie etwa die Grundschule mit Mehrzweckhalle, Sport- und Tennisplätze, Eisenbahnbrücke oder evangelische Kirche war das Rätsel sogar für einen Ebertsheimer ziemlich knifflig. Eisenbahnlinie und Eisbach sind ebenfalls nicht deutlich zu sehen, erst wenn man erkennt, dass in der linken unteren Bildecke die Kreuzung Kerzenheimer/Eisenberger Straße mit den Gebäuden der Firma Sprenger abgebildet ist, kommt man drauf. Der Uzname der Ebertsheimer ist „Bachratte“, – aber das weiß der verantwortliche Redakteur ja selbst…

Joachim Schwalb, Hettenleidelheim: Dieses Mal war die Lösung nicht sonderlich schwer, auch wenn auf dem Luftbild keine ortsbildprägenden Bauwerke, wie die protestantische Pfarrkirche Sankt Stephan, das Rathaus, der Bahnhof oder das „steinerne Wahrzeichen“ des Ortes. der hoch in den Himmel ragende Schornstein der ehemaligen Papierfabrik, erkennbar sind. Es handelt sich um Ebertsheim (uff pälzisch: Ewwertsem), das mit dem Slogan „Das Dorf im Grünen mit alter Sandsteintradition“ für sich wirbt, und zwar zurecht. Die Ebertsheimer Steinbrüche („die Gruwe“) waren über Jahrhunderte ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und lieferten den roten Sandstein als begehrtes Baumaterial bis über die Grenzen der Pfalz hinaus. An die harte, entbehrungsreiche und gefährliche Arbeit der Steinbrecher erinnert die Skulptur des „Ebertsheimer Steinmetz“ auf dem Wilhelm-Ziegler-Platz neben dem Rathaus, geschaffen von Bruno Weygand, einem in Ebertsheim geborenen Bildhauermeister. Dort befindet sich auch ein Brunnen, der von zwei kleinen Bronzefiguren (ebenfalls von Bruno Weygand) gespeist wird, bei denen es sich gut erkennbar um Ratten handelt, eine Anspielung auf den Uznamen der Einwohner „Ewwertsemer Bachratte“.

Martina Benz: Gar zu einfach war es nicht. Letztlich verriet das blaue Gebäude mit dem roten Streifen, um welche Ortschaft es sich handelt. Das verräterische Haus mit Ladengeschäften steht in der Eisenberger Straße. Fall geklärt.

Kerwetanz bei Gutfrucht

Elisabeth Steinbrecher, Mertesheim: Mich verbindet mein Ehemann mit Ebertsheim, der dort aufgewachsen ist. Früher lud am Kerwewochenende, das Gasthaus Gutfrucht zum Tanzen, in den großen Tanzsaal ein. Die Leute aus den umliegenden Dörfer kamen zum Kerwetanz und es entstanden Freundschaften mit späterer Heirat. Heute kann man hier nur noch essen, aber dafür sehr gut. Simone Gutfrucht hat das Lokal von den Eltern übernommen.

Gunther Isbarn, Tiefenthal: Das Lösungswort lautet: Ebertsheim Der Uzname lautet: Ewwertsemer Bachratte. Auch ohne ihren Schornstein ist die Alte Papierfabrik rechts oben gut zu erkennen mit dem markanten Dach des „Klangraum 21“.

Michael Krieger: Der gesuchte Ort ist Ewwertsem oder Ebertsheim. Die Häuserfront mit der Bäckerei unten links, war nach Benutzung einer weiteren Sehhilfe, doch recht eindeutig. Danke für das Rätsel. Bin gespannt auf das Folgende.

Markantes Dach

Francisca Flocken: Mittlerweile hat Ebertsheim ein markantes Dach: eins, das so rot strahlt und somit ein markantes Wahrzeichen sein kann.

Bernd Knieriemen, Ebertsheim: Mit Freude habe ich das Luftbild gesehen. Es ist Ebertsheim ich erkannte es nach wenigen Sekunden, denn wir wohnen hier seit 14 Jahren. Die Ebertsheimer werden auch die Bachratten genannt, dazu gibt es einen wunderschönen Brunnen vor dem Rathaus, daneben steht in Lebensgrüße ein Steinhauer in Sandstein gemeißelt. Durch Ebertsheim fließt der Eisbach, welcher vor ein paar Jahren renaturiert wurde und mit seinem Wanderweg, Wasserspielplatz mit integriertem Kneippbecken und Barfußpfad das Ganze zu einem liebenswertem Ort macht. Viel zu verdanken haben wir unserem Bürgermeister, der sich sehr um das Wohl seiner Bürger kümmert.

Ewertsemmer Rasenplatz

Volker Wilhelmy, Kleinkarlbach: Für mich war es schwierig das Dorf genau zu verifizieren, unter mithilfe von Freunden konnte ich aber den Ort dann doch erkennen: Ebertsheim (Ewertsemm). Am unteren linken Bildrand ist die Straßenabbiegung nach Kerzenheim zu erkennen und kurz davor die Reihenhäuser mit dem Elektrofachgeschäft Sprenger; am oberen rechten Bildrand der Anfang des Renaturierungsgebiets mit dem Bachlauf, wo unsere Enkel gerne im Sommer zum „ suddeln “ hingehen. Besonders schöne Erinnerungen habe ich an den „Ewertsemer “ Rasen-Sportplatz, wo wir mit dem TV Kleinkarlbach 1992 /1993 und 1994 jeweils das Fußballturnier für AH-Mannschaften gewinnen konnten.

Maria Altheimer, Hettenleidelheim: Auf den ersten Moment etwas kniffelig. Dann aber erkennbar am südlich gelegenen Neubaugebiet und im Ortskern die alte Papierfabrik mit der Photovoltaikanlage. Ebertsheim, die Gemeinde am Eisbach mit einem renaturierten Teil des Eisbaches. Integriert ein wunderschöner Wasserspielplatz und eine Kneipp-Anlage. Bekannt für Ebertsheim ist ebenfalls das Gasthaus Gutfrucht. Im Sommer bietet die alte Papierfabrik schöne kulturelle Veranstaltungen.

Alexander Hien, Ebertsheim: Ebertsheim oder auch Ewwertzumm, das Dorf im Grünen, liegt zwischen Grünstadt und Eisenberg und auch etwa in der Mitte der Ballungszentren Ludwigshafen und Kaiserslautern. Für Ortsfremde ist zu sagen: Einfach mal vorbeischauen in unser Örtchen, es lohnt sich: etwa den Renaturierungsbereich, aber nicht nur.

Karl-Rainer Leuckel, Mölsheim: Zunächst gleich ein Kompliment an die Redaktion. Das Luftbild zeigt „nur“ etwas Grün und einige Häuser. Könnte also überall sein, ohne ein besonderes Wahrzeichen wie Kirche, Burg oder Sportplatz oder ähnliches. Das einzige, wenn man das Dorf nicht genau kennt, ist das rotleuchtende Dach in der Bildmitte und etwas versetzt ein etwas schraffiertes dunkles „Dachfeld“. Diese beiden Hinweise reichten mir aber schon aus, das gesuchte Lösungswort schnell zu finden. Da die Redaktion beim Suchbild auch noch darauf hinwies, das fast alle Orte in den drei Jahren schon dran waren, blieben für einen fleißigen RHEINPFALZ-Leser ja auch nicht mehr viele Orte übrig. Das gesuchte Dorf Ebertsheim, mit seinen gut 1200 Einwohner im Eistal zwischen Grünstadt und Eisenberg, etwas abseits und trotzdem in gewisser Weise zentral gelegen. Zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten befinden sich in unmittelbarer Nähe und nach Eisenberg oder Grünstadt ist es ja auch nur ein Katzensprung.

Rita Bender aus Sausenheim. Wenn meine Tochter nicht dort bei einer netten Familie in Miete gewohnt hätte und das Haus in dem Ausschnitt ist, wäre es für mich schwer geworden den Ort zu erkennen. Uzname gibt es gleich zwei: Stääknippel (ein Schlaggerät des Steinhauers) und zum die Bachradde. Die Alte Papierfabrik ist heute für kunstschaffende Künstler und Handwerker und und vieles mehr umgesetzt. Eine Eisenbahnlinie führt von Ramsen nach Grünstadt, den Eisbach kenne ich aus der Schulzeit, Fach „Heimatkunde“ .I n der Jugendzeit waren wir am Ausgang des Ortes in Richtung Eisenberg in der Raststätte, „Surri“ des Öftern. Bei den Faschingsveranstaltungen durfte man auch nicht fehlen. Heute gibt es eine Bäckerei, ein Elektrogeschäft, die weit um Ebertsheim bekannte Metzgerei Mack und der Landgasthof Gutfrucht, da kann man einmalig bürgerlich Essen.

Was ist mit dem Känguru?

Dirk Fehrenbach, Grünstadt: Auch wenn, wie Sie in der Rätselbeschreibung zum Luftbild schreiben, dass das „Wahrzeichen“ vielleicht fehlt, so gibt es für mich doch mindestens eine Stelle im Bild, die sofort ins Auge springt: die spitze Straßeneinmündung mit der nahe dabei liegenden Reihenhausbebauung (oder wie auch immer man diese Häuser nennen mag). Ja klar, unten links im Bild geht die Straße nach Kerzenheim ab . Ganz so viel habe ich selbst tatsächlich nicht mit Ebertsheim zu tun, außer wie viele Andere auch eben hindurch zu fahren. Meistens jedenfalls. Allerdings waren wir vor geraumer Zeit auf dem dort angelegten Hab-8-Wanderweg unterwegs. Seinerzeit sogar mehrfach, weil es damals mit der Markierung nicht ganz so dolle bestellt war. Aber gut, das wird sich bestimmt geändert haben .... Hat man eigentlich das Känguru jemals wieder gesehen, das vor vielen, vielen Jahren mal in Ebertsheim rumgehüpft sein soll?

Anmerkung der Redaktion: Im Jahr 2009 hatten vier Tennisspieler am Sportgelände des TSV ein Känguru gesehen. Das Beuteltier wurde dann später auch in anderen Orten der Pfalz, wie Gerolsheim, gesichtet. Die Spur endete zwischen Maxdorf und Oggersheim, wo Polizeibeamten es zuletzt erspähten. Das Rätsel, woher es kam und was aus ihm geworden ist, wurde nie gelöst. Vermutet wird, dass es einem Privatbesitzer, der vielleicht Bennett-Kängurus für den Fleischverkauf züchtet, ausgebüxt war.

Erste Funde 500 vor Christus

Sabine Appel, Hettrum: Ebertsheim (pälzisch: Ewwertsem) im Jahre 765 als Eberolfesheim (Heim der fränkischen Familie Eberolf) im Lorscher Codex erwähnt, wird als Besitz der Leininger Grafen aber auch schon 1318 genannt. Erste Ansiedlungen werden Funden nach um 500 v. Chr. vermutet, spätestens zur Römerzeit um 100 n. Chr. Der 38 km lange Eisbach fließt durch den Ort (zu erkennen an dem kleinen Grünstreifen quer über die Bildmitte). Kurz vor dem Ortsende Richtung Grünstadt fließen von links der Rodenbach und von rechts der Seltenbach zu. Bekannt war Ebertsheim für seinen Sandsteinabbau (bis 1950), insbesondere das Steinmetzhandwerk. Die Zeichen sind noch heute im Gemeindewappen enthalten. Der Sandstein wurde unter anderem für den Bau der Wormser Dreifaltigkeitskirche verwendet. Ab wann tatsächlich Sandstein abgebaut wurde, ist nicht belegt, es liegt jedoch nahe, dass dies bereits die Römer taten. Sehenswert in Ebertsheim ist die heutige protestantische Kirche. Erbaut als St. Stephan im 12. Jhd. gehört sie zu den ältesten Kirchen in der Pfalz. Neben dem südlichen Eingang befindet sich eine in einen Sandstein eingeritzte spätgotische Sonnenuhr. Drinnen ist das Bild „Martin Luther mit Schwan“ zu sehen, eines der bekanntesten Werke des Ebertsheimer Malers Johann Adam Schlesinger (1759 – 1829). Auf dem Bild oben links gut zu erkennen – auch wenn der große markante Schornstein fehlt – die alte Papierfabrik Eduard Mann. Sie entstand auf dem Gelände der früheren Dorfmühle (um 1745). Die spätere Papiermühle erwarb P. L. Mann 1869, Sohn Eduard baute diese zur Papierfabrik aus. Stillgelegt wurde die Fabrik 1982. Ab 1983 entstand das Projekt „Alternatives Wohnen und Arbeiten“. Heute fühlen sich Künstler und Handwerker, die Ebertsheimer Bildungsinitiative (EBI) und anderes Gewerbe, das große Kulturangebot ist überregional bekannt. Gewusst? Die Zeitung „Hiwwe wie Driwwe“ wurde 1997 in Ebertsheim gegründet. Sie erscheint – inzwischen in Kooperation mit dem Pennsylvania German Cultural Heritage Center (Verlag) – zweimal jährlich in pennsylvania-deutschem Dialekt (Pälzisch unnerscheid sich nur ä bissche vun Pennsilfaanisch) und wird in den USA, Kanada und Deutschland gelesen. Meilensteine in Sachen Naturschutz bieten der Natur- und Vogelschutzverein (seit 1956) auf dem Gelände des ehemaligen Sandsteinbruchs mit weit über 100 Nistkästen auf mehreren Streuobstwiesen und die Renaturierung des Eisbachs 2019. In Kombination mit dem 2004 entstandenen Hab-8-Weg (8 km Rundwanderweg, auch unterteilt in 2,5 km um Rodenbach und 5,5 km um Ebertsheim) und den vier Knepp-Wanderwegen bietet Ebertsheim ein wunderschönes Naherholungsgebiet – ein Ausflug lohnt sich auch ohne Auto, zumal Ebertsheim einen Bahnhof (wieder seit 1974) aht. Sehr schön auch eine Tageswanderung von der Erdekaut bei Hettrum/Eisenberg nach Ebertsheim, über den Kneipp-Wein- oder –Marathon-Wanderweg zur Weinwanderhütte in Asselheim und zurück (auch per Bahn). Und mit dem Drahtesel kommen Sie bequem über den Eistal-Radweg von Grünstadt oder Eisenberg aus an. Ebertsheim ist auch beliebter Zwischenstopp am 3. Oktober, Aktionstag „Autofreies Eistal“.

Irene Vonhof, Grünstadt: So ein, zwei Stellen gibt es ja doch auf dem Bild, die eine Identifizierung des Dorfes erleichtert haben, und die man jetzt nicht unbedingt suchen musste. So erging es mir zumindest. Dazu brauchte es auf jeden Fall keinen alten Fabrikschlot, der wohl das fehlende Wahrzeichen sein soll. Oben rechts im Bild die Verkehrsführung zum Parkplatz am Bahnhaltepunkt, das erkennbare Gasthaus Gutfrucht und der angeschnittene Straßenbereich der Eisenberger Straße mit dem Abzweig zu den Eidechsen, ähhmm, nach Kerzenheim. Nach ein wenig Grübeln und Unterhalten mit älteren Bekannten zeigte sich auch ein Uznamen für die Einwohnerschaft: Bachratten. Ob das passt, man wird es lesen. Eine Websuche um diesen Spitznamen erweitert, brachte zumindest mehrere Einträge (unter anderem auch mit Artikeln der RHEINPFALZ), die das bestätigen. Wohnt der Schreiber des Artikels zum Luftbildrätsel, Herr „lor“ nicht auch in Ebertsheim? Wenn dem so ist, dann hat er doch bestimmt auch so einiges zu berichten.

Außer Konkurrenz

Lorenz Hofstädter: Auch Redakteure haben eine Heimat – in meinem Fall ist es das Dorf Ebertsheim, wie dies einige Leser in ihren Mails schon vermutet oder festgestellt haben. Natürlich gäbe es aus Journalistensicht eine Menge über fast 60 Jahre in „Ewertsemm“ zu schreiben – dafür reicht der Platz aber nicht aus. Deswegen werden hier nur paar Schlaglichter genannt, an die sich vielleicht auch noch Nicht-Ebertsheimer erinnern. Wie zum Beispiel „Ausschiffer“ – mancherorts auch „Englisch“ genannt: Das Fußball-Hochhalte-Volleyschuss-Spiel wurde von den Kindern fast täglich an ausgewählten Mauern in den Ortsstraßen gespielt. Manchmal auch (Rollschuh-)Hockey mit selbst gebastelten Schlägern, etwa Unner- gege Owerdorf. „Gestraamert un Heisjer gebaut“ wurde in jungen Jahren in der „Gruwe“. Die ehemaligen Steinbrüche wurden später – gerne an Pfingsten – zu Zeltplätzen umfunktioniert. Nicht selten mit einem Besuch von Feldschütz „Dr. Fuß“. Die produzierende Papierfabrik erfüllte für Heranwachsende gleich mehrere Funktionen. Zum einen wurde das im Dorf von den Jugendspielern gesammelte Altpapier dort abgegeben und damit ein paar Mark in die TSV-Kasse gebracht. Zum anderen gab’s in „de Quetsch“ ganz gut bezahlte Ferienjobs für Schüler. Und nicht zuletzt kam man beim Stöbern im Altpapier schnell und kostenlos an damals noch rare „Sexheftscher“. Hätte vor 40 Jahren ein Ebertsheimer vom „Kneip(p)wandern“ gesprochen, wär’ man garantiert davon ausgegangen, dass der Wirtshausgänger die Tour von's „Gutfruchte“ zur „Ranch“ (Zur Krone), danach zum „Schütz“ (Bürgerstübchen) und zum Abschluss zum „Surri“ mit „de Tante“ genommen hat. Zum Feiern gab es also genug Gelegenheiten. Zumal, wenn „de Diddl“ die „Quetschkommod“ geholt hat. Der Alleinunterhalter Dieter Gessner hatte an unzähligen Festen – nicht nur in Ebertsheim – für Stimmung gesorgt. Der Name musste hier einfach fallen, gerade weil „de Diddl“ kürzlich erst verstorben ist. Er kann nur der einzige – soll aber Stellvertreter für alle Ebertsheimer Unikate – sein, die hier erwähnt werden. Auch denen außer Konkurrenz sind halt Grenzen gesetzt.

Ebertsheim mit Bahnlinie und rauchendem Schlot der Papierfabrik um das Jahr 1910.
Ebertsheim mit Bahnlinie und rauchendem Schlot der Papierfabrik um das Jahr 1910.
Der Geflügelhof Eistal, im Volksmund „Hinkelmääd“ genannt, war auf dem Gelände, das direkt hinter der Wassergasse folgte.
Der Geflügelhof Eistal, im Volksmund »Hinkelmääd« genannt, war auf dem Gelände, das direkt hinter der Wassergasse folgte.
Ansichtskarte von Ebertsheim (im damaligen Gau Saarpfalz!) mit Schule und Hauptstraße/Rathaus aus dem Jahr 1940.
Ansichtskarte von Ebertsheim (im damaligen Gau Saarpfalz!) mit Schule und Hauptstraße/Rathaus aus dem Jahr 1940.
1965karte
1956karte
Steinmetz aus Sandstein in der Dorfmitte: Das Denkmal soll auch auf die vielen Ebertsheimer hinweisen, die ihr Leben im Tagebau
Steinmetz aus Sandstein in der Dorfmitte: Das Denkmal soll auch auf die vielen Ebertsheimer hinweisen, die ihr Leben im Tagebau verloren haben.
Zwei bronzene Pelztierchen am benachbarten Brunnen sind dem heute gebräuchlichen Uznamen für die Ebertsheimer gewidmet: Bachratt
Zwei bronzene Pelztierchen am benachbarten Brunnen sind dem heute gebräuchlichen Uznamen für die Ebertsheimer gewidmet: Bachratten.
Auch das Ebertsheimer Dorfwappen weist mit Pickel und Schaufeln auf den jahrundertelangen Steinabbau in Ebertsheim hin.
Auch das Ebertsheimer Dorfwappen weist mit Pickel und Schaufeln auf den jahrundertelangen Steinabbau in Ebertsheim hin.
Frühere Ansichtskarte.
Frühere Ansichtskarte.
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