Grünstadt Dieses war der sechste Streich

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Rockenhausen. Jährlich grüßt das Murmeltier! Jonas Lehmann (TuS Heltersberg) gewann zum sechsten Mal in Folge den Rockie-Mountain-Lauf. Seine Zeit? 50:04 Minuten. Bei den Frauen sieht es ähnlich aus. Denn auch da grüßt ein altbekanntes Rockie-Gesicht von der Spitze: Melanie Noll (57:47) von der TSV Annweiler. 283 Gipfelstürmer gingen am vergangenen Samstag an den Start.

Der Blick nach oben zeigte einen leicht bedeckten Himmel. Der Blick nach unten Matsch, Schlamm und Dreck. Auf den letzten 500 Meter Asphalt. Nichts für Lauf-Romantiker, welche sich an perfekte Laufbedingungen ergötzen. Ein Blick in den Rückspiegel zeigte kämpfende, mit sich ringende Läufer. Und ein Blick nach vorne zeigte nichts. Nichts, außer der Gewissheit, dass es eben kein Zuckerschlecken sein wird. Es ist ein Kampf mit sich und gegen den Berg. Vollprofis auf der einen Seite, sporadische Läufer auf der anderen Seite. Doch eines haben sie alle gemeinsam. Sie suchen den Kick. Die Herzfrequenz ist immer am Limit. Es ist ein elendiger Kampf gegen den inneren Schweinehund. Ein Kampf gegen den größten Berg der Pfalz: den Donnersberg. Ein erschütterndes oder nachhaltiges Donnerwetter gab es aber keinesfalls. Die Favoriten wurden ihrer Rolle gerecht. Als Jonas Lehmann sich schon minutenlang mit einer Menschentraube unterhielt, musste Stefan Hinze, der Chef-Organisator des Laufes, noch pumpen. Puh, geschafft, wird er sich wohl gedacht haben, als er nach 57:03 Minuten den Gipfel erklommen hatte. Er wirkte ausgepumpt, gleichwohl zufrieden. Seine Mimik sprach Bände. Er blickte ausgelassen drein. Verständlich, meisterte er den Lauf mit Bravour. Auch die rege Teilnahme machte ihn glücklich. „Ich bin sehr zufrieden. Man muss eben auch immer sehen, was man den Leuten zumutet, die teilnehmen,“ sagte Hinze. Recht hat er. Der Rockie-Mountain-Lauf ist nichts für Sportmuffel. 13,7 Kilometer, 687 Höhenmeter. Für viele ein Ritt auf der Rasierklinge. Es ist eben nicht einfach. Naja, für die meisten zumindest nicht… Cool, locker, einfach gut. Jonas Lehmann, der personifizierte Kilometerfresser, gewann zum sechsten Mal in Folge. In 50:04 Sekunden erklomm er den Berg. Er ließ der Konkurrenz keine Chance und untermauerte seinen Status als Abo-Sieger. Seine Marschroute ist klar: Meter für Meter, Schritt für Schritt Richtung Gipfel. Was sich so einfach anhört, ist aber das Resultat harter Arbeit. Laufen und Laufen und Laufen eben. Tag ein, Tag aus. Lehmann ist nicht nur ein Läufer, der aufgrund seines Talents massenweise Siege bejubeln darf. Vielmehr ist er auch Taktiker, sein eigener Trainer. „Es ist der längste Lauf. Er hat auch seine ruhigen Meter. Es ist eben keine leichte Strecke. Ich bin voll zufrieden,“ bilanzierte Lehmann. Auch Melanie Noll, die Siegerin der Frauen, feierte ihren zweiten Coup in Serie. In 57:43 Minuten trabte sie Richtung Bus. Sie war kaputt, zollte dem hohen Tempo, das sie anschlug, Tribut. Ausgepumpt stand sie oben zwischen Baum und Borke. „ Schneller ging es nicht. Jede Art des Laufens ist anstrengend,“ sagte Noll. Trotz der Anforderung und dem verheizten Kräftereservoire war sie zufrieden. Der aus Münchweiler stammende Werner Hollstein (73:38) ging auch an den Start. Der 58-Jährige weiß, wie Berglauf geht. Eine spezielle Charakteristik des Berglaufs ist, dass er in Etappen bestritten werden muss. Das weiß auch Hollstein. „Es war sehr anstrengend. Gerade nach der langen Verletzungspause,“ sagte er hinterher. Dennoch darf dem Vereinsmitglied des LC Donnersberg eine starke Leistung attestiert werden. „ Es hat etwas die Kraft gefehlt. Da muss man auch gucken, wie man durchkommt,“ analysierte Hollstein. Er kann auf eine tolle und breitgefächerte Laufkarriere zurückblicken. Viele Meter hat er hinter sich gelassen, Ehrgeiz besitz er weiterhin. Das untermauerte er am Samstag. Ferner ist auch seine jahrelange Erfahrung ein Trumpf. Hollstein: „Nicht die Strecke tötet, sondern das Tempo.“ Der Mittfünfziger darf sich dank einer tollen Lauffigur zu der Gilde zählen, die wahrscheinlich auch noch in zehn Jahren laufen werden. Schmal, drahtig, durchtrainiert. Anders als der Lauf. Der ist lang, hart und steinig. Nächstes Jahr werden erneut Hunderte Läufer den Kick suchen. Die üblichen Verdächtigen werden dann auch wohl dabei sein. Dazu kann sich getrost auch Hollstein zählen.

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