Grünstadt Den Dom begreifen

Schuf auch von der Museumsinsel Berlin Blindentastmodelle: der Künstler Egbert Broerken.
Schuf auch von der Museumsinsel Berlin Blindentastmodelle: der Künstler Egbert Broerken.
Das Modell und seine Entstehung

Dombaumeisterin Hedwig Drabik, die mit der Realisierung des Projekts betraut ist, erläuterte die Herstellung des Tastmodells. Beauftragt wurde der Künstler Egbert Broerken, der mit seinem Sohn Felix seit geraumer Zeit Blindentastmodelle von Gebäuden und Stadtlandschaften herstellt. So stammen die Modelle der Dome in Mainz und Worms von Broerken. Als Grundlage für das Modell dienen Bauzeichnungen, fotogrammetrische Aufnahmen und Fotografien. Erstellt wird zunächst ein Modell aus Styrodur. In mehreren Zwischenschritten entsteht dann ein Bronzeguss, der mit einem Wachsüberzug gegen Umwelteinflüsse geschützt wird. Das fertige Modell soll dann im Frühjahr 2020 auf der Südseite des Doms nahe der Dom-Info auf einem Steinsockel aufgestellt werden. Eine Inschrift für Sehende und eine gleichlautende in der Blindenschrift Braille wird den Besuchern mit ein paar grundlegenden Informationen zum Speyerer Dom weitergegeben. Auf dieser Inschrift wird auch den Unterstützern gedankt, die die Realisierung des Modells erst möglich gemacht haben, so Hedwig Drabik. Engagement des Dombauvereins Der Vorstandsvorsitzende des Dombauvereins, Gottfried Jung, berichtete über das Engagement des Dombauvereins für das Projekt Blindentastmodell. „Anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Dombauvereins wollten wir dem Dom etwas Besonderes schenken, etwas, das ihm noch fehlt“, sagte Jung. „Im Gegensatz zu vielen anderen Kathedralen hat der Dom noch kein Blindentastmodell – und so freuen wir uns, dass wir hier helfen können, eine Lücke zu schließen“. Unterstützt wird der Dombauverein durch Susanne Klatten und Stefan Quandt, die aus ihrem Privatvermögen einen Betrag von jeweils 10.000 Euro zur Verfügung stellen. Barbara Schmidt-Nechl, die stellvertretende Vorsitzende des Dombauvereins, die die Idee zu dem Projekt in Verbindung mit dem Vereinsjubiläum hatte, wies ergänzend darauf hin, dass das Modell an sich ein Kunstwerk sei und auch für alle sehenden Besucher einen Mehrwert biete. Die Spende des Lions Clubs Eine Spende von 20.000 Euro hat der Lions Club Speyer in Aussicht gestellt, der sich über den Dombauverein und über die Europäische Stiftung Kaiserdom zu Speyer für den Dom engagiert. „Unter dem Motto ,Die Welt vor Ort ein Stück besser machen’ unterstützt der Lions Club Projekte in Speyer“, so der Präsident des Service-Clubs Knut Mertens: „In diesem Fall unterstützen wir den Dom in Form eines Benefiz-Konzerts mit Domorganist Markus Eichenlaub am Samstag, 15. Juni, 19.30 Uhr im Dom.“ Die Einnahmen aus dem Verkauf der Karten für 15 Euro, ermäßigt 10 Euro, kommen dabei direkt der Finanzierung des Blindentastmodells zu Gute. „Mit einem Benefizkonzert im Dom werden wir die Realisierung des Blindentastmodells unterstützen und die zu erwartenden Einnahmen auf 20.000 Euro aufrunden“, sagte Mertens. Günter Kirchberg, Vorsitzender der Lions-Hilfe Speyer, berichtete, dass der Lions Club von dem Vorschlag des Dombauvereins, die Spende der Umsetzung eines Tastmodells zu widmen, sofort gefolgt sei: „Das ist eine sinnvolle Sache, etwas, das vor Ort noch fehlt, ein anschauliches, dreidimensionales Modell des Doms.“ Das Programm des Orgelkonzerts Domorganist Markus Eichenlaub, selbst Mitglied im Lions Club Speyer, hat sich im Vorfeld des Konzerts besondere Gedanken um das Programm des Abends gemacht. Unter dem Titel „Tasten fürs Tasten“ spielt er nicht nur ein bekanntes Stück der Orgelliteratur wie die Toccata und Fuge in d-moll von Johann Sebastian Bach und den „Bolero“ von Maurice Ravel in einer spektakulären Orgelfassung, sondern auch Werke von Organisten, die selbst sehbehindert waren. In Bezug zum Benefizgedanken hat Domorganist Markus Eichenlaub mit Vierne, Langlais und Litaize drei Komponisten auf das Programm gesetzt, die von Geburt an blind waren oder es in jungen Jahren wurden, und allesamt an der weltweit ersten Blindenschule mit angeschlossenem Musikkonservatorium in Paris ausgebildet wurden. Heute zählen sie zu den wichtigsten französischen Orgelkomponisten ihrer Zeit. Eichenlaub selbst will eine Improvisation mit verbundenen Augen spielen, um sich in die Welt dieser Organisten und aller Blinden etwas einfühlen zu können. Karten Karten für das Benefizkonzert am 15. Juni mit Markus Eichenlaub im Dom sind bei der Dom-Info, der Tourist-Information der Stadt Speyer, bundesweit bei allen Reservix-Vorverkaufsstellen, www.reservix.de, sowie beim RHEINPFALZ-Ticket-Service, Telefon 0631/3701-6618, erhältlich.

Spielt mit verbunden Augen Orgel: Markus Eichenlaub.
Spielt mit verbunden Augen Orgel: Markus Eichenlaub.
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