Grünstadt Bitte recht freundlich!

An fast 7500 Stellen bundesweit wurde von gestern 6 Uhr bis heute Morgen 6 Uhr geblitzt. Dabei waren mehr als 13.000 Polizisten im Einsatz. Die RHEINPFALZ war in Bockenheim vor Ort. Dort hatten Polizeibeamte am Haus der Deutschen Weinstraße (HdW) ihre Laserpistole aufgebaut.

Gerade einmal ein Fahrzeug müssen Ronny Keller von der Polizei Haßloch und sein Team mit Polizisten aus Neustadt und Bad Dürkheim in der ersten halben Stunde aus dem Verkehr ziehen. Geblitzt wird dieses jedoch nicht – der Fahrer war nicht angeschnallt. Stolze 30 Euro bringt dieses Vergehen in die Staatskasse. Viel mehr ist aber noch nicht passiert. Klar, der Blitzmarathon wurde überall publik gemacht, und die Autofahrer sind vorsichtiger. Das sei auch Ziel der Aktion, wie der Grünstadter Polizeichef Sigfried Doll erklärt: „Die Leute fahren mindestens an diesem Tag verkehrssicher. Und vielleicht sagt sich der ein oder andere am nächsten Tag: ,Eigentlich ist es ja richtig.’“ Gegen 15.45 Uhr ist es dann doch noch passiert: Ein Rollerfahrer ist mit Tempo 59 per Kelle auf den Winzerfestplatz gewunken worden, wo er sein Bußgeld bezahlt: 15 Euro, eine „Belehrung“ von der Polizei gibt’s gratis dazu. Was davon unangenehmer ist, kann jeder Fahrer selbst entscheiden. Der Rollerfahrer ist zu einem Interview mit der RHEINPFALZ nicht bereit. Schließlich habe er es ja eilig. Dies ist, so Doll, eine der Ausreden, die die Polizei bei Verkehrssündern immer wieder zu hören bekommt. Viele Verkehrsteilnehmer würden auch schon kalkulieren, wie viel man noch straffrei zu schnell fahren kann, sagt er. Dabei seien nicht die vereinzelten Raser das Hauptproblem. Der „klassische Unfallfahrer“ sei mit Tempo 65 unterwegs. Laut ADAC ist der Bremsweg bei Tempo 50 „nur“ 25 Meter und bei 65 Kilometern pro Stunde schon 42,5 Meter. Mit dem Blitzmarathon kann die Polizei genau diese „breite Masse“ an Autofahrern besonders ins Visier nehmen. Dass Verkehrsteilnehmer sich gegenseitig warnen, wenn geblitzt wird, stört den Polizeichef nicht. „Wer aufpasst, baut keinen Unfall“, sagt er. Damit sei das Ziel ja schon erreicht. Übrigens: Wer glaubt, nach dem Blitzmarathon wieder freie Fahrt zu haben, irrt sich. „Man kann morgen genau so geblitzt werden wie heute“, erklärt Doll.