Grünstadt Ausgleich in letzter Minute – mit neun Mann

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„Wir sind einfach zu dumm zum Gewinnen.“ Steffen Alleborn, Trainer des TSV Ebertsheim, trauerte nach Spielschluss nicht nur den vergebenen Torchancen nach, sondern auch den Tor-Geschenken, die seine Elf in der Fußball-B-Klasse dem SV Obersülzen II gemacht hatte. So vertändelte Torhüter Norman Geissert eine Minute vor Spielende eine schon unnötige Ball-Rückgabe von Franco Schmahl derart unglücklich, dass Andreas Maurer, das tat, was er als Torjäger tun muss: Er knipste ein zum 2:2-Ausgleich – die Obersülzer Reserve war da nur noch mit neun Mann auf dem Feld!

Robert Binder, Coach des SVO II, war mit seiner Truppe absolut zufrieden, „da wir die Ebertsheimer auch so stark erwartet haben. Am Ende haben wir uns das Unentschieden aufgrund der kämpferischen Einstellung aber redlich verdient – gerade auch angesichts der teils unterirdischen Entscheidungen des Schiri“. Binders Meinung nach habe der Unparteiische nicht nur bei der gelb-roten Karte für Adnan Peci in der 63. Minute den SVO benachteiligt. Letztlich sei die Punkteteilung angesichts des Chancenplus’ der Gäste aber ein gerechtes Ergebnis, so Binder. Dass der Tabellenvorletzte gegen die vor der Runde hoch gehandelten Ebertsheimer mithalten kann, zeigten schon die ersten Minuten. Mit Pascal Verch als Sturmspitze und Thomas Mengele als klassischem Libero setzte der SVO nicht nur auf zwei Spieler aus der AH, sondern auch auf ein altes Spielsystem. Von der ersten Mannschaft lief neben Doppeltorschütze Maurer auch Dominic Gerber auf. Der 18-Jährige war es dann in der 18. Minute, der einen scharf geschossen Freistoß von Benjamin Schmidt unglücklich mit dem Kopf ins eigene Tor verlängerte: 0:1. Es dauerte nicht einmal zehn Minuten, bis der TSV das erste Geschenk verteilte: Die Abwehr hatte den Ball sicher in den eigenen Reihen, dann ein fataler Querpass in den Rücken des Mitspielers, Maurer spritzte dazwischen und hatte zum ersten Mal freie Bahn aufs Tor. Für den Torjäger war es dann kein Problem mehr, den Keeper zu umspielen und den Ball ins leere Tor zu schieben. Doch auch dieser Spielstand hatte nicht lange Bestand. In der 37. Spielminute wieder ein scharfer Freistoß von Schmitt aus dem Halbfeld in den Obersülzer Strafraum, beim Abpraller nach dem Kopfballduell schaltet David Luprian am schnellsten und vollstreckt eiskalt aus zehn Metern Entfernung. Bis zum Pausentee tat sich auf beiden Seiten nicht mehr viel. Auch nach der Halbzeit plätscherte das Spiel vor sich hin. Einzig SVO-Vorsitzender Norbert Bölger sorgte für Aufregung – allerdings außerhalb des Spielfeldes: Als Platzkassierer forderte er auch die weiblichen Zuschauer unter dem TSV-Anhang auf, das Eintrittsgeld in Höhe von drei Euro zu entrichten. Bis auf eine Zuschauerin allerdings ohne Erfolg. Die restlichen Besucherinnen beriefen sich darauf, dass der Verband es den B-Ligisten zwar freigestellt hatte, auch Frauen zur Kasse zu bitten, die Vertreter der Vereine sich aber darauf geeinigt hatten, dies nicht zu tun. Diese Kassierer- Aktion war also die einzig nennenswerte bis zur 63. Minute und der gelb-roten Karte für Peci. In der Folgezeit in Überzahl drückte der TSV nun immer stärker auf die Entscheidung. Die Obersülzer hielten mit Einsatz dagegen, die Abwehr um Libero Mengele wankte zwar, aber fiel nicht. Denn die Ebertsheimer schafften es in dem nun hektischer werdenden Match nicht, klare spielerische Akzente zu setzen. Richtig herausgespielte Torchancen blieben weiterhin Mangelware. Und wenn sich dann doch einmal eine Einschussmöglichkeit bot, schlossen die Gästestürmer überhastet ab. Oder es wurde ungenau quer gelegt, so dass die vielbeinige Obersülzer Abwehr die Situation wieder bereinigen konnte. Als dann nach drei Auswechslungen fünf Minuten vor Schluss ein Obersülzer verletzt vom Spielfeld musste, schien die Partei angesichts zweier Spieler weniger auf dem Platz endgültig gelaufen, eine echte Torchance hatten die Obersülzer während der kompletten zweiten Hälfte nicht. Bis zur 90. Minute nicht. Bis der TSV den Ball ohne Not zum Torwart zurück gespielt hat... (lor)

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