Grünstadt Altbürgermeister wird Ehrenbürger

Grünstadt bekommt voraussichtlich wieder einen Ehrenbürger. In der Sitzung am Dienstag sprach sich der Stadtrat für die Verleihung des Ehrenbürgerrechts an den ehemaligen Bürgermeister Herbert Gustavus aus. Die Abstimmung endete allerdings nur scheinbar einstimmig.

Zwei Nachkriegsehrenbürger hat es in Grünstadt bislang gegeben: die langjährige Vorsitzende des Kulturvereins und Pianistin Emilie Schmitt und Maler Karl Unverzagt. Mit beider Tod erloschen ihre Ehrenbürgerrechte. Nach einem Antrag der FWG-Fraktion wird es nun voraussichtlich einen dritten Ehrenbürger geben. „Allerhöchste Zeit“ sei es, so begründete Sprecher Johannes Adam, den SPD-Politiker und langjährigen Stadtbürgermeister auf diesem Wege zu ehren. Noch könnten einige aktuelle Ratsmitglieder auf die gemeinsame Arbeit mit Gustavus zurückblicken. Zur Kommunalwahl im Mai träten aber viele der alten Garde nicht mehr an. Adam erinnerte daran, dass die FWG schon einmal erfolglos den Anstoß zur Ehrung der politischen Weggefährten Herbert Gustavus und Manfred Kippler, der inzwischen verstorben ist, gegeben habe – damals ohne Erfolg. Wie die großen Kanzler die Bundesrepublik, so habe Gustavus im kleineren Stil Grünstadt geprägt, betonte Adam. Er habe die Freiwillige Feuerwehr der Stadt zu einer „landesweit anerkannten Einheit“ entwickelt und im Wirtschaftsforum die Weichen richtig gestellt. Auch für die Bürger sei er als Stadtchef stets ansprechbar geblieben, erinnerte sich Adam an so manche unterbrochene Feuerwehrübung, während derer Gustavus sich Anliegen von Passanten anhörte und auf dem schnellst denkbaren Wege einer Lösung nahe brachte. Höchst erfreut zeigte sich SPD-Fraktionschef Gerd Walther über die anstehende Würdigung Gustavus’ über alle Parteigrenzen hinweg. Ob letzterer nun „kein typischer SPD’ler“ (Walther) oder „Sozialdemokrat durch und durch“ (Adam Vogel) sei, darüber konnten sich die Parteikollegen zwar nicht abschließend einigen, wohl aber darüber, dass er die Ehrung verdiene. Gustavus lege zwar keinen Wert auf Ehrungen, nehme sie aber – vorzugsweise nach einstimmigem Votum des Rates – gern an, wie Vogel in einem Gespräch mit dem Ehren-Kandidaten vorab geklärt hatte. Während der „jungen“ FDP-Fraktion lediglich übrigblieb, sich auf das Urteil längergedienter Ratskollegen zu verlassen, war CDU-Sprecher Friedel Sauer aus eigener Erfahrung voll des Lobes für den zu Ehrenden. Neidisch hätte man werden können, erinnerte er sich an die Fähigkeiten Gustavus’, CDU-Anhänger auf seine Seite zu bringen. Die Konfrontationen der Parteien im Stadtrat habe der durch Kooperation ersetzt, Freund–Feind-Denken habe es während seiner Amtszeit nicht gegeben. Schon die halbrunde Sitzordnung – einer Umarmung gleich – habe das symbolisiert. Alle unter einer Decke, das war zu viel Harmonie für eine funktionierende Demokratie und für Pirmin Magez. Die Antwort des Grünen-Sprechers: „Reine Obstruktion“, wie er im Nachgang der Sitzung begründete. Die Redewendung kann man medizinisch mit Verstopfung, ganz einfach mit Widerstand oder politisch mit parlamentarischer Verzögerungstaktik übersetzen, beim Sprecher der Grünen äußerte es sich in Verweigerung: Er beteiligte sich nicht an der Abstimmung. Offenbar unbemerkt von Bürgermeister Klaus Wagner, der das Votum für das Protokoll als einstimmig wertete. Was Magez – voraussichtlich höchstens bis zur Genehmigung der Niederschrift in der nächsten Ratssitzung – unwidersprochen ließ. (ktx)

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