Grünstadt Pannen-Serie verdirbt Laune nicht

L’orchestre de l’amitié unter Leitung von Musikschulleiter Richard Martin beim Frühlingskonzert am Leininger-Gymnasium.
L’orchestre de l’amitié unter Leitung von Musikschulleiter Richard Martin beim Frühlingskonzert am Leininger-Gymnasium.

„Es war eine fantastische Sache, die uns viel Spaß gemacht hat.“ Das sagt Richard Martin, Leiter der Musikschule Leiningerland aus Grünstadt, nach der Rückkehr des Orchesters der Freundschaft aus dem niederländischen Sneek. Dort nahm die rund 90-köpfige Formation aus Deutschen und Franzosen am 13. Europäischen Musikfest der Jugend teil. Es sei eine tolle Erfahrung gewesen – „auch wenn nicht alles rund lief“.

Es ist eine freundliche Umschreibung einer echten Pannenserie. Diese begann mit einem stundenlangen Stau auf dem Hinweg. „Dadurch kamen wir wenige Minuten zu spät zur Eröffnung am Mittwoch und durften diese nicht miterleben, weil uns die Security nicht mehr hineingelassen hat“, so Martin kopfschüttelnd. Dass der Festival-Auftakt so nur über einen großen Monitor verfolgt werden konnte, sei eine herbe Enttäuschung für die Kinder und Jugendlichen gewesen. „Die Stimmung war auf dem Nullpunkt.“ Der nächste Tiefschlag: Es stand ein Ferienhaus weniger zur Verfügung als gebucht war. „So mussten wir improvisieren und zusammenrücken“, sagt der Musikschulleiter. Ein weiteres Problem: Es gab kein Toilettenpapier. Dazu sind Schwierigkeiten bei der Verpflegung gekommen. Einmal gab es kein Brot zum Frühstück. Dann war mittags vor einem Konzert die Essensausgabe noch geschlossen und nach dem Auftritt waren die Speisen alle. „Uns hat dann die Fahrt zu einer bekannten Fast Food-Kette gerettet“, erzählt Martin und lacht. Nein, die Laune habe man sich nicht verderben lassen, sagt er. Dafür, dass die zwischendurch aufkommenden Tiefs nur vorübergehend waren, habe das Team aus Lehrkräften und ehrenamtlichen Helfern gesorgt. Letztlich hätten sie so ausgleichend gewirkt, dass die neun- bis 25-jährigen Mitglieder des Jugendorchesters Grünstadt und des Conservatoire Jean-Philippe-Rameau aus Carrières-sur-Seine ihre drei Konzerte trotz allem richtig gut gemeistert hätten. Und das, obwohl es entgegen der ursprünglichen Zusicherung keine Möglichkeit gegeben habe, zuvor zu proben. Insofern sei es gut gewesen, sich am Dienstag am Frühlingskonzert im Leininger-Gymnasium beteiligt zu haben (wir berichteten). „Wir hatten nicht einmal Zeit für einen Soundcheck“, so Martin, der abwechselnd mit Anne Marie Gillet den Dirigentenstab schwang. In der historischen Kirche in Workum am Freitagmittag habe man wegen des enormen Nachhalls das Publikum um Geduld gebeten und doch erst mal die Instrumente aufeinander abgestimmt. „Ganz anders war die Akustik in dem modernen Theater in Sneek, wo am Abend ein Auftritt anstand“, erzählt Richard Martin. Besonders beeindruckend gewesen sei die riesige Ponton-Bühne in der westfriesischen Stadt. Auf der schwimmenden Plattform durfte das orchestre de l’amitié am zweiten Tag des Musikfestes spielen, das unter dem Motto „At the Watergate“ stand. Weniger schön, aber dafür konnte niemand etwas: Es regnete heftig. Für die 6000 Teilnehmer der Großveranstaltung gab es 30 Bühnen, wobei viele fußläufig gut zu erreichen waren. „So konnten wir etliche andere internationale Ensembles hautnah erleben. Diese Möglichkeit hatten wir bei den Festivals 2012 in Italien und 2016 in Spanien nicht“, vergleicht Martin. Was in den Niederlanden auch besser war: Die Organisatoren hatten offensichtlich mehr Werbung gemacht, denn die Konzerte waren sehr gut besucht. Es habe viele nette Begegnungen mit freundlichen Leuten gegeben. Um Sehenswürdigkeiten anzuschauen, fehlte allerdings die Zeit. Martin zieht insgesamt ein positives Fazit: „Wir werden bei nächster Gelegenheit wieder am Europäischen Musikfest der Jugend teilnehmen.“ Mit der französischen Partnerschule wolle man sich „in nicht allzu ferner Zukunft“ in Grenznähe zu gemeinsamen Proben treffen.

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