Eisenberg „Jeder ist uns willkommen“

Zum offenen Singen beim Cäcilienchor in Ramsen gehört auch das Gespräch und das Vorlesen von kurzen Geschichten, was Sabine Naul
Zum offenen Singen beim Cäcilienchor in Ramsen gehört auch das Gespräch und das Vorlesen von kurzen Geschichten, was Sabine Nauland-Bundus, die Dirigentin, hier gerade übernommen hat (am Kopfende des Tisches neben Chorsprecher Ottmar Maier).

Pünktlich um 19.30 Uhr erklingt „Zum Geburtstag viel Glück“, alle 15 Sänger im Raum stimmen mit ein. Es gilt Ingrid Frank ein Ständchen für das kürzlich zurückliegende Wiegenfest zu singen. Das hat Tradition in den Singstunden des katholischen Cäcilienchors Ramsen, der immer montags im Jugendraum des Pfarrheims probt. Ein Besuch.

Diesmal ist allerdings zur „Offenen Singstunde“ eingeladen. Zu diesem Termin stoßen gerne die Sänger vom evangelischen Kirchenchor hinzu. Die beide Chöre unterstützen sich gegenseitig. „Wir waren gerade erst zu einem Ständchen zum 60. Geburtstag unterwegs, das hätten wir ohne die Unterstützung der katholischen Sängerkollegen gar nicht erledigen können“, erzählt Renate Koch vom evangelischen Partnerchor, die als Gast an der Singstunde teilnimmt. Eigentlich soll das „Offene Singen“ nicht nur Chormitglieder erreichen, auch jeder andere, der Lust hat, ist einladen, mit dabei zu sein. „Das hat diesmal leider nicht geklappt“, bedauert Ottmar Maier, Sprecher des Cäcilienchors. Man bleibt unter sich. Macht aber nichts, gesungen wird trotzdem. Sabine Nauland-Bundus, die Chorleiterin stimmt das Lied „Anfang und Ende“ an, das alle im Raum kennen. Nach einer Strophe teilt sie die Sänger in zwei Gruppen auf, das Lied wird im Kanon gesungen. Dann geht es erstmal ums Gemütliche, es wird geplaudert, das mitgebrachte Fingerfood macht die Runde. Die Geselligkeit steht jetzt im Vordergrund. „Wir sind alle Christen“, kommentiert Werner Puhlmann das. Der Tenor und Profisänger im Ruhestand ist mit seiner Frau Edda gekommen, die den evangelischen Kirchenchor dirigiert und die Orgel spielt, wenn die katholischen Sänger auftreten. Soviel zur Ökumene und gelebten christlichen Zusammenarbeit. Während des Essens gibt die Chorleiterin noch eine Geschichte von Rafik Schami zum Besten, die für Heiterkeit sorgt. Die Plauderstunde geht weiter, es schmeckt, die Sänger genießen das Mitgebrachte und dazu einen Schluck Sekt oder Selters. „Die Kontaktpflege ist wichtig, und wir wollen in jedem Fall auch neue Sänger gewinnen. Wir suchen neue Wege, Leute anzusprechen, jeder ist uns willkommen“, sagt Ottmar Maier. In zwei Jahren werde der katholische Kirchenchor 100 Jahre alt. „Das wollen wir erleben und hoffen auf Verstärkung.“ Dabei sei das Alter neuer Sänger völlig gleichgültig. Mittlerweile greift Sabine Nauland-Bundus hinter sich, dort steht schon die Gitarre bereit. Maier hat neue Liedtexte kopiert, mehr als 30 Seiten, über 60 Lieder. Die Sänger legen los, querbeet wird gesungen, was gefällt. „Die Gedanken sind frei“, danach das Volkslied „Der Jäger aus Kurpfalz“. Dann beginnt das Wunschkonzert. Jürgen Koch ruft in die lustige Runde: „Nummer 64“. Gemeint ist „Auf Ihr Brieder in die Pfalz“. Jetzt geht es erst mal drunter und drüber, über die Tonlage ist man sich am Tisch nicht ganz einig, die ersten Takte sind vielstimmig und etwas atonal. Das legt sich aber schnell, irgendwann hat man sich auf einen gemeinsamen Klang geeinigt und in den Pfälzer Titel kommt mächtig Schwung. So viel, dass Chorsprecher Maier am Ende der Strophen „fertig“ rufen muss, was prompt zur Überleitung zum Refrain führt. Weiter geht es mit dem „Palzwoi“. Noten, wie sonst bei den Proben, haben die Sänger nicht zur Hand. Das macht aber auch nix, am Tisch sind alle so fidel, wie es im Liedtext steht. Dann ergreift Naulaud-Bundus die Initiative, ehe sie Nummer 18 – „Hab mein Wagen vollgeladen“ – anstimmt. Mit der Gitarre gibt sie die Tonlage vor, das klappt. Reihum wird jetzt gewünscht, das Wunschkonzert nimmt seinen Lauf. Mission Offene Singstunde erfüllt, auch wenn keine neuen Sänger erschienen sind. Dieses Mal, aber es gibt ja ein nächstes Mal.

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