Grünstadt Bürointrige statt Familienknatsch

Schreibt seine Stücke maßgeschneidert für die Schauspieler der Hemshofschachtel: Theaterautor Rudy Kupferschmitt.
Schreibt seine Stücke maßgeschneidert für die Schauspieler der Hemshofschachtel: Theaterautor Rudy Kupferschmitt.

Eine Uraufführung ist großer Bahnhof – normalerweise. Nicht so in der Hemshofschachtel. Da gibt es fast nur Uraufführungen. Mit „Druff un dewedder“ steht am heutigen Donnerstag wieder eine an. Rudy Kupferschmitt hat die Mundartkomödie geschrieben. Der sorgt zusammen mit dem zweiten Hausautor Rüdiger Kramer seit Jahren dafür, dass der Hemshofschachtel der Stoff nicht ausgeht. Vom ersten Einfall bis zur Premiere wird dabei alles maßgeschneidert.

Fans der Hemshofschachtel wissen, dass hier das Bühnenbild ziemlich einheitlich ist: Wohnzimmer mit Sofa, Tisch und Stühlen. Die geringe Bühnentiefe bietet kaum andere Möglichkeiten. Wenigstens vom Wohnzimmer wollte Hausregisseur Andreas Assanoff einmal weg. Er beratschlagte sich mit Rudy Kupferschmitt. „Ein Stück im Büro wäre mal was anderes“, meinte der und machte sich an die Arbeit. „Druff un dewedder“ ist sein sechstes Stück – das fünfte „Zaggisch un net dabbisch“ ist noch im Spielplan – und Andreas Assanoffs 25. Inszenierung in der Hemshofschachtel. Das Stück führt ins Vorzimmer eines forschen Finanzberaters. Um seinen Lebensstil einschließlich Porsche zu finanzieren, zweigt er bisweilen etwas von den Vermögen ab, die seine Kunden ihm anvertraut haben. Im Vorzimmer haben zwei resolute Frauen das Sagen. Mit der einen hatte der Chef ein Verhältnis, mit der anderen hat er noch eins. Den schüchternen Angestellten Johannes Baum mobben beide um die Wette. Wie es der Zufall so will, an dem die dominante Ehemalige nicht ganz unbeteiligt ist, wenn auch unabsichtlich, kriegt der Bedauernswerte einen Schlag auf den Kopf. Da macht es irgendwie Klick und Baum hält hinfort nicht mehr den Mund über die Transaktionen, die in diesem Büro abgehen. Es kommt zu einer turbulenten Reihe von Bürointrigen und folgenreichen Begegnungen, bis die Wahrheit den Sieg davonträgt. Statt Familienknatsch ist diesmal also Bürointrige angesagt, und Volksschauspielerin Malu Mott ist als philosophierende Putzfrau mittendrin. Rudy Kupferschmitts Geschichten sind stets in der gesellschaftlichen Wirklichkeit angesiedelt und bringen Themen auf den Punkt, die jene gerade umtreiben. Bei Mundartwettbewerben hat er zahlreiche Preise gewonnen – für Komödien und für Lyrik. Er ist durch und durch Ludwigshafener: Geboren 1954 in Oggersheim, Abitur am Max-Planck-Gymnasium, Wirtschaftsstudium an der Uni Mannheim. Er schreibt seit 1990 und ist langjähriges Mitglied des Literarischen Zentrums Die Räuber ’77. Als Autor von Mundartkomödien begann er 1999 am Theater Alte Werkstatt in Frankenthal. Sein Erstling „Keschdezeit“ wurde zum Renner und auch fürs Fernsehen aufgezeichnet. Seit 2008 schreibt er für die Hemshofschachtel. Die Zusammenarbeit mit dem Ensemble und dem Regisseur Andreas Assanoff ist eng und von der besonderen Art, wie sie nur Mundarttheater hervorbringt. Stoff, Schauplatz und Akteure wurden vereinbart, das Stück wurde in Auftrag gegeben. Ende August lag es vor und zwar in zweifacher Ausführung: in Kurpfälzer Mundart und auf Hochdeutsch. Regie und Ensemble haben ihre eigene Art, es publikumswirksam auf die Bühne zu bringen. Bei Mundart in schriftlicher Form gibt es immer Probleme mit der Schreibweise, die jeder handhabt, wie er will, weil es keine verbindlichen Regeln gibt. Da muss man sich erst mal einlesen, bis man den richtigen Ton trifft. Die Darsteller der Hemshofschachtel sind es allerdings gewohnt, spontan Hochdeutsch ins Pfälzische zu übertragen. Im Mundarttheater werden die Stücke in der Regel aus dem Hochdeutschen oder anderen Dialekten übernommen und angepasst. Rudy Kupferschmitt hängt an seiner eigenen Diktion und sagt ergeben: „Ich hoffe, sie haben es nicht geändert.“ Doch er vertraut der Erfahrung des Regisseurs, dass sie es dann gut geändert haben. Beim Schreiben habe er immer „die Personen im Kopf“, die für seine Figuren vorgesehen sind. „Aber die ändern sich dann meistens doch, weil derjenige oder diejenige verhindert ist“, weiß Kupferschmitt. „Dann springt ein anderer ein, und auf den passt der Text dann nicht mehr so genau.“ Mundarttheater ist dann doch nicht so einfach, wie es scheint, und die Amateure sind darin die Profis. Termin Premiere von „Druff und dewedder“ ist am Donnerstag, 11. Januar, 20 Uhr.

Turbulent geht es zu im neuen Stück der Hemshofschachtel.
Turbulent geht es zu im neuen Stück der Hemshofschachtel.
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