Grünstadt Aus Drahtzug wird Dradura

Das Altleininger Traditionsunternehmen Drahtzug, zuvor Drahtzug Stein, heißt seit 1. Juli Dradura. Nichts geändert hat sich an den Plänen der Firma, in Altleiningen Stellen abzubauen.

Dradura ist ein Kunstname. In der ersten Silbe ist ein Teil des bisherigen Namens enthalten, das soll nach Angaben des Unternehmens für Kontinuität stehen, der zweite Teil kommt aus dem Lateinischen. „Dura“ bedeutet hart, haltbar, robust. Geschäftsführer Matthias Grundmann sagt: „Außer dem Namen ändert sich für unsere Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten nichts.“ Sein Geschäftsführer-Kollege Matthias Greye führt aus, die Namensänderung sei auch dazu geeignet, bei den Kunden, die die Firma seit Jahrzehnten als „Drahtzug Stein“ kannten, wieder im Gespräch zu sein. Das Unternehmen hatte im vergangenen Jahr angekündigt, 50 bis 70 Stellen von Festangestellten in der Produktion in Altleiningen abzubauen und 50 Zeitarbeitsverträge nicht zu verlängern. Bislang haben laut Geschäftsführer Peter Brauer zehn Festangestellte das Unternehmen verlassen, den übrigen Mitarbeitern werde zu Ende des Jahres die Kündigung ausgesprochen. Die Kollegen hätten zum Teil wegen langjähriger Zugehörigkeit auch Kündigungsfristen von bis zu einem halben Jahr. Derzeit arbeiten in Altleiningen rund 350 Festangestellte. Die Produktion der Körbe für Miele läuft aus Der Grund für den Stellenabbau ist, dass die Produktion der Körbe für die Miele-Spülmaschine G 6000 in Altleiningen ausläuft. In Tschechien wird Miele die Nachfolge-Maschine G 7000 produzieren. Dradura baut die Körbe dafür – und zwar vor Ort. Geschäftsführer Peter Brauer ist es wichtig zu betonen, dass es sich nicht um eine Verlagerung der Körbe-Produktion nach Tschechien handle. Vielmehr handle es sich um einen komplett neuen Auftrag: „Es war von vornherein klar, dass die Produktion der G-6000-Körbe von Miele in Altleiningen auslaufen wird.“ Bei dem neuen Korb für die G-7000-Miele-Maschine handle es sich um ein neues Projekt – um das sich Dradura beworben und für das es den Zuschlag bekommen habe. Die Körbe werden in einem Industriepark in Olomouc (Olmütz) produziert. Die mährische Großstadt ist etwa 30 Kilometer von Unicov entfernt, wo Mieles Spülmaschinen-Werk steht. Zunächst war geplant, sich direkt neben dem Miele-Werk anzusiedeln. Allerdings sei man nun auf Olmütz umgeschwenkt, weil man dort in ein bereits fertiggebautes Gebäude in einem Industriepark einziehen kann und nicht neu bauen müsse, sagt Geschäftsführer Kreye. Einen Standortleiter für das neue Werk in Mähren, in dem 70 bis 80 Mitarbeiter angestellt werden sollen, gebe es schon, Produktionsstart sei voraussichtlich im ersten Quartal 2020, Produktionsende in Altleiningen für die Miele-Körbe wohl im zweiten Quartal 2020. Wenn ein Unternehmen betriebsbedingte Kündigungen in einem größeren Umfang aussprechen will, muss es zuvor mit der Arbeitnehmerseite Verhandlungen darüber führen, wie die Entlassungen gerecht zu gestalten sind. Diese Verhandlungen über den Sozialplan und den Interessenausgleich zwischen Geschäftsführung, Betriebsrat und der Gewerkschaft IG Metall haben in den letzten Monaten pausiert. Körbe für Bosch und Siemens werden weiterhin produziert Grund dafür sind laut Geschäftsführung Gespräche mit den Kunden Miele und BSH Hausgeräte GmbH. „Wir mussten klären, wann Miele ausläuft und wie viele Körbe wir künftig für BSH herstellen“, sagt Brauer. Derzeit produziert Dradura für BSH den Korb GV 642, der Folgeauftrag für die GV 650-Körbe hat eine Laufzeit von drei Jahren. Zur BSH Hausgeräte GmbH gehören neben Bosch, Siemens, Gaggenau und Neff auch regionale Marken. Altleiningen soll künftig als „Leitwerk“ für die Produktion von Spülmaschinenkörben für den Kunden BSH dienen. Nun, da die Auftragsmengen geklärt seien, könne weiter mit der Arbeitnehmerseite verhandelt werden, so Brauer. Die bisherigen Gespräche mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft bezeichnet er als „konstruktiv und intensiv“. Er schätzt, dass sie im Spätsommer abgeschlossen sind. Gewerkschaftssekretär Mathias Franz bestätigt, dass die Verhandlungen „bisher ganz vernünftig“ gelaufen seien. Gleichzeitig weist der IG-Metaller darauf hin, dass das „Auf und Ab“ für die Mitarbeiter nicht einfach sei. WIRTSCHAFT

x