Frankenthal „Scatte sehr viel und gerne“

Big-Band-Sound und deutsche Texte haben Roger Cicero bekanntgemacht. Jetzt ist er mit einem Trio und seinen Lieblingssongs aus der Popgeschichte auf Tour. Alles ist neu arrangiert im Jazz-Sound. Das Programm nennt sich „The Roger Cicero Jazz Experience“. Am Donnerstag, 30. April, 20 Uhr, steht er im Wormser Theater auf der Bühne.

Herr Cicero, bisher waren Sie meist mit größeren Besetzungen oder Big Bands auf Tour, jetzt kommen Sie mit ihrer „Jazz Experience“ nach Worms. Warum die kleine Besetzung?

Ich habe immer mal wieder mit kleinen Besetzungen gesungen. Zuweilen vermisse ich das. Vor anderthalb Jahren hatte ich Zeit und habe das als Nebenprojekt probiert. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht, und es wurde ein großer Erfolg. Die Nachfrage war so groß, dass wir das wiederholen. Wird das womöglich etwas längerfristiges? Ich werde das immer wieder mal machen. Als Jazzmusiker macht mir das wahnsinnig viel Freude, und ich singe auch gerne mal wieder in Englisch. Also Standards aus dem American Songbook? Könnte man meinen, ist aber nicht so. Zuerst lag die Idee nahe, aber ich habe mich dann entschieden, das nicht zu machen. Stattdessen habe ich meine Musiksammlung nach Lieblingsliedern durchsucht. Das sind ganz unterschiedliche Stilrichtungen. Wir haben die dann in Jazz übertragen. Können Sie Beispiele nennen? Da ist was von Folksänger Nick Drake dabei, etwas von Bob Marley, von James Taylor, den ich sehr schätze, was von James Morrison. Und diese Stücke bringen wir dann in einem sehr typischen Jazz-Quartett-Sound mit schönen Arrangements, die wir uns als Band gemeinsam erspielt haben. Die Combo besteht aus Leuten, die ich schon lange kenne, die sind die Rhythmusgruppe meiner Band. Wollen Sie damit auch die Pophörer an den Jazz heranführen? Das passiert, das haben wir bei unseren Auftritten gemerkt. Aber das ist ein Nebeneffekt. Von uns war dahinter kein Kalkül, sondern die Lust, sich die Songs, die ich mag, anders zu erschließen. Außerdem wollte ich nicht noch mal „All of me“ und „Body and Soul“ singen. Klar – Sinatra hat ja auch schon alle Standards gesungen ... ... genau. Und dafür habe ich im Sommer noch ein Programm mit der Big Band, in dem ich mich ganz Frank Sinatra widme. Als Sie mit den Swing-Legenden Max Greger, Paul Kuhn und Hugo Strasser im Schlosshof in Mannheim aufgetreten sind, haben Sie viel junges Publikum mitgebracht. Sehen Sie sich als Brückenbauer zwischen Pop und Jazz? Es berührt mich sehr, wenn ich sehe, dass sich in meinem Publikum die Generationen mischen. Aber planen kann man so etwas nicht. Ich finde, Ihr Sound liegt zwischen Pop und Jazz, er ist ein bisschen schmusig – mir gefällt es besser, wenn Sie mehr Jazz machen ... ... na super! (lacht) Da wird ja das Konzert in Worms genau nach Ihrem Geschmack sein! Ich will jetzt nicht die Jazz-Polizei markieren, aber ... ... (lacht laut) es gab Leute, die haben meine ersten Alben gefeiert, wegen der Big Band und dem Sound – eigentlich waren die Stücke auch damals schon Pop-Kompositionen, die wir verjazzt haben. Aber das war leicht einzuordnen. In jüngerer Zeit habe ich auch weitere Sachen probiert und andere Töne angeschlagen. Das ist aber immer ein Hinzufügen, nie eine Abkehr von etwas. Meine musikalischen Vorlieben haben sich nicht verändert. Jazz, Pop und Soul sind meine Wurzeln, und dazu stehe ich. Und die kleine Jazz-Besetzung gibt Ihnen mehr Freiheit als die festen Arrangements einer Big Band? Genau das genieße ich daran. Da verläuft kein Abend wie der andere. Dafür habe ich auch eine Band mit riesiger Spielfreude. Die will auch nicht immer genau dasselbe abliefern. Also wird viel improvisiert? Irre viel! Ich scatte da auch sehr viel und gerne. Sie haben Jazz-Klavier studiert – werden wir Sie auch am Klavier hören? Nicht in diesem Programm. Ich habe einen wunderbaren Pianisten dabei, den werde ich nicht vom Hocker schubsen. Aber ich habe mich auf Konzerten auch schon selber auf Gitarre oder Klavier begleitet. Derzeit sind ganz viele Leute erkältet oder liegen mit Grippe im Bett. Für einen Sänger eine Katastrophe. Wie schützen Sie sich? Ich mache deswegen nichts Besonderes. Ich versuche, mich fit zu halten. Vor Konzerten habe ich auch keine besonderen Rituale.

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