Frankenthal Pfälzer Wurschtigkeit überzeugt Könige

Gebabbel, neie Woi un Zwiwwelkuche – das ist offensichtlich das richtige Rezept, um nicht nur die Lambsheimer selbst, sondern auch Auswärtige zum Kulturschmaus ins Rathaus zu locken. Unter dem Motto „Die Pälzer machen net lang Ferz, ehr Sprooch kummt gradwegs aus′m Herz“ gab es am Freitagabend Witziges sowie Nachdenkliches. Und das gesprochen und gesungen.

Etwa fünfmal im Jahr werden in Lambsheim die „Begegnungen unter dem Torbogen“ angeboten. Das hat sich offenbar herumgesprochen, denn kein Platz im Saal blieb leer. Wie locker und unverblümt die Pfälzer manchmal sind, gab Liedermacherin und Lehrerin Martina Gemmar mit Gitarre und Gesang köstlich wieder. Zum Beispiel mit der Geschichte vom hohen Besuch des Schauspielers Mario Adorf in Steinfeld, der von einem Ur-Stäfelder begrüßt wurde: „Her, disch kenn isch, aber du bischt net vun do.“ Herrlich war das Lied von der „Unruhoma“, die immer unternehmungslustig ist. So passierte es, dass sie aus Langeweile Autoreifen zerstach. Als Strafe für die Untat wurde ihr das Stricken auferlegt. Schön geriet auch das Stück „Gut Nacht mei Herzel“ mit Wortspielereien von Herzel, Berzel, Knerzel bis Ferzel. Mit angenehmer Stimme und passender Mimik verstand es Gemmar, die Zuschauer mitzunehmen. Mit interessanten Informationen zur Herkunft typischer pfälzischer Ausdrücke schaffte es Nikolaus Hofen, Germanist mit vielen „Forschungsreisen“ zum pfälzischen Dialekt, zu begeistern. Ohne lehrmeisterlich zu wirken, wob er zahlreiche Hintergründe in kleine Geschichten ein und verblüffte mit Wortschöpfungen, die auch viele Ur-Pfälzer nicht kannten. So erzählte er, dass der Begriff Zwockel eigentlich auf Zugereiste aus Tirol zurückgeht. Vor allem Tiroler seien nämlich zu Beginn des 18. Jahrhunderts als Arbeiter in die Pfalz gekommen und trugen am Hut gern einen Zwockel (Zweig). Eine besonders schöne Darstellung der Mundart gab es im Märchen vom König, der seine Tochter Kunigunde verheiraten wollte und nur auf geltungssüchtige Bewerber traf, bis – man ahnt es schon – ein Pfälzer ankam und durch seine Wurschtigkeit das Herz des Königs erreichte. Mit Lyrik und Prosa war Toni Ostermayer schon bei mehreren Mundart-Wettbewerben erfolgreich. Sein Talent wurde auch in Lambsheim deutlich. Bei einem Herbstgedicht, das die vermeintlichen Schwächen dieser Jahreszeit wiedergibt, kam er zu einem versöhnlichen Schluss, da der blätterlose Baum ihn lehrte: „Isch war voller Blüte un Blätter – im Lenz“. Gekonnt dargeboten waren auch die zehn Gebote, wie „isch bin dei Chef“ oder „lieb aach die Annere“. Eine spannende Zusammenstellung von Texten mehrerer Mundartdichter gab Norbert Stuck zum Besten. Anknüpfend an die kürzliche „Mussheirat“ von Lambsheim und Heßheim brachte der ehemalige Leiter der Karl-Wendel-Schule die Geschichte von den beiden Verliebten Ilse und Hans aus de Palz mit, die nicht zusammenkommen sollten, aber doch einen Weg fanden. Stuck hatte vor allem Gedichte ausgewählt, die die Fülle der Landschaft und Sprache beschreiben. Von einem ehemaligen Schüler berichtete er, dass dieser im Aufsatz schrieb, dass Stuck „gern ferzelt“. Dem wollte er natürlich widersprechen, bis sich herausstellte, dass das Kind „verzählt“ oder hochdeutsch „erzählt“ meinte. Das Preisrätsel zur Mundart war nicht einfach. Die Sätze „Heit machst e G′sicht wie e Werr“ und „Des is die gadding Fraa fer dich“ waren zwar vom Sinn her verständlich, aber nicht die Worte Werr und gadding. Hier die Auflösung: Werr kommt von Werre, also Maulwurfsgrille. Gadding entstammt dem hochdeutschen Wort Gattung und bedeutet heute geeignet oder richtig, wie Hofen erklärte. Wieder etwas dazugelernt. (ma)

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