Frankenthal Packendes Porträt

Kopf und Schultern in ein grün geblümtes Tuch gehüllt, berichtet Valentina Sadiku als Malala aus dem leben der pakistanischen Ak
Kopf und Schultern in ein grün geblümtes Tuch gehüllt, berichtet Valentina Sadiku als Malala aus dem leben der pakistanischen Aktivistin.

Wie erzählt man packend und einfühlsam den Werdegang der pakistanischen Aktivistin Malala Yousafzai, ohne den dokumentarischen Charakter aus den Augen zu verlieren? Die Autorinnen von „Malala – ein starkes Mädchen“, Annekatrin Schuch-Greiff und Anna Mariani, wählten den Weg über eine Doppelrolle: Eine Schauspielerin stellt sowohl autobiografisch die Entwicklung Malalas vom Kind zur Kinderrechtsaktivistin dar wie auch Abdul Ali, die fiktive Figur eines deutsch-pakistanischen Jungen. Als Beobachter dieser Entwicklung wird er zum Anhänger der jungen Revolutionärin. Sadiku ist ein Eigengewächs der Beindersheimer Laienspielgemeinschaft (LSG). Hier hat die 33-jährige Schauspielerin als Jugendliche erste Bühnenerfahrungen gesammelt. Für die Premiere ihres Gastspiels wurde sie von der LSG nach Lambsheim eingeladen. Sadiku führte selbst Regie, während der Verein für Ton, Beleuchtung und die Radioeinspielungen sorgte. Die eingestreuten Radiobeiträge ermöglichten es den Zuschauern, den Werdegang Malalas in den zeitlichen Kontext zu setzen. Passend zum Charakter des Stücks – konzipiert wurde es für Schulklassen – geht es im Torbogensaal über die Bühne. Hier wurden bis in die 1990er-Jahre die Mittelstufenschüler der ehemaligen Neutorschule unterrichtet. Wie damals die Schüler sitzen hier rund 70 Theaterbesucher auf ihren Stühlen, als Sadiku den Raum betritt. Sie sei die neue Mitschülerin und heiße Malala, sagt sie und erzählt ihre Geschichte. Schultern und Kopf bedeckt ein grün geblümtes Tuch immer dann, wenn die Figur der Aktivistin spricht. Wechselt Sadiku fließend und mühelos in die Rolle Abdul Alis, nimmt sie das Tuch ab und stülpt sich eine coole Baseballkappe über. Die 16 Jahre alte Malala erlebt im Rückblick ihre Kindheit noch einmal – angefangen mit dem Einzug der Taliban in Pakistan. Die anfänglichen Helfer der Bevölkerung entpuppen sich immer mehr als Terroristen, die unter dem Deckmantel des Islam Gewalt und Unterdrückung ins Land bringen. Als die Terrororganisation den Mädchen die Schulbesuche verbietet, erwacht in Malala der Widerstand. „Mit elf Jahren wurde ich politisch“, sagt sie stolz und erzählt, wie sie unter einem Pseudonym ein Blog-Tagebuch für die Webseite der britischen Fernseh- und Radioanstalt BBC begann. Darin berichtete sie über die Gewalttaten der Taliban und forderte für die pakistanischen Frauen und Mädchen das Recht auf Bildung und Freiheit. Jäh unterbrochen werden die Erinnerungen von Malala, die sich zusammen mit den Theaterbesuchern in dem fiktiven Klassenzimmer befindet, durch peitschende Schüsse. Das Licht erlischt, Malala sinkt schwer verletzt zu Boden. Mit 15 Jahren war die inzwischen über die Grenzen Pakistans hinaus berühmte Menschenrechtlerin von den Taliban in einem Schulbus angeschossen worden. Sie überlebte das Attentat nur knapp und erhielt mit 16 Jahren den Friedensnobelpreis. „Ein Kind, ein Lehrer, ein Buch und ein Stift können die Welt verändern“, zitiert sie vor dem bewegten Publikum aus ihrer Rede vor den Vereinten Nationen. Die von Malala nacherlebten Szenen aus ihrer pakistanischen Heimat wechseln sich ab mit Szenen, die sich in Deutschland abspielen. Hier schlüpft die Schauspielerin Sadiku in die Rolle eines Flüchtlings aus Pakistan: Abdul Ali ist mit fünf Jahren nach Deutschland gekommen. Er hat sich gut eingelebt in der neuen Heimat, wurde aber von seinem Vater streng nach dem Koran erzogen. Daher beurteilt er anfangs den Kampf der Aktivistin skeptisch, solidarisiert sich aber im Verlauf des Stücks zusehends mit Malala. Bis er schließlich ganz auf ihrer Seite steht und begeistert für sie einen Rap singt: „Warum sollten Mädchen weniger Rechte haben als ich? Nur weil ich einen Pimmel hab – ich bitte dich!“

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