Frankenthal Ohne rosarote Brille

Sieben Spieltage, 19 Punkte, 26:5 Tore, Spitzenreiter – wohl kaum einer hätte vor der Runde auf einen solchen Saisonstart des Sportclubs (SC) Bobenheim-Roxheim in der Fußball-B-Klasse Rhein-Pfalz Nord gewettet. Am Freitagabend bezwang der SC den bis dahin an der Spitze stehenden VfR Grünstadt II mit 2:1. „Unverdient“, wie Trainer Stephan Szymczak im Gespräch mit der RHEINPFALZ ganz ohne rosarote Brille berichtet. „Wir hatten viel, viel Glück. Grünstadt war am Freitag die klar bessere Mannschaft“, sagt Szymczak rückblickend. Und je länger man mit dem Trainer redet, desto mehr glaubt man ihm, dass er hier richtig analysiert, nicht nur die Spieler ob des Höhenfluges in der Tabelle am Boden halten will. Schließlich herrschte beim SC noch wenige Tage vor Saisonbeginn hoher Wellengang. Neuer Vorstand im Club, den Trainer des B-Klasse-Teams wenige Tage vor Meisterschaftsbeginn gefeuert, Stephan Szymczak als neuen Übungsleiter installiert. Der stellt mit dem Amtsantritt Mängel bei der Technik und im Zweikampfverhalten bei den Spielern fest. In der Saisonvorschau hoffte er, dass sich die Mannschaft in dieser Saison einen Mittelfeldplatz mit Blick nach oben sichern kann. Nach sieben Spieltagen klingt das nun schon ein wenig optimistischer. Der Blick nach oben hat sich inzwischen beim Trainer auf Platz vier fokussiert. „Es kann noch viel passieren. Vor uns liegen beispielsweise noch die Spiele gegen die Eppsteiner Mannschaften. Zudem haben wir einen dünnen Kader, müssen sicher im Winter noch den einen oder anderen Spieler dazuholen“, sieht Szymczak trotz des Spitzenplatzes weiter nicht alles positiv. Aber er sagt auch: „Wir haben uns das Glück in den vergangenen Wochen erarbeitet. Die Jungs haben alle toll mitgezogen, sind teilweise dreimal die Woche im Training gewesen.“ Natürlich gebe der gute Saisonstart den Spielern zudem das nötige Selbstvertrauen, um nun anders an die Aufgaben heranzugehen. Aber das Spiel gegen Grünstadt, da bleibt der Trainer dabei, das hätte eigentlich 5:1 für die Gäste ausgehen müssen. „Wir haben eigentlich nur hinten drin gestanden und auf Konter gelauert. Grünstadt ist angerannt.“ In Führung gegangen ist der SC durch Robin Wagner (18.). Die hielt allerdings nur drei Minuten. Dann glich Grünstadt durch Sebastian Wiesner aus. In der 53. Minute habe sich der Gäste-Torwart verletzt, so der SC-Coach. Da Grünstadt keinen „echten“ Ersatztorwart im Kader hatte, musste ein Feldspieler in den Kasten. Und dem ist wenige Minuten vor Schluss der entscheidende Fehler passiert. „Ihm ist ein Schuss von Wagner durch die Hände gerutscht“, sagt Szymczak. Immerhin: Der SC hat auf das Tor der Grünstadter geschossen. Wer nur hinten drin steht, kann das Glück auch nicht erzwingen. Grünstadt sei dafür bestraft worden, dass die Mannschaft aus den vielen Chancen kein Kapital geschlagen habe, sagt Szymczak. Neben dem Eifer seiner Spieler sieht Szymczak einen weiteren positiven Aspekt: In Bobenheim-Roxheim herrscht durch den guten Auftakt des SC ein wenig Aufbruchstimmung. Am Freitag seien 120, 130 Zuschauer da gewesen. Da mache das Kicken den Spielern natürlich noch mehr Laune. Und es sei für das Image des SC gut. Einen Punkt steht der SC nun vor dem Zweiten Grünstadt, immerhin schon sechs vor dem Dritten Sausenheim. Vielleicht muss der Coach seinen Blick ja doch weiter nach oben richten. Aber: Es ist ja wirklich noch früh in der Saison. Wettermäßig kommen die „netten“ Fußballmonate erst noch. Auch da hatte der SC mit dem Vorverlegen der Partie auf Freitag Glück, da war es noch sommerlich. Am Sonntag hätte vielerorts eher Wasserball gespielt werden können.

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