Frankenthal „Nur zum Spaß“

Gefragter Musiker, Dozent und Lehrbuchautor: Frank Haunschild.
Gefragter Musiker, Dozent und Lehrbuchautor: Frank Haunschild.

Ein Mix aus akustischen und elektrischen Sounds, aus Jazz und Weltmusik: Dafür steht das Trio CooL PaxX, das am 18. November bei den Jazztagen im Gleis 4 Frankenthal auftritt. Wir sprachen mit Gitarrist Frank Haunschild über Improvisation und Instrumentalunterricht.

Herr Haunschild, das Konzert von CooL PaxX ist angekündigt mit „World Jazz“. Was bedeutet das?

Wir machen eine Mischung aus Weltmusik und Jazz. Afrikanische Musik hat uns beeinflusst, mit Rhythmen und Melodien und auch Perkussionsinstrumenten. Südamerika, hauptsächlich Brasilien, hat uns Samba und Bossa Nova gegeben, es gibt Elemente indischer Musik, und natürlich Nordamerika und Europa. Beruhen diese Einflüsse alle auf persönlichen Erfahrungen? Das beruht auf Hören solcher Musik. Und dann versucht man, all die verschiedenen Einflüsse in Kompositionen zu integrieren. Laut Beschreibung treffen sich in dem Trio alte Freunde, die eine gemeinsame Spielwiese suchen? Wir bezeichnen uns selbst scherzhaft als Hobby-Band. Wir sind alle Berufsmusiker, aber auf sehr unterschiedlichen Gebieten wie Musikpädagogik, Musiktherapie, Komponieren für Film und Fernsehen. Und hier machen wir Musik nur zum Spaß. Das schließt nicht aus, dass wir eine Gage bekommen, aber das steht eben nicht an erster Stelle. Als Professor in Köln sind Sie in der komfortablen Lage nichts spielen zu müssen, was Ihnen nicht gefällt, oder? Nein, muss ich nicht. Ich unterrichte Jazzgitarre und Ensemblespiel. In der Washington Post stand kürzlich, die Gitarre würde aussterben, weil junge Leute nur noch digital Musik machen. Wie sehen Sie das? Ich kann da nicht zustimmen. Seit ich Gitarre spiele, ist sie das beliebteste Instrument überhaupt. Klar gibt es mehr und mehr Musik, die digital entsteht, aber das bedeutet nicht, dass deswegen weniger Gitarre gespielt wird. Wie kamen Sie zum Gitarre spielen? Wir waren zu Hause vier Kinder und meine Mutter hat eines Tages gesagt: „Ihr lernt jetzt alle ein Instrument“. Sie hatte wohl irgendwo gelesen, dass das die Intelligenz fördert (lacht). Ich bin der Älteste, ich war neun Jahre alt. Ich habe gesagt, „nur wenn ich mir das Instrument aussuchen darf“. Die Gitarre kannte ich von einem Nachbarsjungen. Also kaufte meine Mutter eine Gitarre und alle vier Kinder und sie selber sollten Gitarre spielen lernen – auf derselben Gitarre. Das endete schnell damit, dass die Gitarre immer bei mir stand und meine Schwestern nicht zum Üben kamen, weil ich sie nicht rausgerückt habe. Es ist ja ein weiter Weg von G-Dur, C-Dur, D-Dur zum Jazz. Es war schon ein weiter Weg zu G-Dur, C-Dur, D-Dur, denn ich habe klassischen Gitarrenunterricht bekommen und Saite für Saite, Bund für Bund lernen müssen. Das dauerte zwei Jahre, dann sagte der Lehrer, er könne mir nichts mehr beibringen. Und sie konnten immer noch kein „House of the Rising Sun“ spielen? Nein. Ich habe erst später entdeckt, dass es Akkorde gibt, die man schrammeln kann. Das musste ich selbst rausfinden. Dann habe ich viel aus Platten rausgehört und nachgespielt. Mit 14 habe ich dann einen Jungen kennengelernt, der konnte Akkorde, aber keine Noten lesen. Wir haben uns zusammengetan und Folklore gespielt, mit verschiedenen Instrumenten und auch dazu gesungen. Und dann haben Sie mit Improvisation begonnen? Noch lange nicht. Aber ich habe versucht, über das Gehör zu lernen. Es gab ja auch keine Noten, für das, was ich spielen wollte. Das ist etwas, das klassischen Musikern schwer fällt, weil sie sich immer an Noten orientieren und die auch sehr gut umsetzen können. Aber Sie haben sich auch für Harmonielehre interessiert. Immerhin haben Sie dazu ein weit verbreitetes Grundlagenbuch geschrieben ... Dahinter steckt die Neugierde. Warum klingt etwas gut oder schlecht und wie alles zusammenhängt? Ich habe danach händeringend gesucht und mir alles aufgeschrieben, dass ich es nicht vergesse. Inzwischen kann man an mehreren Hochschulen Jazz studieren, es gibt eine Menge „Diplom-Jazzer“. Wie wirkt sich das auf den Jazz aus? Positiv. Egal in welches Konzert man geht, man kann von einem hohen Niveau ausgehen. Auch die Amateure haben profitiert, sie können bei gut ausgebildeten Musikern Unterricht nehmen. Das wiederum trägt zu einer größeren Verbreitung des Jazz bei. Dass Jazz jetzt „akademischer“ geworden ist, würde ich nicht sagen. Im Grunde widersetzt sich Jazz einer solchen Eingrenzung durch seine Natur. Was werden Sie mit CooL PaxX in Frankenthal machen? Wir spielen eigene, selbst arrangierte Stücke. Wir verbinden elektrische, elektronische und akustische Teile für den Gesamtsound. In den Arrangements ist Freiraum für Improvisation. Zur Person Frank Haunschild, geboren 1958 in Bonn, ist ein gefragter Jazzgitarrist und hat Unterrichtswerke veröffentlicht, die zur Standardliteratur gehören. Als Professor an der Musikhochschule Köln unterrichtet er Jazzgitarre, Harmonielehre und Ensemblespiel. Er hat in Duos mit Größen wie Philip Catherine, John Stowell und John Abercrombie gespielt. CooL PaxX gründete Haunschild 2013 zunächst mit Keyboarder Fried Bauer, um neue Sounds auszuprobieren. Perkussionist ist Töm Klöwer. | Interview: Gereon Hoffmann

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