Frankenthal Nur drei Minuten Ausfall pro Jahr

Kunden im Versorgungsbereich der Frankenthaler Werke seien im Durchschnitt „zwei bis drei Minuten pro Jahr“ von der Stromversorgung abgehängt, sagt Oliver Lellek, Bereichsleiter Technik und Prokurist der Stadtwerke. Ganz vermeiden könne man solche Zwischenfälle nicht. Aber: „Deutschlandweit liegt diese Phase der Nichtverfügbarkeit im Schnitt bei einer Viertelstunde.“ In anderen Ländern seien die Bürger noch deutlich längere Unterbrechungen gewohnt: „In Italien zum Beispiel fällt der Strom pro Jahr im Schnitt etwa 180 Minuten aus.“ Seit 1996 ist Lellek in Frankenthal für die Stromversorgungssparte der Werke zuständig; seit drei Jahren hat der 45-Jährige die Gesamtverantwortung für die Technik. Direkt oder über Betriebsführungen gehören beim Strom neben Frankenthal auch Bobenheim-Roxheim, die frühere Verbandsgemeinde Heßheim, Dirmstein und Gerolsheim zum Versorgungsgebiet der Werke. Früher floss der Strom im Wesentlichen in eine Richtung: von großen Kraftwerken über Hochspannungs- und Niederspannungsleitungen zu den Verbrauchern. Die Energiewende hat das ganze System komplizierter werden lassen. Es gibt nun viele kleine und größere Erzeuger von erneuerbarer Energie. Was Solaranlagen oder Windräder erzeugen, wird auch ins Stadtwerkenetz eingespeist. „Anlagen bis zu einer Leistung von 30 Kilowatt (kW) müssen wir anschließen“, sagt Lellek. Und so könne es dann auch notwendig werden, auf bestimmten Strecken leistungsfähigere Kabel als bisher zu verlegen. Auf eine Gesamtleistung von maximal rund zwölf Megawatt (MW) bringen es die 695 Anlagen zur Erzeugung von Solarenergie, die Mitte 2014 ans Netz der Stadtwerke angeschlossen waren. Bei idealen Verhältnissen – viel Sonne und wenig Nachfrage bei Kunden –, konnte man damit etwa ein Drittel des Gesamtbedarfs im Versorgungsgebiet abdecken, so Lellek. Die große Masse dieser Solaranlagen (zusammen mehr als acht MW Leistung) steht auf Frankenthaler Gemarkung; weitere Schwerpunkte sind Beindersheim und Heßheim. Dazu kommen ein Biomassekraftwerk bei Siemens Frankenthal (2,4 MW), ein Windrad bei Heuchelheim (zwei MW) und Blockheizkraftwerke im Congress-Forum und im Ostparkbad (zusammen 186 Kilowatt/KW), die ebenfalls ans lokale Netz angeschlossen sind. Die Stadtwerke selbst betreiben 20 Fotovoltaikanlagen mit einer Gesamt-Spitzenleistung von 616 kW. Damit die Versorgung reibungslos läuft, muss „alles, was verbraucht wird, in derselben Sekunde auch erzeugt werden“, sagt Lellek. Die Stadtwerke seien hier Bestandteil eines europaweiten Verbunds, in dem täglich daran gearbeitet werde, das sicherzustellen. Die erneuerbaren Energien machen höheren Steuerungsaufwand als früher notwendig: Dass die Sonne nicht ständig scheint und der Wind mal stärker und mal schwächer weht, muss ausgeglichen werden, etwa durch Zuleitung von Energie aus stabiler arbeitenden Gas- oder Kohlekraftwerken. Sollte der Strom, bildlich gesprochen, knapp werden, weil besonders viel verbraucht wird oder es im Netz Probleme gibt, würden die vorgelagerten Netzbetreiber aktiv, sagt Lellek: die Pfalzwerke in der Region und auf nationaler Ebene der Betreiber Amprion, der aus dem RWE-Konzern kommt. „Es gibt automatische Schutzeinrichtungen, durch die große Verbraucher vom Netz genommen werden. Es könnte aber auch zu gezielten Abschaltungen kommen“ – im Extremfall auch in Teilen Frankenthals, „um eine Kettenreaktion zu verhindern“. Auch die gegenteilige Lage – zu viel erzeugter Strom droht ins Netz zu drängen – könnte zu Problemen führen. Ein Feiertag etwa mit viel Sonne und kaum Verbrauch in der Industrie könnte die Pfalzwerke zum Eingreifen zwingen, sagt Lellek: „Die können über die sogenannte Rundsteuerung via Stromleitung Signale an Erzeuger schicken, etwa eine Solaranlage, und die dazu bringen, die Leistung auf 70 oder auf 30 Prozent zu reduzieren.“ Auch im Frankenthaler Raum gebe es einige so fernsteuerbare Anlagen. An spektakuläre Zwischenfälle im Stadtwerke-Gebiet kann sich Lellek nicht erinnern. Auf nationaler und europäischer Ebene habe es allerdings schon einige kritische Situationen gegeben: „In einer Kälteperiode 2012 standen wir kurz vor dem Ausfall; da hat uns ein kleines Kraftwerk in Österreich gerettet.“ Am 5. November 2006 habe das Netz sogar europaweit gewackelt; „da standen wir in Frankenthal kurz vor der Abschaltung“. Grund: ein großer Schifftransport auf der Ems, durch den die Nord-Süd-Fernleitungen unterbrochen wurden.

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