Frankenthal Nibelungen-Festspiele melden Auslastung von 95 Prozent

Besonderen Eindruck hinterließ bei Besuchern das 3-D-Mapping auf der Flanke des Doms.
Besonderen Eindruck hinterließ bei Besuchern das 3-D-Mapping auf der Flanke des Doms.

Eine Auslastung von 95 Prozent melden die Wormser Nibelungen-Festspiele, die am Sonntag mit der letzten von 16 Vorstellungen zu Ende gegangen sind. „Es war das erfolgreichste Jahr in der Ära von Intendant Nico Hofmann“, sagt der Wormser Oberbürgermeister Michael Kissel (SPD) in der Pressekonferenz zur Festivalbilanz.

Bei 1285 Plätzen – 150 mehr als im Vorjahr – entspricht das etwa 19.500 Zuschauern. Jeden Abend habe das Publikum auf der Tribüne gestanden und getrampelt, erzählt Petra Simon, die künstlerische und technische Betriebsdirektorin. Die zweite Woche war komplett ausverkauft. „Vor den Kassen bildeten sich lange Schlangen, um etwaige Restkarten oder Rückläufer zu ergattern, und Menschen suchten mit Schildern vor dem Einlass nach Karten“, erzählt Kissel. Ausgesprochen zufrieden zeigen sich die Veranstalter auch über die Resonanz von Kritikern und Zuschauern auf das Stück „Siegfrieds Erben“ von Feridun Zaimoglu und Günter Senkel. Mehr denn je seien die Wormser nun stolz auf ihre Festspiele, sagte Kissel. „Die Stimmung hat vom Park des Heylshofs in die ganze Stadt ausgestrahlt.“ Die Anlehnung an die Sprache Hebbels habe besonders beeindruckt. Und das 3D-Mapping am Dom: Dabei wurden künstliche Schattenrisse auf die Flanke des Doms projiziert und plötzlich verschoben, sodass man meinen konnte, die Mauern würden erschüttert wanken. Dann wuchsen riesige schreiende Fratzen aus dem Gestein. Intendant Nico Hofmann zeigte sich zufrieden mit der starken Leistung seines Ensembles – allen voran Jürgen Prochnow, wie dieser mit seinen 80 Jahren den Kraftakt gemeistert habe, jeden Abend open air auftreten. Der Star habe immer wieder Szenenapplaus bekommen. Prochnow, der die Rolle ja unter Bedenken angenommen hatte, „ist selbst sehr glücklich über die Begeisterung des Publikums gewesen und mit mehr Energie weggefahren aus Worms“, erzählt Hofmann. Bei den Vorstellungen habe die tropische Hitzewelle Schauspielern und dem Team hinter den Kulissen zugesetzt. Dennoch sei die Stimmung im Ensemble außergewöhnlich gut gewesen. Doch dass am Ende alles funktionieren würde, habe sich in den Proben keinesfalls angedeutet. „Der erste Durchlauf, bei dem alles geklappt hat, war die Premiere“, sagte Hofmann. Und er räumte ein: Nach der Medienprobe donnerstags, zwei Tage vor der Premiere, habe im Team wirklich Krisenstimmung geherrscht, da die Technik nicht so wollte, wie sie sollte. Überhaupt war das Team bei den Proben gebeutelt: Heftige Gewitter hätten für Verzögerungen bei Kulissenbau und Probenfortschritt gesorgt. Kurz vor der Premiere drohte dann noch Felix Rech, der Darsteller des Dietrich von Bern, wegen einer Blinddarm-OP kurzfristig auszufallen (wir berichteten). Über Nacht sei der Schauspieler Daniel Lommatzsch verpflichtet worden, der innerhalb eines Tages anreiste, probte und am selben Abend die komplette Medienprobe durchspielte – unterstützt durch eine Assistentin, die über Funk soufflierte. Rech konnte letztlich doch ab der Premiere wieder auftreten. Lommatzsch durfte aber am Sonntag, 22. Juli, zumindest einen Abend auftreten. Der Erfolg der Festspiele hatte freilich auch seine Kehrseite: Das schöne Sommerwetter lockte so viele Gäste mit Flanierkarte in den Heylshofpark, den Kissel gerne als „schönstes Theaterfoyer Deutschlands“ rühmt, dass die eigentlichen Theaterzuschauer in den Pausen lange Schlangen vor Toiletten und Ausschankstellen erdulden mussten. Darauf angesprochen, sah Geschäftsführer Sascha Kaiser darin jedoch kein Problem. 2019 finden die Nibelungen-Festspiele vom 12. bis 28. Juli statt. Hofmann verneinte die Frage, ob ein so erfolgreiches Stück wie „Siegfrieds Erben“ noch einmal zu sehen sein wird. Im Kuratorium sei lange debattiert worden, ob man wie Salzburg „ins Repertoire gehen“ und Inszenierungen wiederaufnehmen will. „Aber funktioniert dieses Stück auch mit einem anderen Ensemble?“, gab der Intendant zu bedenken. Er kündigte aber an, 2021 zum Wormser Lutherjahr, bei dem sich der Reichstag zum 500. Mal jährt, die ganze Stadt bespielen zu wollen. Ein Jahr später läuft Hofmanns Vertrag aus. Für 2019 entwickle der Dramatiker Thomas Melle derzeit ein Stück mit der Regisseurin Lilja Rupprecht und Thomas Laue, dem künstlerischen Leiter der Festspiele. Der Arbeitstitel: „Überwältigung“. Darin soll es um die Wirkmächtigkeit von Göttern und Schicksal und ihren Einfluss auf das menschliche Machtstreben gehen. Gerne möchte Hofmann auch seinen Freund, den Schriftsteller Bernhard Schlink („Der Vorleser“), als Autor in den kommenden Jahren einbinden.

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