Frankenthal „Möchte mein altes Leben wieder haben“

Mit einem recht tragischen Geschehen musste sich die Zweite Große Strafkammer des Landgerichts Frankenthal am Dienstag beschäftigen. Schwere Körperverletzung in drei Fällen warf die Vertreterin der Staatsanwaltschaft einem 25 Jahre alten Frankenthaler vor. Die Kammer sprach den Mann frei, ordnete aber dessen Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an.

Der Frankenthaler habe zwischen Mai und September vergangenen Jahres seine Lebensgefährtin dreimal angegriffen, sie geschlagen, getreten und mit einer Hantel nach ihr geworfen, so die Staatsanwaltschaft. „Ja, das stimmt“, antwortete der 25-Jährige auf die Frage des Vorsitzenden Richters Karsten Sauermilch, ob die Anklage zutrifft. Auf Nachfrage erzählte er, dass ihm und seiner 26-jährigen Lebensgefährtin im April 2015 die beiden gemeinsamen Kinder vom Jugendamt weggenommen worden seien. Deshalb habe es immer wieder Streit gegeben und so sei es „passiert, dass ich sie angegriffen habe“. Es tue ihm sehr leid, versicherte der 25-Jährige. „Ich vermisse meine Kinder sehr, ich möchte mein altes Leben mit meiner Familie wieder haben“, sagte der Mann, der seit September 2015 auf Anordnung des Gerichts im Pfalzklinikum ist. Nach Entlassung wolle er seine Lebensgefährtin, mit der er seit knapp acht Jahren zusammen sei, heiraten: „Am besten bin ich bei ihr aufgehoben.“ Der jungen Frau fiel es sichtlich schwer auszusagen. „Er war immer ein liebevoller Mensch, bis er im vergangenen Jahr krank wurde“, sagte sie. Bei ihrem Freund war Schizophrenie diagnostiziert worden. Weil er keine Tabletten genommen und keine Therapie gemacht habe, habe das Jugendamt die Kinder aus der Familie genommen. „Ich habe keine seelische Erkrankung“, begründete der Frankenthaler vor Gericht, warum er Medikamente und Therapie verweigert habe. Die 26-Jährige berichtete, dass sich ihr Partner seit etwa Dezember 2014 stark verändert habe, er sei aggressiv geworden, habe mit sich selbst gesprochen, sei unberechenbar gewesen, habe „Aussetzer gehabt“ und sich nach einiger Zeit nicht mehr gewaschen. „Ich wollte ihm helfen“, so die Frau. „Sein Wesen hatte sich verändert, es ging ihm sehr, sehr schlecht, er war neben der Spur“, berichtete eine Verwandte des Mannes, die ihn nach eigenen Angaben im September 2015 nach knapp zwei Jahren erstmals wieder gesehen hatte. Der Frau zufolge, auf deren Betreiben hin der 25-Jährige ins Pfalzklinikum gebracht worden war, hatte dieser eine sehr unschöne Kindheit. Hier liege wohl auch der Grund für die Erkrankung. Ein psychiatrischer Gutachter meinte, dass der gelegentliche Cannabiskonsum des Frankenthalers zum Ausbruch der Erkrankung beigetragen habe. Er empfahl die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus. Nicht sicher war sich der Gutachter, ob die Steuerungsfähigkeit des 25-Jährigen bei den Angriffen eingeschränkt oder aufgehoben war. Nur bei Letzterem ist ein Freispruch möglich. So wie die Freundin des Angeklagten die Angriffe schildere, gehe sie von einer eingeschränkten Steuerungsfähigkeit aus, so die Staatsanwältin. die zwei Jahren und vier Monate Haft und die Unterbringung forderte. Anders sahen dies Alexander Groß, Anwalt des 26-Jährigen, und die Kammer. Die Angriffe zeigten eine Wahnsymptomatik. „Zeigen Sie Einsicht in Ihre Krankheit, dann haben Sie die Chance, wieder ein Familienleben zu führen“, sagte André Morio, Anwalt der 26-Jährigen, zum Freund seiner Mandantin. „Sie sind kein böser Mensch, Sie sind krank, lernen Sie, mit Ihrer Krankheit umzugehen“, appellierte Richter Sauermilch. (ann)

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