Frankenthal Lieder mit Nachhall

Mit überwiegend traurigen Songs gute Stimmung zu verbreiten, ist gar nicht so einfach. Maxim hat es am Sonntagabend beim Festival Jazz and Joy in Worms geschafft, seiner Melancholie einen positiven Schub mitzugeben, der die Besucher auf dem Marktplatz nicht nur zum Feiern gebracht hat, sondern auch zum Nachdenken.

Für alle, die sich nicht ganz sicher waren, welches Konzert sie gerade besuchen, gab es Hilfe in Form von riesengroßen Buchstaben, die an der Bühnenrückwand den Namen des Künstlers bildeten. Mit seiner schwarzen Lederjacke, die Gitarre umgehängt, gab sich Maxim zunächst als Rocker – als ein ziemlich nachdenklicher Rocker, der sich nicht scheut, sein Innerstes nach außen zu kehren. So fiel ihm auch nicht jede Anmoderation leicht. „Seit 32 Jahren beobachte ich die Welt, 25 davon bewusst. Früher war ich oft sauer auf bestimmte Dinge und dann bin ich erwachsen geworden und habe die Wut verloren“, versuchte er sich an einer Erklärung seines Songs „Wut“. Darin bringt er mit ruhigen Tönen – sowohl musikalisch als auch textlich – zum Ausdruck, dass es manchmal besser ist, wütend zu sein, als gleichgültig durch den Alltag zu marschieren. Doch Maxim beherrscht nicht nur die leisen, sanften und stillen Töne. Auch rockig, kraftvoll und laut steht ihm äußerst gut wie beispielsweise bei „Pfennig ohne Glück“, das mit einem mystisch, fast schon dramatisch anmutenden Beat daherkommt. „Haus aus Schrott“ und „Übermensch“ sind, ausgestattet mit schnelleren Rhythmen und poppigeren Elementen, für Maxims Verhältnisse fast schon fröhlich ausgefallen. Rockig und mit ordentlich nachhallenden Klängen präsentierte sich „Immer einen Kopf“ – durchaus passend. Handelt das Lied doch von der TV-Landschaft, die mit immer neuen und noch langweiligeren Formaten aufwartet. In „Schaufenster“ thematisiert Maxim das „käufliche Glück“ und überzeugte hier mit rockigen Tönen, zu denen seine leicht kratzige und raue Stimme perfekt passte. Diese entfaltete ihre Wirkung auch bei den eher balladesk gehaltenen Stücken, wie „Staub“, bei dem die dominierenden Klavier- und Streicherklänge Gänsehaut verursachten. „Nicht so schüchtern Leute“, meinte Maxim lachend, während er bei einem Song die Leute zum Mitklatschen aufforderte. Dabei sei er selbst, wie er sagt, „kein Robinson-Club-Animationstyp“. Im Gegenteil: Er nahm sich während des Konzerts eher zurück, blieb meistens auf einer Stelle stehen und ließ einfach seine Musik sprechen – große Gesten brauchte er auch gar nicht. Seine bescheidene Art und die Intensität seiner Lieder, die es schafften, trotz der eher düsteren Grundhaltung nicht aufs Gemüt zu drücken, sondern eher eine befreiende Wirkung zu erzeugen, reichten völlig aus, um präsent zu sein. Das zeigte ganz deutlich seine Akustik-Version von „Vielleicht in einem anderen Leben“, bei dem seine vierköpfige Band die Bühne verließ. Da gab es nur ihn und seine Gitarre und fast völlige Stille im Publikum. Selbst als er sich für einen kurzen Moment verspielte und die Strophe neu ansetzte, brachte dies die Stimmung nicht zum Kippen, denn es war generell schwer, sich der Wirkung der poetischen Texte und der eingängigen Arrangements zu entziehen. Reichlich Applaus gab es für die Single „Meine Soldaten“, die Maxim extra verlängerte. Viele Besucher hätten sich sicherlich auch eine Verlängerung des Konzerts gewünscht, das der Sänger mit dem Lied beendete, das gleichzeitig auch sein Lebensmotto darstellt: „Lieber bluten als frieren“ – seine Namensbuchstaben erstrahlten dazu in leuchtendem Rot – ein passender Abschluss für ein tolles Konzert, das noch lange in den Köpfen nachgehallt haben dürfte.

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