Frankenthal Konzert raubt Publikum den Atem

Mit einem beeindruckenden Abschlusskonzert im Konzertsaal der Städtischen Musikschule fand der mittlerweile neunte Internationale Meisterkurs für Violine in Frankenthal seinen Abschluss. Heuer waren gut Dreiviertel der vierzehn Teilnehmer Studenten bei der Professorin an der Hochschule für Musik und Theater Rostock. Was die zwölf Meisterschüler am Sonntagmorgen auf die Bühne brachten, raubte dem Publikum oft den Atem.

Das Abschlusskonzert war ein echtes Aha-Erlebnis. Wer dieses schon öfter verfolgt hatte, sah, wie die jungen Künstler aus Deutschland, Südkorea und den USA immer weitere Höhen des musikalischen Parnass erklommen. Hochvirtuose Werke, unter anderem von Pablo de Sarasate, Niccolo Paganini, Fritz Kreisler und Nathan Milstein, wurden in faszinierendem Spiel dargeboten. Trotz der großen Klasse aller Beiträge dürfen einige Talente getrost hervorgehoben werden. So die Carmen-Fantasie op. 25 von Sarasate, die von der jüngsten Teilnehmerin, der 15-jährigen Anna Wassenberg, mit energischem Strich und viel Temperament interpretiert wurde. Die Schülerin von Christiane Hutcap spielt abgeklärt und mit großem Ton. Die Habanera strotzt von Nachdruck und Charakter. Wasserberg setzte ihre zugreifende Spielweise nach leidenschaftlichen vollen Akkorden auch im Flageolett akzentuiert fort. Das Publikum war gefesselt und ließ sich in einer Pause vor Begeisterung zu einem Zwischenapplaus hinreißen. Ganz anders das Allegro Vivo aus Claude Debussys Sonate g-Moll für Violine und Klavier des einzigen Teilnehmers aus der gastgebenden Musikschule, dem Beindersheimer Marc Lohse. Ausdrucksstark gestaltete er das Werk, entlockte seinem Instrument eine Fülle von Klangfarben und erschloss so dem Zuhörer ungewöhnliche Aspekte musikalischer Ästhetik. Die Berlinerin Franzisca Kussmaul brachte die weiteren Sätze des Spätwerks des französischen Meisters zu Gehör. In intensiver Zwiesprache mit dem auf Augenhöhe musizierenden Klavier präsentierten Kussmaul und die Pianistin Ayumi Janke das weit in die Moderne weisende Werk in zauberhafter Klangwirkung. Der Südkoreaner Daewon Kim hatte sich ganz der populären virtuosen Violinkunst verschrieben. Fritz Kreislers Caprice Viennois für Violine und Klavier hauchte er einen Wiener Odem ein, als wäre er zwischen Heurigen und Wiener Philharmonikern aufgewachsen. Der Künstler schwelgte in Volkston und Pustafeuer, spielte die hochvirtuosen Passagen mit luftiger Leichtigkeit und gab ganz den dämonischen, in sich versunkenen Geigenmagier. Zum Abschluss stand eine musikalische Delikatesse auf dem Programm. Katja Anna Wieck, die schon zuvor mit Niccolo Paganinis „Le Streghe“ beeindruckt hatte, gab mit Ruth Sophie Furthmann die Passacaglia für Violine und Viola nach Georg F. Händel aus der Feder von Johan Halvorsen zum Besten. Das Werk ließ die kunstvolle Architektur barocker Formen hervortreten, die beiden Künstlerinnen sezierten dieses Genre gekonnt in perfektem Zusammenspiel. Bettina Hentrich, Violinlehrerin der Frankenthaler Musikschule, und die Professorin aus Rostock waren außerordentlich zufrieden. „Es war hier schon immer ganz besonders intensiv und außergewöhnlich, man denkt das könne man nicht mehr toppen“, gestand Hutcap nach dem Konzert. Sehr gut habe sie es gefunden, dass die Kursteilnehmer ausnahmslos Angefangenes zu Ende gebracht hatten, entweder ihr Repertoire perfektionierten oder aber ein neues Stück angingen und auf die Bühne brachten. „Hier ist immer eine besondere Atmosphäre“, bekannte die Musikpädagogin, „das genießen wir sehr.“ Die Kursteilnehmer hätten ein außergewöhnliches Arbeitspensum geschafft. „Wir kommen um neun und gehen um acht“, sagte Hutcap – und dies an acht zusammenhängenden Unterrichtstagen. Musiklehrerin Bettina Hentrich dankte allen für ihren Einsatz. Besonderen Dank verdiene die unermüdliche Klavierbegleiterin Ayumi Janke.

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