Frankenthal Kommentar: Spät – aber nicht zu spät

Die Wucht der Reaktionen auf den Beschluss zur Umbenennung des

Rathausplatzes hat die CDU kalt erwischt. Dass sie einlenkt, ist klug.

Es wird einiges an Mühe kosten, jenes Porzellan wieder zusammenzufügen, das die CDU mit ihrer Sturheit am Mittwoch in einer tatsächlich denkwürdigen Ratssitzung zerdeppert hat – völlig ohne Not übrigens. Vor allem muss sie nun glaubhaft bei den anderen Fraktionen um verlorenes Vertrauen werben. Mit der Einsicht, das alles so nicht gewollt und die Stimmung in der Bevölkerung falsch eingeschätzt zu haben, ist es nicht getan. Die Christdemokraten müssen in den Gesprächen, die mit den unterlegenen Fraktionen zu führen sein werden, Kompromissfähigkeit zeigen und sich als ehrlicher Makler der Idee einer Würdigung Helmut Kohls im öffentlichen Raum der Stadt beweisen. Das große Rätsel bleibt, warum die erfahrenen Kämpen Christian Baldauf und Tobias Busch beim Rathausplatz ihr politischer Instinkt so vollkommen im Stich gelassen hat. Selbst glühendste Anhänger des Altkanzlers, dessen Verdienste um die Deutsche Einheit so unbestritten sind wie jene um Europas Einigung, mussten doch im Juni, als er starb, erkennen, dass der „schwarze Riese“ fast 20 Jahre nach seiner Abwahl immer noch so stark polarisiert wie nur wenige andere Politiker. Diese Tatsache in Kombination mit der Art und Weise, wie der Beschluss durch den Stadtrat geboxt wurde, hat die Frankenthaler schlicht geärgert. Das haben sie in großer Zahl kundgetan – mit Leserbriefen, in rasch gegründeten Protestgruppen im Internet oder mit einer Unterschriftensammlung. Unter diesen Vorzeichen den Beschluss zur Umbenennung knallhart durchziehen zu wollen, wäre (kommunal-)politischer Selbstmord gewesen. Insofern: Der kluge Schritt einzulenken, kommt spät – aber nicht zu spät.

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