Frankenthal Klassiker und Neuheiten

Eröffnet werden die Festspiele von der Göteborgs Operans Danskompani mit „Icon“.
Eröffnet werden die Festspiele von der Göteborgs Operans Danskompani mit »Icon«.

Elf Tanzproduktionen und sieben Schauspielinszenierungen erwarten die Besucher der Festspiele Ludwigshafen vom 21. Oktober bis 9. Dezember. Die Werkschau ist dem Wiener Burgtheater gewidmet.

Zum Auftakt tritt am 21. Oktober die Göteborgs Operans Danskompani auf. Die schwedische Truppe zeigt die sehr unterschiedlichen Tanzstücke „Noetic“ und „Icon“: Das eine ist ästhetisch und visuell ausgerichtet, das andere theatralisch. Weitere herausragende Tanzproduktionen kommen vom Nederlands Dans Theater 1, darunter die brandneue Choreographie „New Creation“. Olivier Dubois, Leiter des französischen Ballet du Nord, entführt mit „Auguri“ in die mythische Vorzeit. Das Choreographen-Duo Honji Wang aus Frankfurt und Sébastien Ramirez aus Frankreich arbeitet in „Borderline“ mit dem Vokabular des Hip-Hop und erzeugt mit Seilen den Eindruck von Schwerelosigkeit. Anne Teresa De Keersmaekers „Rain“ zur Musik von Steve Reich wurde vor 15 Jahren uraufgeführt und ist inzwischen ein Klassiker des modernen Tanzes. In neuer Besetzung ist das Stück nun wieder auf Tour. Mit der slowenischen EnKnap Group bestreitet tanzmainz, die Truppe Honne Dohrmanns, des Kurators des Tanzprogramms der Festspiele, einen Abend. Einen sehr afrikanischen Schwanensee bietet die südafrikanische Tänzerin und Choreographin Dada Masilo. Außerdem ist auf der großen Bühne noch einmal Helena Waldmanns „Gute Pässe, schlechte Pässe“ zu sehen, das im März in Ludwigshafen Premiere hatte. Auf der Hinterbühne führt der Tänzer Alexander Vantournhout durch eine tragische Autobiografie des Körpers: Dabei setzt sich der aus Venezuela stammende und in Montreal lebende José Navas in „Rites“ tanzend mit dem Problem des Alterns für einen Tänzer auseinander. In „A Dance Tribute to the Art of Football“ schließlich setzt sich die norwegische Jo Strømgen Kompani satirisch mit Fußball auseinander. Das renommierte Wiener Burgtheater bildet mit vier Gastspielen den Schauspiel-Schwerpunkt. Den Anfang macht Arthur Schnitzlers „Professor Bernhardi“. Darin geht es um Mobbing und Rufmord an einem Mediziner. Die Hauptrolle spielt Joachim Meyerhoff, der mit seinen autobiografischen Romanen auch als Schriftsteller sehr erfolgreich ist. Das von Dieter Giesing werkgetreu in Szene gesetzte Stück nennt Intendant Tilman Gersch sehr aktuell. Ferner ist das Burgtheater mit Inszenierungen der von Elfriede Jelinek neu bearbeiteten Komödie „Die Affäre Rue de Lourcine“ von Eugène Labiche, mit Harold Pinters „Geburtstagsfeier“ und Yasmina Rezas neuer Komödie „Bella Figura“ zu sehen. Tilman Gersch selbst steuert eine Inszenierung des Monologs „Judas“ der niederländischen Autorin Lot Vekemans bei. Timo Tank spielt darin die Rolle des Judas, des Verräters und Denunzianten Jesu. In Ludwigshafen wird der tiefgründige Text über Schuld in drei Kirchen aufgeführt: am 22. Oktober in der Martinskirche, am 29. Oktober in der Friedenskirche und am 12. November in der Melanchthonkirche (jeweils 17 Uhr). Auch ein Konzert gehört wieder zu den Festspielen. The Residents aus San Francisco zählen zu den Vorreitern experimenteller Musik. Die maskiert und in Frack und Zylinder auftretenden Musiker machen auf ihrer „In Between Dreams“-Tournee Station im Pfalzbau. Am Vorabend des Reformationsfestes am 30. Oktober ist in der Gesprächsreihe „Wort und Wein“ der Mannheimer Literatur- und Medienwissenschaftler Jochen Hörisch zu Gast. Es geht um Luther, aber auch um dessen Lieblingswein, den vom Aussterben bedrohten Malvasier. Die Festspiele haben einen Etat von 810.000 Euro, erwartet werden Einnahmen von 265.000 Euro, Zuschüsse und Sponsorengelder kommen von Land und BASF. Die Etatsituation ist damit weiter schwierig. Um klamme Theater nicht nur in Ludwigshafen geht es am 13. November bei einer Podiumsdiskussion.

Ende November kommt das Nederlands Dans Theater in den Ludwigshafener Pfalzbau.
Ende November kommt das Nederlands Dans Theater in den Ludwigshafener Pfalzbau.
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