Frankenthal Kernige Carbonara

Rockgitarrist Bernhard „Potsch“ Potschka liebte schon zu Spliff-Zeiten harte Riffs.
Rockgitarrist Bernhard »Potsch« Potschka liebte schon zu Spliff-Zeiten harte Riffs.

„Ein ziemlicher Prügel“, sagt Bernhard „Potsch“ Potschka und grinst. Damit bezeichnet der Gitarrist mehrere Stücke, die er für sein Album „In Rock“ geschrieben hat. Ins Frankenthaler Kulturzentrum Gleis 4 ist er am Donnerstag mit seiner Band gekommen, um vor allem Stücke seiner alten Formation Spliff zu spielen. Auch da hat er den Sound deutlich härter und direkter gemacht.

Spliff hatte in den 80er-Jahren einen neuen Sound. Der war geprägt von Herwig Mittereggers elektronischem Schlagzeug, den Synthieklängen von Reinhold Heil und den harten Rockriffs von Potschkas Gitarre. Das zusammen klang ungewöhnlich, frisch und vor allem sehr modern. Die deutschen Texte waren damals noch etwas Besonderes, deutschsprachige Popmusik hatte bei Weitem nicht den Stellenwert wie heute. „Potschka spielt Spliff“ ist in diesem Jahr als CD und, wie in alten Zeiten, auch als Vinyl erschienen. Das Album ist für den aus Würzburg stammenden Gitarristen eine Zeitreise – für die Zuhörer im Gleis 4 auch. Denn da sind vor allem Leute, die sich noch an die goldenen Zeiten von Spliff erinnern. Dazu gibt es Stücke des vorherigen Albums „In Rock“. Und in beiden Fällen wird ordentlich geknüppelt. „Déjà-vu“ war schon im Original vom schweren Gitarrenriff geprägt. Jetzt wirkt es noch mal tiefer gelegt. Potschkas Sound kommt aus einem Marshall-Verstärker mit riesiger Box, eine Ausrüstung die nur noch traditionsbewusste Rocker schleppen. Und Wolfy Ziegler fährt einen riesigen Bassturm auf, der ebenfalls einen recht wuchtigen Sound erzeugt. Es wummert schon ganz gut im Bauch, wenn man den beiden zuhört. Johannes Zeiss spielt auch nicht wie Mitteregger auf E-Drums, sondern haut ganz traditionell auf ein „normales“ Set – aber das ganz schön kernig. Die kleine Besetzung wird ergänzt durch Einspieler aus der Konserve, meist zusätzliche Gitarren, die Peter Stahl eingespielt hat. Schade, dass Stahl im Gleis 4 nicht auch auf der Bühne stand, ist er doch hier aus der Gegend und auch anwesend. Die neu arrangierten Spliff-Stücke klingen wesentlich direkter und mehr nach Hardrock, lassen aber immer noch etwas von der früheren Finesse spüren. Die „In Rock“-Stücke wirkten noch ein gutes Stück derber und fühlten sich schon etwas nach Metal an. Das meinte Potschka dann auch mit „Prügel“. Sänger Sven Amman klingt etwas angestrengt. Seine Stimme und seine Art zu singen wirken, als würde er einer bestimmten Klangvorstellung folgen, hätte aber Mühe damit. Zwischen dem in sich ruhenden Bassisten und dem auch eher statisch wirkenden Potschka hatte Amman etwas Mühe, die Rock’n’Roll-Stimmung anzuheizen. Die Party kam aber in Schwung, die Zuhörer hatten Lust darauf, und die Atmosphäre im Gleis 4 ist eigentlich immer für gute Laune förderlich. Und die Spliff-Fans kommen auf ihre Kosten. Es gibt die ganzen Hits zu hören: „Herzlichen Glückwunsch“, „Das Blech“. Und natürlich das bekannteste: „Carbonara“, bei dem auch kräftig mitgesungen wird. Potschka kann zufrieden sein.

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