Frankenthal Herausforderung Linksabbiegen

Zehn Prozent des Werts eines Fahrrads sollten in dessen Schloss investiert werden, sagte Polizist Alexander Koch zum Diebstahlsc
Zehn Prozent des Werts eines Fahrrads sollten in dessen Schloss investiert werden, sagte Polizist Alexander Koch zum Diebstahlschutz.

Das Radfahren sicherer machen und für die im Straßenverkehr lauernden vielfältigen Gefahren sensibilisieren – das war die Intention einer ebenso informativen wie lehrreichen Rundfahrt, bei der am Samstag rund 30 Teilnehmer – die Hälfte davon Kinder – unter Polizeischutz kräftig in die Pedale traten. Die Straßenverkehrsordnung wurde zwar beachtet, bisweilen aber etwas großzügig ausgelegt.

Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt. Dieser Grundsatz wurde zum Auftakt der Tour beherzigt, mussten doch Rathausplatz und Bahnhofstraße, eigentlich Tabuzonen für Radler, überwunden werden. Angeführt vom Frankenthaler Polizeichef Thomas Lebkücher und seinem Verkehrssachbearbeiter Alexander Koch bewegte sich der Tross zur Postunterführung, wo den Teilnehmern die erste Lektion erteilt wurde. „Am Zebrastreifen anhalten und das Fahrrad schieben, nicht die Vorfahrt erzwingen. Das gilt auch für Kinder.“ So lautete die Botschaft der uniformierten Ordnungshüter. Alexander Koch wartete mit alarmierenden Zahlen auf: In Frankenthal sei jeder dritte Verletzte im Straßenverkehr ein Radfahrer, obwohl diese Gruppe nur zu sieben Prozent an Unfällen beteiligt sei. Aufhorchen ließ auch seine Information, dass am Bahnhof bis zu 35 Fahrräder im Jahr gestohlen würden. Für einen effektiven Diebstahlschutz gelte die Faustregel: Zehn Prozent des Werts eines Fahrrads sollten in dessen Schloss investiert werden. In bedächtigem Tempo wurde die Fahrt über Neumayerring und Mahlastraße zum Jahnplatz fortgesetzt. Das Linksabbiegen bedeutete eine echte Herausforderung und war nur zu bewältigen, weil die Polizeibeamten den Autoverkehr stoppten. Demonstriert werden sollte mit dieser etwas gewagten und nicht zur Nachahmung empfohlenen Fahrweise, dass der Radweg auf der Ostseite der Mahlastraße nicht in Gegenrichtung befahren werden darf. „Fünf bis sechs Unfälle passieren pro Jahr an der Einmündung des Jahnplatzes“, erklärte Koch. Und prompt ertappte die Fahrradstreife einen (erwachsenen) Falschfahrer auf frischer Tat. Auf der Weiterfahrt wurde die radelnde Karawane mit einem Mix von Verkehrsbeziehungen konfrontiert: Bedarfsampel in der Benderstraße, geteilter Fuß- und Radweg, Zebrastreifen und signalgesteuerte Kreuzung auf dem Europaring. Kurze Verschnaufpause hinter der alten Stadtmauer am ehemaligen Kanalhafen. „Die Verkehrsführung ist in diesem Bereich sehr schwierig“, erklärte Koch und plädierte für die flächendeckende Einführung von Fahrradschutzstreifen, wie sie teilweise im Foltzring aufgemalt sind. „Da müssen wir aber noch dicke Bretter bohren“, meinte der Polizeibeamte. Sein Appell, im eigenen Interesse stets einen Helm zu tragen, gehörte zum Pflichtprogramm. Das gefährlichste und unfallträchtigste Pflaster stand den Radlern noch bevor: die Wormser Straße mit ihren unzähligen, den Radweg kreuzenden Ein- und Ausfahrten. Die Autofahrer nahmen diesmal Rücksicht auf die nicht zu übersehende Gruppe, es gab keine brenzligen Situationen. Auf dem Kaufland-Parkplatz folgten aus berufenem Munde noch ein paar Hinweise zur technischen Ausstattung der Fahrräder. „Bremsen, Licht und Reflektoren sind unverzichtbar“, betonte Koch. Für ihn war es eines der letzten Dienstgeschäfte in Frankenthal. Er wird in der kommenden Woche eine neue Aufgabe in Mainz übernehmen.

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