Frankenthal Gerockt wird gnadenlos

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Hannes Bauer hat den Spitznamen „Feuer“ – da ahnt man schon, wo es lang geht. Bauer ist ein echter Rock’n’Roller und seit Jahrzehnten treuer Gitarrist an der Seite von Udo Lindenberg. Zurzeit ist er mal wieder in eigener Sache unterwegs. Mit seinem Orchester Gnadenlos spielt Bauer am Sonntag, 22. November, ab 15 Uhr in der Icebar am Lambsheimer See.

Blues, Boogie und Rock, immer mit kernigem Sound aus dem aufgerissenen Marshall Halfstack. Slidegitarre spielt er auch schon mal mit dem Feuerzeug, mit dem er zuvor die Gitarre auf „Betriebstemperatur“ gebracht hat. Auf Bauers MySpace-Seite beginnt die Musik mit „Ich hau ab“, das ist eine Version von „I’m Goin’ Home“ von Ten Years After. Und zwar die schnelle, die Woodstock-Version. Bauer langt hin, wie damals Alvin Lee: superschnelle Licks, genau wie der Meister. Dafür braucht man flinke Finger, und die hat Bauer ohne Frage. Das Stück geht dann als rasanter Power-Boogie weiter. Es war 1979, als Udo Lindenberg Bauers Gitarrenspiel bei einer Session im Hamburger Club Chicago zum ersten Mal erlebte. Der Club war damals auch bei prominenten Musikern beliebt. Rocker wie Eric Burdon kamen nach ihren Shows vorbei und jammten mit der Hausband. Bauer spielte dort jedes Wochenende. Als Lindenberg vorbeikam, habe er ihn erst einmal ans Schlagzeug gesetzt – wohlwissend, dass Udo als Drummer angefangen hat und sogar bei Klaus Doldingers Passport gespielt hat. Mit dabei war der Rock’n’Roll Impresario Fritz Rau. Der habe Lindenberg erklärt, „des isch dei neuer Gitarrischd“. Und so war es auch, Bauer gehört seither zur Stammbesetzung von Lindenbergs Panikorchester. Angefangen hat Bauer angeblich auf einem Eierschneider. Im zarten Alter von sechs Jahren habe er entdeckt, dass aus dem „Pling“ der Saiten die Melodie „Hänschen klein“ entsteht, erzählt er. Seine Oma war davon so beeindruckt, dass sie ihm eine Wandergitarre aus dem Versandhauskatalog bestellte. Auf der brachte sich Klein-Hannes die damaligen Rock’n’Roll Hits selber bei. Mit 15 haute er von zu Hause ab. Sein Stiefvater hasste Rock’n’Roll und verbot ihm das Gitarrenspiel. In Hamburg spielte Hannes Bauer in diversen Bands, darunter Bockrock. „Hier habe ich das Musikmachen jenseits der drei Promille gelernt“, erinnert sich Bauer. Mit seiner dann folgenden Band Rockzirkus landete Bauer im Chicago Club. Parallel zur Arbeit mit Lindenberg gründete er das Trio Bauer, Garn & Dyke. Die rockten in ganz Deutschland. Dann wurden sie auch Vorgruppe bei Lindenbergs 1980er-Tour „Die Heizer kommen“. Den Tourauftakt feierte das Panikorchester in Speyer. Laut Bauer wurden dabei im Hotel sämtliche Kopfkissen aufgeschlitzt, die Küche geplündert und ein Ölbild mit einem Edding „verschönert“. Die 4000 Mark dafür haben die verkaterten Musiker am nächsten Tag beim Portier bezahlt. Geschichten aus dem Rock`n`Roll- Leben kann Bauer viele erzählen. Wie das Orchester Gnadenlos zu seinem Namen kam, ist auch so eine Anekdote: Wieder einmal hatte das Panikorchester nach der Show in einem Hotel die Sau rausgelassen. Lindenberg sei stocksauer gewesen und habe den stark schwächelnden Musikern am nächsten Tag erklärt: „Wer heute Abend Scheiße spielt, fliegt sofort raus.“ Dann, so erzählt Bauer, sei „das Wunder von Lippstadt“ passiert. Dort habe das Panikorchester voll konzentriert und makellos gespielt. Udo habe alle Musiker danach eingeladen und gesagt: „Ich hätte nicht gedacht, dass ihr überhaupt noch spielen könnt, so wie ihr heute morgen ausgesehen habt. Hut ab, ihr seid das Orchester Gnadenlos!“ Der Name sei geblieben, als Bauer mit anderen Musikern des Panikorchesters eine Band gründete, die Stücke des Bauer, Garn & Dyke Trios spielte und sich Orchester Gnadenlos nannte. Weil aber von denen keiner genug Zeit für regelmäßige Auftritte hatte, formierte Bauer 1984 das Projekt neu. Inzwischen besteht das Orchester Gnadenlos aus Bauer an der Gitarre, Schlagzeuger Philippe Candas und Martin Hofbauer am Bass. Bauer ist auch Liedsänger, die anderen beiden singen Background. Gerockt wird tatsächlich gnadenlos. Die Songs handeln oft von typischen Blues- und Rock-Themen: Frauen, Autos und geistigen Getränken, von denen es entweder zu viel oder zu wenig gibt. Info Hannes Bauer und sein Orchester Gnadenlos spielen am Sonntag, 22. November, 15 Uhr, in der Icebar am Lambsheimer See.

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